Pressemitteilung Nr. 593 vom 05.12.2025 „Unfallfrei statt Böllerei“: Aktionstag von Feuerwehr Potsdam und Kinderklinik zum „Tag des brandverletzten Kindes“

Das Team der Feuerwehr und Helferinnen und Helfern beim Tag des brandverletzten Kindes
© LHP

Das Team beim Tag des brandverletzten Kindes

Ein einziger Funke kann alles verändern. Ein Moment der Unachtsamkeit, ein falsch gezündeter Böller – und plötzlich ist nichts mehr wie zuvor. Anlässlich des Tages des brandverletzten Kindes am 7. Dezember 2025 haben die Feuerwehr Potsdam und das Team der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie am Klinikum Westbrandenburg heute in Potsdam gemeinsam einen Aktionstag für Schulklassen durchgeführt. Unter dem Motto „Unfallfrei statt Böllerei“ lernten 183 Schülerinnen und Schüler aus Grund- und weiterführenden Schulen aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark, wie man Unfälle mit Feuerwerkskörpern vermeidet und sicher durch die Festtage kommt. 

Jedes Jahr endet der vermeintlich harmlose Spaß mit Böllern und Raketen für viele Familien in der Notaufnahme. Explodierende Feuerwerkskörper zählen zu den häufigsten Ursachen für schwere Verbrennungen bei Kindern und Jugendlichen rund um Silvester. Um auf diese oft unterschätzte Gefahr aufmerksam zu machen, steht der diesjährige „Tag des brandverletzten Kindes“ am 7. Dezember unter dem Motto „Unfallfrei statt Böllerei“.

Ralf Krawinkel, Leiter der Feuerwehr Potsdam, sagt dazu: „Jedes Jahr erleben wir zu Silvester hautnah, wie gefährlich Feuerwerkskörper sein können – vor allem für Kinder und Jugendliche. Viele Unfälle passieren, weil Böller zu früh explodieren, unsachgemäß verwendet oder sogar manipuliert werden. Besonders tragisch ist, dass dabei oft Unbeteiligte verletzt werden. Deshalb unterstützen wir das Motto ‚Unfallfrei statt Böllerei‘ ausdrücklich und appellieren an alle, achtsam zu sein und nur zugelassenes Feuerwerk zu benutzen – oder ganz darauf zu verzichten.“

Wenn Sekunden alles verändern

„Ein unsachgemäß gezündeter Böller, eine verirrte Rakete, selbst der Funke einer Wunderkerze – all das kann in Sekunden lebenslange Narben hinterlassen“, warnt Susanne Falk, Vorstandsvorsitzende von Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder e.V. „Besonders häufig sind Kinder betroffen, die ungeschützt neben zündelnden Erwachsenen stehen oder selbst mit Pyrotechnik hantieren.“ 

Besonders alarmierend ist, dass Feuerwerksartikel der Kategorie F1 ganzjährig frei erhältlich sind – auch für Kinder ab 12 Jahren. Das betrifft zwar „nur“ Wunderkerzen, Knallerbsen, Tischfeuerwerk, Kreisel, Bodenwirbel etc., doch nicht selten stammt solches F1-Feuerwerk aus fragwürdigen Quellen. „Und natürlich muss man auch mit diesem einfachen Feuerwerk verantwortungsvoll umgehen, damit Verletzungen vermieden werden“, so Ralf Krawinkel.

„Selbst vermeintlich harmloses Kinder-Feuerwerk kann schwere Verletzungen verursachen“, berichtet Dr. med. Petra Degenhardt, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie in Potsdam. „Die Folgen sind oft dramatisch: Verbrennungen im Gesicht, an Händen oder am Oberkörper, Verlust von Gewebe, Hörschäden, psychische Traumata. Deshalb ist Aufklärung so wichtig. Wenn Eltern und Kinder wissen, worauf sie achten müssen, könnten viele Unfälle verhindert werden.“ 

Auf dem Gelände der Feuerwehr Potsdam wurden den Schülerinnen und Schülern am Aktionstag an verschiedenen Stationen Gefahrensituationen vorgestellt und simuliert sowie einfache Maßnahmen der Ersten Hilfe demonstriert und geübt. Dabei wurde besonders darauf geachtet, die Inhalte aus der Perspektive von Kindern verständlich und zugänglich zu vermitteln. Darüber hinaus gewährte die Feuerwehr Potsdam Einblicke in ihre Wache, einschließlich spezieller Trainings- und Ausbildungsräume. Auch Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst konnten aus nächster Nähe besichtigt werden.

 

Tipps zum richtigen Umgang mit Feuerwerkskörpern

Damit aus Spaß kein Unglück wird, sollten folgende Tipps im Umgang mit Feuerwerkskörpern beherzigt werden:

  • Nur geprüftes Feuerwerk mit BAM-Nummer und CE-Zeichen verwenden. Sicherheitshinweise der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung https://www.bam.de/Navigation/DE/Aktuelles/Silvester/silvester.html
  • Kinder auf die Gefahren durch Feuerwerkskörper aufmerksam machen und niemals unbeaufsichtigt mit Feuerwerkskörpern hantieren lassen. 
  • Wer Alkohol getrunken hat: Hände weg von Feuerwerkskörpern. Alkohol macht unvorsichtig.
  • Das Abbrennen von Feuerwerk in geschlossenen Räumen ist streng verboten.
  • Feuerwerkskörper niemals am Körper tragen oder in Hosentaschen stecken, sie können sich durch Reibung entzünden.
  • Sicherheitsabstand zum Feuerwerk einhalten und Böller oder Raketen nie aus der Hand zünden. 
  • Feuerwerkskörper nie selbst basteln oder manipulieren. Sie sind besonders gefährlich, da sie zu früh oder viel stärker explodieren können als erwartet.
  • Silvesterraketen kippsicher aufstellen und nicht von Balkonen oder Fenstern abschießen. Äste, Balkone oder andere Hindernisse dürfen nicht in der Flugbahn der Feuerwerkskörper sein.
  • Raketen zu keiner Zeit auf Personen richten.
  • Auf Wunderkerzen verzichten – sie werden bis zu 1.200 °C heiß! Knicklichter oder LED-Leuchtstäbe machen ebenfalls Spaß.
  • Blindgänger niemals ein zweites Mal anzünden. Funktioniert das Feuerwerk nicht, mindestens 15 Minuten warten und sich in dieser Zeit nicht nähern. Danach kann das Feuerwerk zum Beispiel in einen mit Wasser gefüllten Eimer gelegt und anschließend im Hausmüll entsorgt werden.

Erste Hilfe an Silvester: Das können Sie selbst tun

  • Verbrennungen: Bei leichteren Verbrennungen die betroffene Stelle mindestens 20 Minuten lang mit fließendem, kühlem Wasser (nicht eiskalt!) kühlen. Beim Kühlen das Kind warm einpacken, ansonsten droht ein Wärmeverlust. Bei großflächigen Verbrennungen nicht kühlen sondern den Rettungsdienst über die 112 rufen. 
  • Handverletzungen: Blutende Wunden vorsichtig mit Leitungswasser säubern. Größere Wunden sofort mit sauberem Tuch abdecken; keine Hausmittelchen, wie z. B. Quark verwenden. Bei größerem Blutverlust den Rettungsdienst rufen. Falls Finger oder Fingerteile abgerissen wurden, versuchen diese zu bergen, um sie den Rettungskräften mitzugeben. 
  • Abgerissene Finger: Finger in ein möglichst keimfreies Stück Stoff einwickeln (keinen Zellstoff verwenden), nicht in Kontakt mit Wasser gelangen lassen und in einen Plastikbeutel packen. Diesen Beutel nur von außen kühlen. Die Wunde an der Hand mit sauberem Verbandzeug abdecken.
  • Augenverletzungen: Typische Augenverletzungen an Silvester entstehen durch eingedrungene Fremdkörper und Verbrennungen. In beiden Fällen umgehend den Notruf 112 wählen. Bei einer Augenverletzung immer beide Augen verbinden, damit das verletzte Auge nicht mehr bewegt wird. Wenn keine Sehstörungen (Doppelbilder Verschwommensehen, etc.), kein Fremdkörpergefühl, keine Lichtscheu, kein vermehrtes Tränen oder Blinzeln auftritt, keine Rötung oder sichtbare Verletzungszeichen vorhanden sind, ist eine Verletzung im oder am Auge sehr unwahrscheinlich und ein zunächst abwartendes Vorgehen gerechtfertigt.

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