Heute präsentierte die Beauftragte für Kinder- und Jugendinteressen der Landeshauptstadt Potsdam, Stefanie Buhr, ihren ersten Bericht vor der Stadtverordnetenversammlung. Der Bericht fasst zentrale Entwicklungen, Erfahrungen und Herausforderungen der Kinder- und Jugendpolitik zusammen und zeigt auf, wie weit die Stadt auf dem Weg zu mehr Kinder- und Jugendfreundlichkeit bereits gekommen ist – und wo weiterer Handlungsbedarf besteht.
„Eine kinder- und jugendfreundliche Verwaltung geht weit über die Durchführung einzelner Projekte hinaus. Es bedarf einer klaren Haltung, verlässlicher Strukturen und politischer Prioritäten, die junge Menschen in allen kommunalen Entscheidungen berücksichtigen. Beteiligung findet bereits an vielen Stellen statt – jetzt müssen die Ergebnisse noch transparenter in kommunale Entscheidungen überführt werden“, sagt Stefanie Buhr.
Seit Inkrafttreten des heutigen § 19 der Brandenburgischen Kommunalverfassung im Jahr 2018, der Kommunen zur Kinder- und Jugendbeteiligung verpflichtet, hat die Landeshauptstadt Potsdam eine breite Palette an Beteiligungsverfahren mit Kindern und Jugendlichen umgesetzt. Von Stadtentwicklungsprozessen über die Planung von Schulhöfen sowie Spiel- und Freiflächen bis hin zum neuen Kinder- und Jugendbudget ermöglicht dies jungen Menschen erstmals, eigene Ideen eigenständig zu entwickeln und umzusetzen. Die Beteiligungsverfahren wurden überwiegend vom Kinder- und Jugendbüro des Stadtjugendrings Potsdam e. V. begleitet – in enger Zusammenarbeit mit der Beauftragten für Kinder- und Jugendinteressen, der WerkStadt für Beteiligung, Schulen, Horten, Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, freien Trägern sowie kommunalen Bereichen und Planungsbüros.
Besorgniserregend ist dagegen die Entwicklung der gesellschaftlichen Haltung, die jungen Menschen unter anderem im öffentlichen Raum begegnet. Eine kinder- und jugendfreundliche Stadt gestalte öffentliche Räume gemeinsam mit jungen Menschen und stelle ihnen Orte zur Verfügung, die sicher, zugänglich, attraktiv und niedrigschwellig nutzbar sind. Potsdam verfügt zwar über vielfältige und qualitativ hochwertige Freizeit-, Sport- und Kulturangebote, doch ist der Zugang nicht überall gleich. Kommerzialisierung und Flächenknappheit erschweren zudem die Schaffung selbstverwalteter Räume. Jugendliche berichten, dass sie sich im öffentlichen Raum häufig unerwünscht fühlen.
Stefanie Buhr richtet daher einen klaren Appell an Verwaltung, Politik, Institutionen, Träger, Gewerbe und die Potsdamer Stadtgesellschaft: „Es braucht keine neuen Vorschriften, sondern neue Haltungen: Junge Menschen gehören selbstverständlich ins Stadtbild. Eine kinder- und jugendfreundliche Stadt entsteht nur gemeinsam. Jede Entscheidung kann dazu beitragen – oder sie verhindern. Was nehmen sie für ihr zukünftiges Leben an Erfahrungen mit, wenn sie permanent Ausgrenzung und Missgunst erfahren? Wir müssen im Kontakt bleiben, Kinder und Jugendliche in ihren Lebensrealitäten wahr- und ernst nehmen.“
Der vollständige Bericht ist unter www.potsdam.de/jahresbericht-kinder-und-jugendinteressen eingestellt.
Benennung der Mitglieder des Kinder- und Jugendbeirats
Ein wichtiger Teil der Teilhabe von Kindern und Jugendlichen ist der Kinder- und Jugendbeirat der Landeshauptstadt Potsdam (KJB). Die neuen Mitglieder wurden ebenfalls heute offiziell durch die Stadtverordnetenversammlung benannt. Das Gremium ist seit kurzer Zeit in der Hauptsatzung verankert und startet nun – nach einem öffentlichen Aufruf und einer Jugendkonferenz am 6. November – erstmals in seine zweijährige Amtszeit.
„Ein Kinder- und Jugendbeirat ist kein Feigenblatt – er bündelt Perspektiven, bringt Anliegen strukturiert in die Politik ein und macht Beteiligung für junge Menschen ernstzunehmend. Gleichzeitig kann er nicht alle Stimmen abbilden oder persönliche Begegnungen vor Ort ersetzen. Deshalb brauchen wir beides: ein formales Selbstvertretungsgremium und starke Beteiligungsstrukturen, die in alle Stadtteile hineinreichen – nur so entsteht echte Repräsentation“, sagt Stefanie Buhr.
Insgesamt zwölf junge Menschen zwischen 10 und 27 Jahren haben sich bereit erklärt, im Beirat mitzuwirken und ihre Perspektiven aktiv in kommunale Entscheidungsprozesse einzubringen. Am 9. Dezember findet die nächste Sitzung statt. Den neugewählten Mitgliedern ist es wichtig, die Vielfalt von Kinder- und Jugendinteressen breiter abzubilden. Um das Vorgehen in der Kommunalpolitik besser zu verstehen, nehmen die Beiratsmitglieder im Februar an einem Workshop teil, der die Beiratsarbeit strukturiert und die Abläufe von kommunalpolitischen Entscheidungsfindungen erklärt.
Interessierte junge Menschen können sich weiterhin dem Beirat anschließen oder sich einfach an den Sitzungen beteiligen, eigene Anliegen einbringen und zu laufenden Themen mitdiskutieren. Der Beirat freut sich über Anfragen zum Austausch und ist erreichbar unter kjbeirat-potsdam@rathaus.potsdam.de. Mehr Infos zur Arbeit des Kinder- und Jugendbeirats sowie die nächsten Sitzungstermine sind unter www.potsdam.de/kj-beirat zu finden.