
Am 14. September öffnen mehr als 60 Potsdamer Wohnhäuser, Villen, Kirchen, Museen, Parks und andere historisch bedeutende Orte für interessierte Besucherinnen und Besucher – darunter viele Gebäude, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. Am bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“ laden Denkmalbesitzer, Architekten und Vereinsmitglieder zu Führungen, Vorträgen und Gesprächen, Kinderprogramme und Livemusik ein – dieses Jahr unter dem Motto „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“. Der Besuch der Denkmäler und die dazugehörigen Angebote sind kostenfrei. Eröffnet wird der Aktionstag um 10 Uhr am Platz der Einheit Nord mit einem beweglichen Denkmal, nämlich der Straßenbahn Potsdam KT4D, Prototyp Nr. 001.
Ein Höhepunkt des Tages ist die Wiedereröffnung der Alten Dorfkirche Golm – eines der ältesten durchgehend genutzten Gebäude Potsdams. Das 1449 errichtete Gebäude fiel 1886 nach der Einweihung der neuen Kaiser-Friedrich-Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft für 140 Jahre in einen Dornröschenschlaf. Zahlreiche Kriegsschäden kamen hinzu. Dank des bürgerschaftlichen Engagements des Kirchbauvereins Golm ist die Kirche nun saniert.
Potsdams Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt, Bernd Rubelt, dankt allen Beteiligten: „Der Tag des offenen Denkmals ist eine wunderbare Gelegenheit, Geschichte hautnah zu erleben. Er macht sichtbar, wie wertvoll unsere Bauwerke für die Identität gerade unserer Stadt sind. Mein Dank gilt allen Potsdamerinnen und Potsdamern, die ihre Denkmäler öffnen, und den Initiativen, die mit ihrem Einsatz unser kulturelles Erbe bewahren und zugleich mit neuem Leben füllen. Denn nur, wenn wir unsere Denkmäler nutzen, werden wir sie für künftige Generationen erhalten können.“
Katja Schlisio, Bereichsleiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt Potsdam, betont: „Unsere Denkmäler erzählen, wie unsere Vorfahren gewohnt, gearbeitet und gedacht haben und liefern zugleich Antworten auf Fragen der Gegenwart: Sie stehen für gelebte Nachhaltigkeit, denn wer bestehende Gebäude nutzt, bewahrt nicht nur unser kulturelles Erbe, sondern spart auch Energie und Ressourcen.“
„Die Wiedereröffnung der Alten Dorfkirche Golm am Tag des offenen Denkmals ist für uns ein historischer Moment. Nach langer Zeit der Schließung steht sie nun allen Menschen offen. Wir wünschen uns, dass sie künftig als Begegnungshaus ein Zentrum für Kultur, Austausch und Miteinander wird“, sagt Hanna Löhmannsröben, Superintendentin a. D. und Vorsitzende des Gemeindekirchenrates der Ev. Trinitatis-Kirchengemeinde.
Der Tag des offenen Denkmals wird seit 1993 bundesweit durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert. Der Aktionstag findet jährlich am zweiten Sonntag im September statt. Das Potsdamer Programm zum Tag des offenen Denkmals ist online im Veranstaltungskalender abrufbar unter www.potsdam.de/tag-des-offenen-denkmals.
Hintergrund zur Sanierung der Alten Kirche Golm
Der erste Bauabschnitt der Sanierung mit einem Kostenvolumen von rund einer Million Euro ist abgeschlossen. Das Gebäude wurde statisch gesichert, Dach und Turm erneuert, zugemauerte Fenster geöffnet, Schwammbefall beseitigt und die Innenwände mit einem Kalkanstrich versehen, der die historische Bausubstanz sichtbar erhält. Auch die „Schinkeldecke“ wurde im ursprünglichen Stil wiederhergestellt.
Das nächste Ziel des Kirchenbauvereins ist nun der zweite Bauabschnitt, für den noch die benötigten Mittel fehlen. Fußboden, Heiztechnik, Teeküche und ein WC sollen eingebaut werden, damit die Kirche künftig dauerhaft als „Begegnungshaus Alte Dorfkirche Golm“ genutzt werden kann.
Am 14. September wird die Alte Kirche Golm von 10 bis 16:45 Uhr geöffnet sein. Um 10 Uhr laden die Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde und der Kirchbauverein Golm e. V. zu einem feierlichen Einweihungsgottesdienst mit Superintendentin Angelika Zädow ein. Zur Feier des Tages werden im Anschluss Tauben fliegen gelassen. Den ganzen Tag über gibt es Führungen in Deutsch, Englisch und speziell für Kinder.
Die ältesten Bauteile der Alten Dorfkirche sind die Apsis, der gemauerte Altar sowie eine Grabplatte, die in die Kaiser-Friedrich-Kirche umgesetzt wurde. Sie alle datieren nach wissenschaftlichen Analysen auf das Jahr 1449. In Groß Glienicke finden sich sogenannte Schachbrettsteine in den Außenmauern der Kirche, deren mittelalterliche Herkunft allerdings nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist. Sollten sie authentisch aus der Bauzeit stammen, wäre die dortige Kirche nicht nur eines der ältesten, sondern das älteste durchgehend genutzte Bauwerk Potsdams.