Erlebbarkeit Film in Potsdam

Matthias Brandt als ‚Kaiser Friedhelm‘ in der Märchenverfilmung DES KAISERS NEUE KLEIDER in den Neuen Kammern von Sanssouci.
© UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke) / WDR
Matthias Brandt als ‚Kaiser Friedhelm‘ in der Märchenverfilmung DES KAISERS NEUE KLEIDER in den Neuen Kammern von Sanssouci. © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke) / WDR

    Potsdam ist Drehort für deutsche und internationale Serien ebenso wie für weltweit bekannte Kinofilme. Film- und medienspezifische Institutionen sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Das geballte Zentrum der filmischen Kreativität ist Potsdam-Babelsberg.

    Wiege des Films und „Media Tech Hub“ – die Medienstadt Babelsberg

    Potsdam wurde 2017 von der Bundesregierung zum „Digital Hub“ für Medientechnologie gewählt, dem „Media Tech Hub“. Von hier werden digitale Vorzeigeprojekte der Branche entwickelt. Beim MediaTech Hub Potsdam stehen als einzigem Hub bundesweit Medientechnologien, Digital Engineering und Virtuelle / Erweiterte Realität im Vordergrund. Mehr als 1.000 IT-Firmen haben ihren Sitz in Brandenburgs Landeshauptstadt, Tendenz steigend. Seit Oktober 2019 trägt die Stadt den Titel UNESCO CREATIVE CITY OF FILM POTSDAM. Innerhalb des Potsdamer Stadtteils Babelsberg liegt die sogenannte „Medienstadt Babelsberg“. Allein hier findet man mehr als 200 Institutionen und Unternehmen der Film-, Fernseh- und Medienbranche, allen voran das „Studio Babelsberg“, das als ältestes Großatelier-Filmstudio der Welt und größter Filmstudiokomplex Europas gilt. Von hier kommen Ufa-Klassiker und Meisterwerke wie METROPOLIS (1926), DER BLAUE ENGEL (1930) oder DIE FEUERZANGBOWLE (1944) und DEFA-Produktionen wie DIE GESCHICHTE VOM KLEINEN MUCK (1953) oder DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL (1973). Auch Blockbuster wie TRIBUTE VON PANEM (2014 und 2022), GRAND BUDAPEST HOTEL (2014), BRIDGE OF SPIES (2015) und MATRIX (2022) sowie aktuelle Hochglanzserien wie BABYLON BERLIN, DARK oder 1899 entstanden und entstehen hier. Neben dem Filmstudio sind zahlreiche Institutionen, darunter das Babelsberger Filmgymnasium (bfg), die Electronic Media School (ems) und die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF als Ausbildungsstätten für den Filmnachwuchs, der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und das ZDF als Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die UFA, das Deutsche Filmorchester Babelsberg (DFOB), das Erich-Pommer-Institut (EPI), das Hasso-Plattner-Institut (HPI), das Medieninnovationszentrum (MIZ), sowie wichtige Archive wie das Deutsche Rundfunkarchiv (DRA) und die Sammlungen des Filmmuseums Potsdams beheimatet.

    „Film erleben“

    Ein häufiges Bild in Potsdamer Straßen sind Dreharbeiten wie hier am Luisenplatz zu DEUTSCHLAND ‘86.
    © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)
    Ein häufiges Bild in Potsdamer Straßen sind Dreharbeiten wie hier am Luisenplatz zu DEUTSCHLAND ‘86. © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)

    Parkende Wohnwagenreihen von Filmteams, „Set“-Schilder, Kameras auf Schienen und bekannte Gesichter davor gehören zum alltäglichen Straßenbild in Potsdam, auch das ist – mit ein bisschen Glück – erlebbar. Und die Potsdamerinnen und Potsdamer sind herrlich entspannt, wenn mal wieder gedreht wird. Brandenburgs Landeshauptstadt verfügt über viele Facetten und ist immer wieder Kulisse. Dreharbeiten finden im gesamten Stadtgebiet statt, ob in den Parkanlagen und Schlössern, der barocken Innenstadt und den vielen einzigartigen Stadtvierteln, vor bekannten Sehenswürdigkeiten und Plätzen, in versteckten Orten und Hinterhöfen oder auch der ländlichen Umgebung.
    Claire Danes im Holländischen Viertel. Matt Damon in der Jägervorstadt. Matthias Brandt oder Catherine Zeta-Jones in den Neuen Kammern von Sanssouci. Jackie Chan und Arnold Schwarzenegger am Orangerieschloss. Otto Waalkes auf dem Neuen Markt. Barbara Schöneberger oder die Kommissarinnen der SOKO POTSDAM auf dem Alten Markt. Stars und Sternchen in der sagenumwobenen Villenkolonie Neubabelsberg am Griebnitzsee. Lassen Sie sich zu Original-Drehorten und Orten des Films führen. Verschiedene Akteure und selbständige Gästeführerinnen und Gästeführer offerieren Rundgänge durch die Medienstadt Babelsberg, die Villenkolonie Neubabelsberg, die Parkanlagen oder die Potsdamer Innenstadt. Die Potsdam Marketing Service GmbH (PMSG) als Dienstleister im Auftrag der Landeshauptstadt Potsdam bietet einige Führungen zum Thema „Film in Potsdam“ an.

    Selbstverständlich kann die Filmstadt Potsdam auch auf eigene Faust erkundet werden. Quartierpläne und Beschilderungen mit Hintergründen und Kartenausschnitten helfen bei der Orientierung.

    Quartierpläne mit Informationen und Kartenausschnitten helfen, sich zu Recht zu finden.
    © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)
    Quartierpläne mit Informationen und Kartenausschnitten helfen, sich zu Recht zu finden. © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)

    In der Brandenburger Straße – die Einheimischen nennen Potsdams Fußgängerzone liebevoll ihren Broadway – entsteht seit Juli 2022 der „Boulevard des Films“. Dies ist keine Kopie des „Walk of Fame“ in Hollywood. Gewürdigt werden hier nicht die prominenten Köpfe, sondern die großen Filme, die hier in unterschiedlichen gesellschaftlichen Epochen entstanden sind. Damit besteht die Chance, auch Klassiker des Films zu würdigen, etwa METROPOLIS, den einzigen Film, der zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehört, oder den ersten Film aus Babelsberg: DER TOTENTANZ (1912). Die 50 Granitplatten für den „Boulevard des Films“ sind für die gesamte Länge der Brandenburger Straße geplant, werden durch zusätzliche Informationen ergänzt und aktuell realisiert.

    Es gibt auch weitere Möglichkeiten in der Filmstadt Potsdam in die Geschichte und Gegenwart des Films abzutauchen:

    Geschichten und Geschichte – das Filmmuseum Potsdam

    Blick in die interaktive Dauerausstellung des Filmmuseums Potsdam mit vielen Original-Exponaten.
    © Filmmuseum Potsdam (Jörg Leopold)
    Blick in die interaktive Dauerausstellung des Filmmuseums Potsdam mit vielen Original-Exponaten. © Filmmuseum Potsdam (Jörg Leopold)

    Erster Anlaufpunkt sollte das Filmmuseum in der Potsdamer Innenstadt sein. Wussten Sie, dass der Countdown eine Erfindung aus den hiesigen Filmstudios ist? Oder: Was hat die Entwicklung des Farb- und des Tonfilms mit Babelsberg zu tun? Welche großen Karrieren – neben der von Marlene Dietrich, Alfred Hitchcock und Billy Wilder – haben hier noch begonnen? Welche Filmtechnologien aus Deutschland stammen aus Potsdam? Und welche Stars und Sternchen haben in Babelsberg gearbeitet?
    Bestaunen Sie die Original-Haselnüsse aus der bekannten Aschenbrödel-Verfilmung der DEFA sowie den Original-Bioscop-Projektor der Gebrüder Skladanowsky als die „Erfindung Film“. Entdecken Sie Original-Requisiten, -Drehbücher, -Kostüme aus allen Jahrzehnten und vieles mehr aus zahlreichen Filmen „made in Babelsberg“. Das Filmmuseum Potsdam, ist das erste und damit älteste Filmmuseum Deutschlands mit eigenen Sammlungen. Es bietet im Marstallgebäude neben dem Brandenburger Landtag parallel drei Ausstellungen: die interaktive Dauerausstellung zur Geschichte der Filmstudios in Babelsberg und zu den Gewerken im Film allgemein, eine Wechselausstellung zu einem spezifischen filmisch-thematischem Schwerpunkt sowie eine weitere Foyerausstellung. Verschiedene Veranstaltungen, Publikumsgespräche und Workshops komplettieren das Angebot des Filmmuseums, das als Institut der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF auf perfekte Art Lehre, Forschung, Weiterbildung und die „Erlebbarkeit Film“ kombiniert. Und dann natürlich das hauseigene Kino, das täglich aktuelle Filme sowie cineastische Kostbarkeiten auf dem Spielplan hat – inklusive Stummfilme mit Live-Musikbegleitung an der Welte-Kinoorgel.

    Internationales Leinwandgeschehen – Kinos und Filmfestivals in Potsdam

    Filmdreh und Filmgenuss in einem: Schauspielerinnen Valerie Niehaus und Susanna Simon bei Dreharbeiten 2022 im Babelsberger Thalia-Kino.
    © Manfred Thomas
    Filmdreh und Filmgenuss in einem: Schauspielerinnen Valerie Niehaus und Susanna Simon bei Dreharbeiten 2022 im Babelsberger Thalia-Kino. © Manfred Thomas

    Überhaupt ist Potsdam eine sehr leinwandstarke Stadt, das Spektrum des Gezeigten umfasst aktuelle Filmproduktionen, aber auch Streifen für Liebhaberinnen und Liebhabern von Filmklassikern, Kult- und Experimentalfilmen: vom „Kino im Marstall“ des genannten Filmmuseums, über das für sein Programm mehrfach ausgezeichnete Thalia-Kino Babelsberg bis zur UCI-Kinowelt Luxe im Potsdamer Hauptbahnhof ist die Spannweite groß. Auch diverse Freiluftkino-Veranstaltungen – von Leinwänden auf der Freundschaftsinsel, der Schiffbauergasse oder in den Ortsteilen von Groß-Glienicke im Norden bis Drewitz im Potsdamer Süden – komplettieren das Filmerlebnis in Brandenburgs Landeshauptstadt. Und auch auf den verschiedenen Filmfestivals ist der Filmgenuss fortwährend Programm, hier sind unter anderem das „Ökofilmtour“-Festival, das „Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg (JFBB)“, das „moving history Filmfestival für den historischen Film“, das „Drewitzer Filmfestival“ und „Sehsüchte“ als größtes internationales Studierendenfilmfestival Europas zu nennen.

    „Action, Fun and Entertainment“ – der Filmpark Babelsberg

    Eine Löwenstatue aus dem Film IN 80 TAGEN UM DIE WELT (2004) vor dem Haupteingang des Themenparks „Filmpark Babelsberg“.
    © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)
    Eine Löwenstatue aus dem Film IN 80 TAGEN UM DIE WELT (2004) vor dem Haupteingang des Themenparks „Filmpark Babelsberg“. © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)

    Der saisonale Freizeit- und Themenpark Filmpark Babelsberg ist Teil der Medienstadt Babelsberg. Zu den filmspezifischen Attraktionen gehören Bootsfahrten durch Janoschs Traumland, ein 4D- und XD-Action-Kino, Ausstellungsbereiche zu Film und Filmhandwerk sowie Originalkulissen, beispielsweise aus Filmen wie DIE DREI MUSKETIERE (2011) und HÄNSEL & GRETEL (2012) oder die beiden Realverfilmungen von JIM KNOPF (2018 und 2020). Original-Ausstattungselemente oder -Requisiten aus hochkarätig besetzten Filmen wie George Clooneys MONUMENTS MEN (2014), dem Science-Fiction SPEED RACER (2008), Leander Haußmanns Komödie SONNENALLEE (1999) und V WIE VENDETTA (2005) mit Natalie Portman sind in der Caligari-Halle zu bestaunen, ebenso der Glücksdrache Fuchur, die Felsenbeißerfamilie und der Borkentroll aus Michael Endes DIE UNENDLICHE GESCHICHTE (1994) und vieles mehr. Verschiedene Themenbereiche des Filmparks wie das Mittelalterdorf, die Westernstadt, die Gärten des KLEINEN MUCK (1953) und das SANDMANN-Haus ziehen in den Bann und werden durch zahlreiche Shows und Mitmachelemente ergänzt, vom Fernsehstudio 1 über die Tiershow bis zur großen Stuntshow im Vulkan, bei der sich die Stuntcrew Babelsberg actionreich präsentiert.

    Zum Vertiefen

    Zur Vor- und Nachbereitung eines Besuchs in der UNESCO CREATIVE CITY OF FILM POTSDAM kann einschlägige Literatur zum Thema Film empfohlen werden.

    Mit 400 Abbildungen (Fotos, Grafiken, Kartenmaterial) ist „100 Facts about Babelsberg“ im wahrsten Sinne des Wortes der „Blick hinter die Kulissen“.
    © Studio Babelsberg AG
    Mit 400 Abbildungen (Fotos, Grafiken, Kartenmaterial) ist „100 Facts about Babelsberg“ im wahrsten Sinne des Wortes der „Blick hinter die Kulissen“. © Studio Babelsberg AG

    Das kürzlich beim Bebra-Verlag erschienene Buch „100 Facts about Babelsberg“ (Deutsch/Englisch), herausgegeben vom Filmmuseum Potsdam, hat sich in kürzester Zeit zur „Standardliteratur“ zu Babelsberg und über Produktionen „made in Potsdam“ entwickelt. Neben der ausführlichen Geschichte von Studio Babelsberg und der es heute umgebenden Medienstadt benennt das handliche Buch Potsdamer Drehorte und Orte filmischen Schaffens von der Glienicker Brücke über Schlösser und Gärten bis zur Villenkolonie Neubabelsberg und stellt Unternehmen in der Medienstadt Babelsberg vor.
    Märchenverfilmungen, Sandmann und Fernsehserien oder Erfindungen, Ausbildungsstätten und internationale Filmstars – all das ist die Filmstadt Potsdam und wird kenntnisreich erläutert. Der Deutschlandfunk schlussfolgert: „Es zeigt uns, nicht wir müssen uns hinter Hollywood verstecken, sondern Hollywood kann sich in ganz vielem hinter unserem Film-Mekka in Potsdam verstecken, … eine wirkliche Entdeckung!“

    Ein spezielleres Thema ist das filmische Gesicht der UNESCO CREATIVE CITY OF FILM POTSDAM in Bezug auf 42 Straßen im Stadtgebiet, die Namen von Filmschaffenden tragen. Hier ist die aufschlussreiche Publikation „Die filmische Straßenlandschaft in Potsdam“ der Medienwissenschaftlerin Dr. Anna Luise Kiss zu nennen, die 2022 als Open-Access-Publikation beim Avinus-Verlag erschienen ist.

    Darüber hinaus empfehlen wir folgende Bücher:

    • „Filmstadt Potsdam: Drehorte und Geschichten“, Piethe, M. (2013), Berlin: Bäßler
    • „Die Frauen von Babelsberg: Lebensbilder aus 100 Jahren Filmgeschichte“, Sannwald, D., Tilmann, C., & Kosslick, D. (2012), Berlin: edition ebersbach.
    • „100 Years Studio Babelsberg“, Wedel, M., Wahl, C., Schenk, R., & Torner, E. (2012), Kempen: teNeues.
    • „Filmland Brandenburg: Drehorte und Geschichten“, Piethe, M., & Vogel, A. (2012), Berlin: Bäßler.

    Erleben Sie also Film mit der richtigen Lektüre – ob zuhause und unterwegs – oder natürlich vor Ort im Filmmuseum Potsdam, dem Filmpark Babelsberg und bei Führungen oder Eigenerkundungen von Drehorten in der gesamten Potsdamer Kulturlandschaft.