Dorothea Schneider und Christa-Maria Lyckhage

Wielandstraße 22

Dorothea Ryssel wurde am 18. November 1889 in Niederschlesien geboren und ließ sich in Berlin an der evangelischen Sozialen Frauenschule der Inneren Mission ausbilden. Danach arbeitete sie als Sekretärin im evangelischen Sozialverband in Posen und heiratete dort den Pfarrer Adolf Schneider. Nach der Heirat kam es in Posen zu Aufständen, die dazu führten, dass Posen zum polnischen Poznań wurde. Die Familie musste nun regelmäßig Aufenthaltsgenehmigungen beantragen. Nach der Geburt ihrer Tochter Christa-Maria am 5. Oktober 1920 und dem Tod ihres Mannes 1928, beschloss  Dorothea Schneider 1934 mit ihrer Tochter nach Potsdam in die Wielandstraße 22 zu ziehen. Sie schloss sich hier der Bekennenden Kirche an und trat der evangelischen Frauenhilfe der Erlösergemeinde bei. Christa-Maria Schneider studierte ab 1939 an der heutigen Humboldt-Universität in Berlin Germanistik, Anglistik und Schwedisch.

Zwischen Februar 1943 und März 1945 versteckten die beiden drei jüdische Frauen bei sich: Margarete Latte, die Mutter des späteren Dirigenten des Berliner Barock-Orchesters Konrad Latte, Charlotte Paech, die zur Widerstandsgruppe jüdischer Kommunisten um Herbert Baum gehörte und Gertrud Leupold aus Potsdam. Um das Risiko der Entdeckung so gering wie möglich zu halten, lebten die Frauen nur wenige Wochen bei ihnen, bevor sie weitervermittelt werden konnten. Charlotte Paech und Gertrude Leupold überlebten beide. Nachdem Margarete Latte von der Verhaftung ihres Mannes und Sohnes gehört hatte, folgte sie ihrem Mann in das KZ Auschwitz. Ihr Sohn konnte vor der Deportation fliehen und überlebte.

Am 16. August 1946 starb Dorothea Schneider an einer sogenannten Blutarmut. Christa-Maria Schneider studierte Theologie und heiratete ihren schwedischen Mann Knuth Lyckhage 1950. Zusammen zogen sie nach Göteborg, wo Knuth Lyckhage Hauptpfarrer wurde. Am 21. Juni 2015 verstarb Christa-Maria Lyckhage dort im Alter von 94 Jahren. Zuvor waren sie und ihre Mutter am 18. März 2002 von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem für ihren Mut und ihre Hilfe zu „Gerechten unter den Völkern“ ernannt worden.

Adresse

Wielandstraße 22
14471 Potsdam
Deutschland