Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist in Deutschland – ebenso wie in Brandenburg und Potsdam – noch immer erschreckend weit verbreitet. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 des Landes Brandenburg wurden in Potsdam im vergangenen Jahr 92 Straftaten gegen Frauen erfasst, bei denen eine eindeutig geschlechtsspezifische Motivation registriert. Darüber hinaus registrierte die Polizei 420 Fälle häuslicher Gewalt in der Landeshauptstadt – ein erneuter Anstieg um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Davon entfallen 292 Fälle auf partnerschaftliche Gewalt, die ebenfalls um 5,4 Prozent zugenommen hat. Vor diesem Hintergrund ruft die Landeshauptstadt Potsdam gemeinsam mit dem Arbeitskreis Opferschutz zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November zu Aufmerksamkeit, Solidarität und einem entschlossenen Einsatz für die Rechte von Frauen und Mädchen auf.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt, Claudia Sprengel, unterstreicht, wie notwendig Sichtbarkeit und klare Haltung sind: „Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor allgegenwärtig, und es darf keinen Raum für Wegsehen oder Schweigen geben. Hinzuschauen, zu handeln und Betroffene konsequent zu unterstützen, ist eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung – und muss auch in der Kommune verbindlich verankert sein. Wir müssen das Thema vermehrt als Querschnittsaufgabe begreifen. Alle bürgernahen Dienstleistungen müssen dafür sensibilisiert sein und im Bedarfsfall Hilfsangebote vermitteln können. Es geht darum, Warnsignale zu erkennen und Strategien von Täterinnen und Tätern die Macht zu nehmen. Das gilt für Mitarbeitende im Jugendamt genauso wie für die Feuerwehr.“
Oberbürgermeisterin Noosha Aubel sagt dazu: „Ein demokratisches und solidarisches Potsdam lebt davon, dass Menschen füreinander einstehen. Der 25. November erinnert daran, wie wichtig es ist, gemeinsam Haltung zu zeigen – gegen Gewalt und für den Schutz und die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen. Die städtischen Aktionen sind ein sichtbares Zeichen für dieses Engagement.“
Der Aktionstag wird in Potsdam an vielen Orten und durch verschiedene Aktionen sichtbar. Um 12:30 Uhr hisst Oberbürgermeisterin Noosha Aubel gemeinsam mit Claudia Sprengel die UN-Women-Fahne vor dem Rathaus in der Friedrich-Ebert-Straße. Die neue orangefarbene Fahne mit der Botschaft „Wir sagen NEIN zu Gewalt gegen Frauen“ wurde erstmals 2020 gehisst.
Auf dem Alten Markt ist zwischen 9 und 17 Uhr die interventionistische Installation „Orange the World“ zu sehen. Die hier aufgebauten zwölf orangefarbene Ballons symbolisieren die im Jahr 2023 dokumentierten und versuchten Femizide in Brandenburg.
Darüber hinaus beteiligen sich weitere Initiativen an dem Aktionstag. Unter dem Slogan „Worte statt Wunden“ liest die Polizeidirektion West am 25. November um 13 Uhr im AWO-Haus Alte Druckerei. Um 15 Uhr startet der Solidaritätszug „Orange March“ des Inner Wheel Club Potsdam am Nauener Tor. Die Teilnehmenden ziehen ganz in Orange gekleidet bis zum Alten Rathaus am Alten Markt. Dort wird eine Installation aus orangefarbenen Schuhen entstehen, die jeweils für ein Opfer tödlicher Gewalt gegen Frauen stehen.
Organisiert wird der Tag durch den Arbeitskreis „Opferschutz“ unter der Leitung der Gleichstellungsbeauftragten der Landeshauptstadt Potsdam. Zentrale Akteurinnen und Akteure in Potsdam, darunter der Weiße Ring, die Polizei, das Frauenhaus und die Frauenberatung des Autonomen Frauenzentrums, sind darin vertreten. Ziel des Netzwerkes ist es, Unterstützungssysteme zu vernetzen, Zusammenarbeit zu stärken und Betroffenen wirksam zur Seite zu stehen.