Vom 22. November 2025 bis 22. März 2026 zeigt das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte die Ausstellung „Theo von Brockhusen. Farben im Licht – Künstler des deutschen Impressionismus“. Sie würdigt einen außergewöhnlichen Maler, der ab 1904 in Berlin lebte, aber seine wichtigsten Werke am Schwielowsee in Geltow schuf. Die große Schau auf zwei Etagen vereint eine umfassende monografische Werkschau Brockhusens und einen zweiten Ausstellungsteil mit Werken seiner künstlerischen Weggefährtinnen und Weggefährten wie Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Max Liebermann und Karl Hagemeister, die die Kunst der Moderne in Berlin und Brandenburg prägten.
„Es ist ein glücklicher Umstand, dass gerade das Potsdamer Umland um 1900 zum Ursprungsort der Freilichtmalerei wurde – einer Bewegung, die den Beginn einer Epoche markierte und die deutsche Kunst nachhaltig prägte“, erklärt Torsten Wiegel, Beigeordneter für Bildung, Kultur, Jugend und Sport der Landeshauptstadt Potsdam.
Die Landschaftsmalerei des deutschen Impressionismus zählt zu den Schwerpunkten der Kunstsammlung des Potsdam Museums. „Seit der Gründung des städtischen Museums 1909 bewahren wir bedeutende Werke jener Wegbereiter der Moderne, die in Potsdam und Umgebung wirkten – darunter auch Heinrich Basedow d. Ä., Philipp Franck und Karl Hagemeister. Die stetig gewachsene Sammlung spiegelt das bürgerliche Engagement und die Sammelleidenschaft der Gründerjahre wider“, so Hannes Wittenberg, stellvertretender Direktor des Potsdam Museums.
Der Künstler Theo von Brockhusen (1882–1919) liebte das Licht und die Farben. Sein Werk zählt zur kunsthistorischen Epoche des deutschen Impressionismus. Innerhalb kürzester Zeit hatte er als Nachwuchskünstler durch seine Förderer Max Liebermann und Paul Cassirer in Berlin Anerkennung gefunden und wurde in die besondere Künstlerriege der Berliner Secessionisten aufgenommen. 1907 wurde Brockhusen zum ordentlichen Mitglied ernannt und stellte im Kunstsalon Cassirer sowie in den Ausstellungen der Berliner Secession seine Werke aus.
Wie viele seiner Künstlerkolleginnen und -kollegen reiste Brockhusen auch in andere europäische Länder und setzte sich dort mit den avantgardistischen Malern des Impressionismus als Inspiration für sein eigenes Werk auseinander. Dabei verbrachte er den Großteil seiner Schaffensjahre in Brandenburg und widmete sich dem farbprächtigen Licht- und Schattenspiel der Havellandschaft. Nach seinem frühen Tod geriet er jedoch bald in Vergessenheit.
„Licht und Atmosphäre stehen im Mittelpunkt seines Schaffens und zeichnen ihn als prägenden Vertreter der Berliner und der Freien Secession aus. Welche Bedeutung hat sein Vermächtnis heutzutage“, umreißt Dr. Hendrikje Warmt, Kuratorin und wiss. Mitarbeiterin der Sammlung Moderne und Zeitgenössische Kunst am Potsdam Museum, eine der Kernfragen der Ausstellung und ergänzt: „In Kunstarchiven fand ich heraus, dass der Galerist Ferdinand Möller dem bereits verstorbenen Maler Brockhusen 1925 eine posthume Einzelausstellung widmete. Bewusst wählte er Potsdam als Ausstellungsort aus, da das ausgereifte malerische Werk des Künstlers in Brandenburg entstanden war. Umso erfreulicher ist das Jahr der Sonderausstellung gewählt: 2025 – 100 Jahre später – würdigt das Potsdam Museum Brockhusen an seinem Sehnsuchtsort mit einer chronologischen Werkschau“.
Berlin-Motive reizten Brockhusen nicht, denn er war auf der Suche nach „Farben im Licht" – und genau das fand Brockhusen in Baumgartenbrück am Schwielowsee. Aus verschiedenen Perspektiven und zu unterschiedlichen Tageszeiten malte er das Havelufer, die Baumgartenbrücke und das Gasthaus mit dem auf einer Anhöhe liegenden Herrmannschen Obstgarten.
„Drei Jahre verlebte ich hier die schönste Zeit, fand mehr als reine Schönheit – (Harmonie) der Natur. Die Harmonie scheint alles hier zu einem Klange zu verbinden, so dass ich glaube, dass ohne die Besitzerin des Gastlichen Hauses, ohne dies von ihr unermüdlich geleitete, so gastliche Haus, Baumgartenbrück, ein fremdes würde“, schrieb Theo von Brockhusen im Juni 1909 in das Gästebuch der Familie Herrmann in Baumgartenbrück. Dieser Eintrag verdeutlichte seine innere Verbundenheit mit diesem Stück Erde und brachte zugleich seine glückliche Emotion zum Ausdruck, das gefunden zu haben, was seine künstlerische Arbeit vervollkommnete. Die Havellandschaft inspirierte ihn zu großformatigen Rundblicken – kompositorisch meisterlich gesehen, farblich erspürt.
Theo von Brockhusen wusste um die Schönheit der märkischen Natur und deren künstlerische Entdeckung um 1900, wie auch seine Künstlerkolleginnen und -kollege, Freunde und Weggefährten. Ergänzt durch Werke von Max Liebermann, Lovis Corinth, Philipp Franck, Käthe Kollwitz, Fritz Klimsch, Georg Kolbe, Karl Hagemeister, Dora Hitz, Walter Leistikow, Emil Pottner, Lesser Ury und Julie Wolfthorn wirft die Ausstellung zugleich einen Blick auf die Entwicklung des deutschen Impressionismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das topographische, miteinander in Beziehung stehende Netzwerk der Künstlervereinigung – Berlin-Potsdam-Havelland – wurde bei der Werkauswahl berücksichtigt und zeigt das Geflecht der Künstlerviten anhand von Arbeits- und Lebensorten. Atmosphäre und Licht rückten in den Mittelpunkt der Farb- und Formauffassung der deutschen Moderne.
Insgesamt präsentiert die Ausstellung 114 Werke, darunter Gemälde, Zeichnungen, Dokumente und Fotografien. Den Schwerpunkt bilden 49 Arbeiten von Theo von Brockhusen sowie 46 Werke weiterer Künstlerinnen und Künstler. Zusätzlich geben 19 ausgestellte Dokumente und Fotografien spannende Einblicke in die Zeit und das kreative Umfeld.
Die Werkschau Brockhusens wird durch deutschlandweite Leihgaben aus privaten Kunstsammlungen und Museen ermöglicht. Die Ausstellung wird mit einem umfangreichen Katalog und einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm begleitet.
Leihgaben aus öffentlichen Museen, Kunststiftungen und aus privaten Kunstsammlungen
- Berlinischen Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
- Stiftung Stadtmuseum Berlin
- Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
- Kunstforum Ostdeutsche Galerie (Regensburg)
- Buchheim Museum der Phantasie (Bernried am Starnberger See)
- Sammlung Karl H. Knauf (Berlin)
- Museum Stiftung Schlösschen im Hofgarten (Wertheim)
- Museum der Havelländischen Malerkolonie (Ferch)
- Kunststiftung Dr. Hans-Joachim und Elisabeth Bönsch und Schloss Gottorf
Ausgestellte Künstlerinnen und Künstler neben Theo von Brockhusen:
Hans Baluschek, Heinrich Basedow d. Ä., Arthur Borghard, Lovis Corinth, Philipp Franck, August Gaul, Marie Goslich, Karl Hagemeister, Curt Herrmann, Dora Hitz, Ulrich Hübner, Egon von Kameke, Fritz Klimsch, Georg Kolbe, Käthe Kollwitz, Walter Leistikow, Max Liebermann, Oskar Moll, Emil Pottner, Waldemar Rösler, Hannah Schreiber de Grahl, Renée Sintenis, Franz Skarbina, Lesser Ury, Max Uth, Julie Wolfthorn