Persiusbrücke (Nedlitzer Nordbrücke)

„In Höhe von Nedlitz geben sich an einer Schmalung drei Seen ein Rendezvous; die Krampnitz, der Fahrlandsche und der Jungfernsee treffen […] zusammen, und ein viaduktartiger Bau, mit Brückentoren und Brückenhaus, führt von einem Ufer zum andern. Ein so stattliches Bild präsentierte sich hier nicht immer. Dies war vordem die bescheidene Wirkungsstätte der Nedlitzer Fähre. Jahrhundertelang fuhr hier ein schlichter Kahn über die Schmalung, erst von Vater und Sohn, dann vom Enkel und zuletzt vom Ur-Urenkel geführt. Immer desselben Namens. Die Nedlitzer Fährstelle war eine Erbstelle geworden. […] Die Fähr-Müllers von Nedlitz waren reiche Leute; […] Die Fähre ist nicht mehr. An ihre Stelle ist die imposante Bogenbrücke getreten; aber noch im Ausscheiden aus ihrer alten dynastischen Herrlichkeit hielt das Glück bei den Müllers aus. Die Ablösungssumme entsprach nicht nur der Fähreinnahme, die sie aufgaben, sondern vielmehr noch der historischen Macht, die sie niederlegten. An das Haus Müller kamen liegende Gründe, Geld, zuletzt auch der Brückenpalast, der auf ihrem alten Territorium, wie als Wahrzeichen ihrer früheren Herrlichkeit, ihnen errichtet worden ist. Selten wohl hat eine Fährstelle im Leben und Sterben so gute Tage gesehen.“ (Theodor Fontane)

Als Fontane auf seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ über die 1855 eingeweihte Persiusbrücke ging, gab es die von ihm erwähnte alte Nedlitzer Fähre schon seit fast 200 Jahren nicht mehr. Sie war 1682 unter der Regierung des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620-1688) einer schlichten Holzbrücke gewichen, deren Baukosten der Fährmann Müller getragen hatte. Statt des Fährgeldes erhob dieser fortan Brückenzoll.

Wegen zu hoher Unterhaltungskosten entschloss sich Philipp Ferdinand Müller (1787-1853) im Herbst 1843 die Brücke mit allen Rechten und Pflichten an König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) zu verkaufen, der an dieser Stelle eine vom Oberbaurat Ludwig Persius (1803-1845) entworfene massive Steinbrücke bauen ließ. Sie bestand aus vier Bögen und einer – im Jahr 1905 zurückgebauten – Zugbrücke für den Schiffsverkehr. Der nördliche Pfeiler trug einen turmartigen Aufbau. Im Zusammenhang mit dem Neubau gestaltete Persius im Auftrag des Königs auch das heute noch auffallende Wohnhaus der Familie Müller am Südende der Brücke im Stile einer normannischen Burg um. Das Ensemble aus Brücke und Gutshaus betonte die von der Wasserseite besonders reizvolle landschaftliche Situation.

Am Ende des Zweiten  Weltkrieges waren Gutshaus und Brücke schwer beschädigt. Bei Reparaturarbeiten im Jahr 1950 wurde das markante, aber schon für den damaligen Verkehr zu schmale Brückentor abgerissen. Die zunehmend Verkehrsbelastung in den folgenden Jahrzehnten machte schließlich einen Neubau unumgänglich. Die als Spannbetonkonstruktion ausgeführte 52 Meter lange heutige Brücke wurde nach eineinhalb Jahren Bauzeit im Dezember 2003 für den Verkehr freigegeben. Die beidseits der Brücke angeordneten Austritte laden zum Verweilen ein und ermöglichen einen Ausblick auf die reizvolle Seenlandschaft, den Fontane bereits vor 200 Jahren beschrieben hat.

Adresse

Nedlitzer Nordbrücke
Tschudistraße
14476 Potsdam
Deutschland

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