Anfang November gab es den bislang größten Einsatz der Potsdamer Feuerwehr in diesem Jahr. Mehrere Kellerverschläge in der Saarmunder Straße standen in Flammen, starker Rauch drang in das Treppenhaus ein. Insgesamt 80 Einsatzkräfte der Feuerwehr und 24 Kräfte des Rettungsdienstes waren über Stunden im Einsatz. Mehrere Bewohnerinnen und Bewohner mussten über Dreh- und Steckleitern gerettet werden. Aus diesem Anlass informiert die Feuerwehr Potsdam über das richtige Verhalten im Brandfall.
Verhalten im Brandfall – richtig handeln, Leben retten
Ein Brand kann jederzeit und überall entstehen – in der Wohnung, im Betrieb, in öffentlichen Gebäuden oder auf der Straße. In solchen Momenten zählt jede Sekunde. Wer weiß, was zu tun ist, kann sich selbst und anderen das Leben retten.
„Viele Brände entwickeln sich in Sekunden zur Lebensgefahr“, sagt Ralf Krawinkel, Chef der Feuerwehr Potsdam. „Oft ist nicht das Feuer selbst, sondern der Rauch das größte Risiko. Ruhe zu bewahren, richtig zu alarmieren und sicheres Handeln können den entscheidenden Unterschied machen. Unser Ziel ist es, die Potsdamerinnen und Potsdamer für den Ernstfall vorzubereiten – damit aus einem gefährlichen Moment keine Katastrophe wird.“
Ruhe bewahren und richtig alarmieren
Panik führt häufig zu Fehlentscheidungen, die die Gefahr noch vergrößern. Im Brandfall gilt: Ruhe bewahren und sofort die Feuerwehr über den Notruf 112 alarmieren. Diese Nummer funktioniert europaweit und ist kostenlos – auch ohne Guthaben oder SIM-Karte.
Bei der Meldung sollte möglichst genau angegeben werden:
- Wo brennt es? (Adresse, Etage, Raum)
- Was brennt? (z. B. Küche, Fahrzeug, Mülltonne)
- Sind Menschen in Gefahr?
- Wer meldet den Brand?
Darüber hinaus sollte erst aufgelegt werden, wenn die Leitstelle keine weiteren Fragen mehr hat.
Gebäude sicher verlassen – Aufzüge meiden
Wer sich in einem brennenden Gebäude befindet, sollte versuchen über gekennzeichnete Fluchtwege oder Treppenhäuser das Gebäude zu verlassen. Aufzüge sollten im Brandfall niemals benutzt werden. Bei einem Brand können diese stecken bleiben oder durch Rauch unbenutzbar werden.
Wenn Sie das Haus verlassen:
- Schließen Sie Türen hinter sich, um die Ausbreitung von Rauch und Feuer zu verhindern.
- Bleiben Sie bei Rauch so nah wie möglich am Boden, denn dort ist die Luft besser und enthält weniger giftige Gase.
- Helfen Sie anderen, aber bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr.
Sind Sie in einem Mehrfamilienhaus und das Treppenhaus ist bereits verraucht, verlassen Sie die Wohnung nicht. Schließen Sie die Tür zum Flur, bleiben Sie in der Wohnung, öffnen Sie ein Fenster und machen Sie sich bemerkbar – etwa durch Rufen, Winken oder ein helles Tuch. So erkennen Einsatzkräfte sofort, wo Hilfe benötigt wird.
Menschenrettung und Eigenschutz
Die oberste Regel lautet: Menschenrettung hat Vorrang vor Brandbekämpfung.
Wenn jemand in Gefahr ist, versuchen Sie zu helfen, sofern keine eigene Lebensgefahr besteht. Bringen Sie Kinder, ältere oder bewegungseingeschränkte Personen an einen sicheren Ort oder an ein offenes Fenster.
Wenn Sie sich in Sicherheit gebracht haben, bleiben Sie draußen. Betreten Sie das Gebäude erst wieder, wenn die Feuerwehr Entwarnung gibt.
Rauchmelder und Brandschutz im Alltag - vorbeugender Brandschutz rettet Leben
Ein wirksamer Brandschutz beginnt lange vor dem eigentlichen Brand. Besonders wichtig sind dabei Rauchmelder, denn sie können Leben retten. In allen Bundesländern sind Rauchmelder in Wohnungen gesetzlich vorgeschrieben. Hierbei sind mindestens in Schlafräumen, Kinderzimmern und Fluren, die als Rettungswege dienen, Rauchmelder anzubringen.
Bitte beachten:
- Rauchmelder regelmäßig prüfen: Einmal im Monat die Testtaste drücken, um die Funktionsfähigkeit sicherzustellen.
- Batterien rechtzeitig wechseln: Viele Geräte geben ein wiederkehrendes Signal ab, wenn die Batterie schwach ist.
- Richtige Platzierung: Rauchmelder gehören an die Decke, möglichst in der Raummitte, nicht in Ecken oder direkt neben Lüftungen oder Lampen.
- Vernetzte Rauchmelder können besonders in größeren Wohnungen oder Häusern Leben retten, weil sie gleichzeitig Alarm schlagen, auch wenn der Brand in einem anderen Raum entsteht.
Darüber hinaus sollten Hausbewohner auf allgemeine Brandschutzregeln achten:
Kellertüren und Brandschutztüren, die nicht selbstständig offen gehalten werden, sind stets geschlossen zu halten, um zu verhindern, dass sich Feuer und Rauch im Gebäude ausbreitet. Offene Kellertüren können Fluchtwege in kürzester Zeit verrauchen.
- Flure, Treppenhäuser und Rettungswege freihalten in dem keine Fahrräder, Kinderwagen oder Möbel abgestellt werden.
- Elektrogeräte regelmäßig prüfen: Defekte Kabel, überlastete Mehrfachsteckdosen oder unbeaufsichtigte Geräte (z. B. Herd, Bügeleisen, Ladegeräte) sind häufige Brandursachen.
- Kerzen niemals unbeaufsichtigt brennen lassen und immer auf festen, hitzebeständigen Untergrund stellen.
Ein verantwortungsbewusster Umgang kann Brände verhindern oder zumindest deren Folgen entscheidend verringern.
Kleinbrände löschen – aber nur, wenn es sicher ist
Kleinere Brände, etwa in einem Papierkorb oder auf dem Herd, können unter Umständen selbst gelöscht werden. Aber nur, wenn Sie sich dabei nicht in Gefahr bringen.
- Benutzen Sie einen geeigneten Feuerlöscher oder einen Deckel.
- Fettbrände (z. B. brennendes Öl oder Fett in der Küche) niemals mit Wasser löschen das führt zu einer gefährlichen Fettexplosion.
- Bei Elektrobränden ebenfalls kein Wasser verwenden. Ziehen Sie, wenn möglich, vorher den Stecker oder schalten Sie den Strom am Sicherungskasten ab.
Wenn der Brand nicht gelöscht werden kann, verlassen Sie sofort den Raum, schließen Sie die Tür und rufen Sie die Feuerwehr.
Menschen mit Behinderungen: Vorbereitung ist der beste Schutz
Menschen mit körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen benötigen im Brandfall besondere Unterstützung. Ein gutes Zusammenspiel von Eigenvorsorge, Nachbarschaftshilfe und Feuerwehrmaßnahmen ist hier entscheidend. Menschen mit körperlichen oder sensorischen Einschränkungen sollten gemeinsam mit Angehörigen oder Nachbarn individuelle Flucht- oder Rettungspläne erstellen und über ihre Situation informieren. Optische oder vibrierende Rauchwarnmelder können hier lebenswichtig sein.
Fazit
Ein Brand kann in Sekunden zur Lebensgefahr werden. Wer weiß, wie man sich im Brandfall richtig verhält, kann Schlimmeres verhindern. Die wichtigsten Grundsätze lauten: Ruhe bewahren, alarmieren, warnen, helfen – aber niemals sich selbst in Gefahr bringen. Besondere Aufmerksamkeit gilt Menschen, die in ihrer Mobilität oder Wahrnehmung eingeschränkt sind. Ein klarer Plan, gegenseitige Rücksichtnahme und gute Vorbereitung sind hier entscheidend. Nur gemeinsam kann im Ernstfall schnell und sicher gehandelt werden.