Pressemitteilung Nr. 611 vom 01.12.2022 Reisen für Alle – Bilanz zum 5. Potsdamer Tourismustag

Der 5. Potsdamer Tourismustag stand unter dem Thema barrierefreies „Reisen für Alle“,
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Der 5. Potsdamer Tourismustag stand unter dem Thema barrierefreies „Reisen für Alle“, Grafik: Pixabay

Am heutigen Donnerstag, 1. Dezember 2022, lud die PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH gemeinsam mit der Landeshauptstadt Potsdam und der IHK Potsdam zum 5. Potsdamer Tourismustag in das SimpliOffice am Jungfernsee ein. Das Thema barrierefreies „Reisen für Alle“ stieß auf ein breites Interesse bei den mehr als 100 Teilnehmenden aus Tourismus, Gastgewerbe, Freizeit- und Kultureinrichtungen, Politik sowie Sozial- und Bildungseinrichtungen.

Unter der Überschrift „Ich habe keine Beine – und dennoch stehe ich voll im Leben“ eröffnete Keynotespeaker Florian Sitzmann die Veranstaltung mit einem bewegenden Einblick in sein Leben. Am 31. August 1992 verlor Florian Sitzmann bei einem Motorradunfall beide Beine. Ein Schicksalsschlag, gar eine Lebenskrise, sagen die einen. Eine zweite Chance, sein zweiter Geburtstag, sagt er. Was treibt ihn an? Was macht ihn glücklich? Florian Sitzmann sieht sich selbst als Vermittler zwischen den Welten. Zwischen „Behinderten" und „Fußgängern". „Nach 30 Jahren im Rollstuhl habe ich viel erlebt und spreche Missstände in der Gesellschaft auch offen an. Denn oft ist es nicht die Behinderung selbst, sondern die Gesellschaft, die behindert macht. Davon rolle ich mich seit jeher frei“, sagt er.

Barrierefreiheit ist mehr als ein rollstuhlgerechter Parkplatz und abgesenkte Bordsteine. Wo sich Barrieren im Alltag verstecken, das spürt man erst, wenn man sie selbst erlebt – sei es beim Kinderwagenschieben, beim Reisen mit Rollstuhl oder als sehbeeinträchtigte Person. Barrierefreies und komfortables Reisen ist längst kein Novum. Die Thüringer Tourismus GmbH ist seit mehr als zehn Jahren auf einem kontinuierlichen Weg, die Angebote des Bundeslandes für barrierefreies und komfortables Reisen zu recherchieren, zu kommunizieren und weiterzuentwickeln. Peggy Fauß, verantwortlich für die Themen Barrierefreies Reisen und der Zertifizierung „Reisen für Alle“ bei der Thüringer Tourismus GmbH, berichtete von ihren Erfahrungen und stellte ihre Ideen für die Zukunft des barrierefreien Reisens vor.

„Barrierefreiheit nimmt kontinuierlich an Bedeutung zu, ebenso wie die Anforderungen, die die Gäste hieran stellen. Wir werden in 2023 einen besonderen Fokus auf dieses Querschnittsthema legen, um das Bewusstsein weiter zu schärfen und Strukturen auszubauen. Die Kampagne zum Barrierefreien Reisen soll Denkanstöße und Impulse geben und Reisen für alle in Potsdam selbstverständlich machen“, so PMSG-Geschäftsführer Raimund Jennert.

In anwendungsorientierten Workshops konnten die Teilnehmenden des Tourismustages unterschiedliche Themen der Barrierefreiheit vertiefen. Im Workshop „Leichte Sprache als barrierearmes Kommunikationsmittel im Alltag“ mit Heinrich Stephan vom Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Brandenburg – Potsdam e.V. ging es um Ausstattungs- oder Anfahrts-Beschreibungen in Leichter Sprache. Beantwortet wurden u. a. die Fragen:  Was gilt es zu beachten? Wann sind Texte leicht verständlich?

Der Workshop „Mit allen Sinnen – Inklusive Erlebnisse“ mit Dr. Manuela Gander, Projektkoordinatorin beim Museumsverband des Landes Brandenburg e.V., hat Mitarbeitenden in Museen und touristischen Einrichtungen sowie Gästeführenden Tools an die Hand gegeben, um den Besuch in ihren Einrichtungen zu einer positiven, informativen und nachhaltigen Begegnung zu gestalten.

Der Workshop „Potsdam für alle – Wir machen Potsdam barrierefrei“, geleitet von der Beauftragten für Menschen mit Behinderung der Landeshauptstadt Potsdam Dr. Tina Denninger, befasste sich mit dem Stadtplan Potsdam für alle. In einem Live-Check erkundeten die Teilnehmenden die Barrierefreiheit von Orten und trugen diese in die Online-Karte ein. Die Plattform potsdam.wheelmap.pro soll das Wissen um die Barrierefreiheit einzelner Orte und die umliegende Infrastruktur stetig erweitern und es Menschen mit Behinderung ermöglichen, sich vorab über die Barrierefreiheit von Orten zu informieren.

„Der digitale Stadtplan ‚Potsdam für alle‘ ist nicht nur eine Internetseite zum Anzeigen der Barrierefreiheit von Orten, sondern auch ein Tool zur Bewusstseinsbildung und eine Möglichkeit, sich zu engagieren. Mein Ziel ist es, mit dem Stadtplan möglichst viele Projektgruppen, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Schülerinnen und Schüler, Studierende und viele andere für die Barrieren im Alltag von Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren. Und zu motivieren, diese Barrieren dann auch abzubauen,“ so Dr. Tina Denninger.  
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde ein Studierenden-Projekt der IU International University of Applied Sciences Berlin präsentiert. Die Studierenden haben sich vorhandene barrierefreie Angebote von touristischen Partnern in Potsdam angeschaut und dafür Marketing- und Vertriebskonzepte entwickelt. Die erarbeiteten Konzepte enthalten konkrete Anwendungsbeispiele und Umsetzungsvorschläge. Stellvertretend wurden zum Tourismustag im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Ideen und Konzepte für die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße und für das blu – Sport- und Freizeitbad Potsdam vorgestellt.

„Es gibt eine wachsende Zahl von Unternehmen, die sich trotz der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtsituation mit der Barrierefreiheit beschäftigen. Eine Destination, die „Reisen für Alle“ ermöglicht, steigert ihre Attraktivität. Der Tourismustag setzt hier den richtigen Impuls, denn es sollte unser Ziel sein, Potsdam als Stadt ohne Hindernisse erlebbar zu machen. Das gilt für die Nutzung und Zugänglichkeit unserer Parks, Museen, es gilt für Hotels und die Gastronomie“, fasst Dr. Daniel Hönow, Leiter des IHK-RegionalCenter Potsdam/Potsdam-Mittelmark zusammen.