
Rettungskräfte auf der Tribüne des Stadions bergen Verschüttete. Eine Übung für den Katastrophenfall.
Das Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam war am Samstag Schauplatz einer der größten Katastrophenschutzübungen der letzten Jahre in der Region. Unter dem Titel „Karli 25“ probten mehr als 450 Einsatzkräfte und Mitwirkende den Ernstfall: ein fiktiver Einsturz einer Tribüne bei einem Fußballspiel mit etwa 150 Verletzten. Ziel der Übung war es, die Einsatzfähigkeit und Abstimmung der verschiedenen Organisationen im Katastrophenfall zu testen und zu verbessern. Beteiligt waren neben der Feuerwehr Potsdam zahlreiche Einheiten des Rettungsdienstes, Katastrophenschutzeinheiten aus den Landkreisen Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming, Havelland, Ostprignitz-Ruppin, Berlin sowie ein Rettungshubschrauber des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und die städtischen Kliniken Ernst von Bergmann, das Alexianer St. Josefs Krankenhaus und die Notfallseelsorge.
„Potsdam ist eine wachsende Stadt mit vielfältigen Veranstaltungen und einer aktiven Bevölkerung. Wir müssen jederzeit handlungsfähig sein – auch in außergewöhnlichen Lagen. Diese Übung zeigt, dass unsere Stadt auf Zusammenarbeit und Prävention setzt. Mein ausdrücklicher Dank gilt allen ehren- und hauptamtlichen Einsatzkräften, die ihre Zeit und Energie investieren, um unsere Sicherheit zu gewährleisten“, sagte Brigitte Meier, Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, nach der erfolgreichen Übung.
Das Szenario: Einsturz bei Fußballspiel – 150 Verletzte, darunter viele Schwerverletzte.
Das zugrundeliegende Übungsszenario ging von einem beunruhigenden, aber realistisch denkbaren Fall aus: Bei einem Fußballspiel im Karl-Liebknecht-Stadion, auch als „Karli“ bekannt, kommt es durch eine technische Fehlfunktion zu einem plötzlichen Teileeinsturz des Tribünendachs. Zum Zeitpunkt des Unglücks befinden sich mehrere Hundert Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion. Die Folge: eine Vielzahl an Verletzten, von leichten Schnittwunden bis hin zu schweren Traumata. Die Übung simuliert einen sogenannten Massenanfall-von-Verletzten-Ereignis (MANV).
Vor Ort wurden Sichtungs- und Behandlungsplätze aufgebaut, der Abtransport in Kliniken organisiert und die medizinische Versorgung unter Stressbedingungen geübt. Darüber hinaus wurden Kommunikation, Koordination und der Informationsfluss zwischen Einsatzleitung, Rettungskräften und den Krankenhäusern trainiert. Ralf Krawinkel, Leiter der Feuerwehr Potsdam erklärt: „Solche komplexen Lagen sind zum Glück selten, doch genau deshalb ist es entscheidend, dass wir bestmöglich vorbereitet sind. In der Realität müssen in kurzer Zeit weitreichende Entscheidungen getroffen und Strukturen hochgefahren werden. Karli 25 gibt uns die Möglichkeit, unsere Systeme realitätsnah zu testen, Fehlerquellen zu identifizieren und daraus zu lernen.“
„Mit der Teilnahme an dieser Katastrophenschutzübung konnten wir unter realistischen Bedingungen unsere internen Abläufe in der interdisziplinären Notfallversorgung sowie die Zusammenarbeit mit externen Einsatzkräften trainieren“, so Dr. med. Karin Hochbaum, Medizinische Geschäftsführerin des Klinikum Ernst von Bergmann. „Es ist unsere stetige Aufgabe als überregionales Traumazentrum und Notfallambulanz der höchsten Versorgungsstufe für Erwachsene und Kinder auf einen potentiellen Katastrophenfall gut vorzubereitet zu sein, um so für die Bevölkerung in allen Lagen eine effektive Notfallversorgung sicherzustellen.“
Prof. Dr. med. Michael Oppert, Chefarzt des Zentrums für Notfall- und Intensivmedizin: „Wir üben nicht um zu zeigen, dass wir es können, sondern um zu schauen, was wir weiter verbessern können. Durch realistische Übungen können wir unser Personal effizient schulen und unsere Notfallkonzepte ständig weiterentwickeln, um noch besser und schneller helfen zu können. Diese Übung werden wir in den nächsten Wochen ausführlich mit allen Beteiligten auswerten. Schon jetzt wissen wir aber, dass wir ein hervorragendes Notfallteam haben, das auch in Stresssituationen einen kühlen Kopf bewahrt.“
Silke Boddin, Bereichsleitung Notaufnahme: „Es ist nicht alltäglich, dass wir so viele Schwerverletzte zeitgleich versorgen müssen. Normalerweise fokussieren wir uns auf die Behandlung einzelner Patientinnen und Patienten, die nacheinander in unserer Notaufnahme eintreffen. Gerade, weil so ein Massenanfall von Verletzten – zum Glück – nicht zu unserem Alltag gehört, ist es uns wichtig, diesen so realitätsnah wie möglich zu üben.“
Ein Schwerpunkt der Katastrophenschutzübung liegt auf der reibungslosen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Organisationen – von der Erstversorgung durch den Rettungsdienst über technische Rettungsmaßnahmen der Feuerwehr bis hin zur logistischen Unterstützung durch die angrenzenden Landkreise, dem Land Berlin und psychosozialer Betreuung durch die Notfallseelsorge.
Die Organisatoren legten während der Übung großen Wert auf Transparenz und eine äußerst realitätsnahe Einsatzsituation. Alle Verletzten-Darstellungen erfolgten unter professionellen Bedingungen mit geschulten Verletztendarstellern und realistischen Maskenbildern. Es wurden keine echten Gefahren geschaffen. „Wir bedanken uns bei allen Bürgerinnen und Bürgern für die Akzeptanz über die Einschränkungen rund um das Karl-Liebknecht-Stadion seit Freitag und am Samstag“ so Übungsleiter Martin Bressé vom Team Katastrophenschutz der Feuerwehr.
Während der Übung kam es rund um das Karl-Liebknecht-Stadion – insbesondere in der Karl-Liebknecht-Straße und der Allee nach Glienicke sowie in den angrenzenden Straßen zu Verkehrsbehinderungen und Straßensperrungen. Im Stadtgebiet waren vermehrt Einsatzfahrzeuge mit Sondersignal unterwegs.