Pressemitteilung Nr. 315 vom 14.07.2025 Theatererlebnisse in historischer Kulisse

Sommertheater in historischen Stadtkernen: „Der neue Menoza“ am Winzerberg und am Neuendorfer Anger
Ein Theaterstück am Winzerberg
© Förderverein Alte Neuendorfer Kirche und Neuendorfer Anger e. V.

Die Landeshauptstadt Potsdam und die AG Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg laden dazu ein, bei der Sommertheatertournee die Aufführung „Der neue Menoza oder Geschichte des cumbanischen Prinzen Tandi“ von Jakob Michael Reinhold Lenz in einer Inszenierung von theater 89 zu erleben. Die erste Aufführung in Potsdam findet in Kooperation mit dem Bauverein Winzerberg e. V. am Samstag, 26. Juli 2025, um 20 Uhr auf dem Winzerberg statt. Die zweite Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Förderverein Alte Neuendorfer Kirche und Neuendorfer Anger e. V. am Sonntag, 31. August 2025, ab 17 Uhr auf dem Neuendorfer Anger statt.

Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt, und Vorstandsmitglied der AG freut sich auf die diesjährigen Veranstaltungen und hebt hervor: „In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele Städte im Land, darunter auch Potsdam, mit viel Einsatz erneuert. Vielerorts kann man gut sehen, wie sehr sich das Stadtbild verändert hat. Die Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen unterstützt diese Entwicklung schon lange. Bei den Theaterabenden an historischen Orten wird diese positive Entwicklung auf besondere Weise erlebbar. Ich lade Sie herzlich ein, mit dabei zu sein, wenn die Stadt selbst zur Bühne wird.“

„Der neue Menoza“ ist eine Komödie in fünf Akten von Jakob Michael Reinhold Lenz, die 1774 veröffentlicht wurde. Das Stück, das unter der künstlerischen Leitung von Hans-Joachim Frank auf die Bühne gebracht wird, thematisiert mit viel satirischem Witz und ironischen Elementen die Ideale und Widersprüche der aufgeklärten Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf Religion, Kultur und die moralischen Werte des Adels und Bürgertums. Karten für die Veranstaltungen können an der Abendkasse, online über eventim, in der Tourist Info in den Bahnhofspassagen (Friedrich-Engels-Straße 99, Tel. 0331 275 588 99), oder in der Tourist Info am Alten Markt (Humboldtstraße 2, Tel. 0331 275 588 99) erworben werden.

Weitere Informationen gibt es online. Die Sommertheater-Tournee 2025 durch die historischen Stadtkerne wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

Hintergrund: Winzerberg

Der Winzerberg entstand ab 1763 unterhalb des Mühlenberges als Erweiterung der Schlossanlage Sanssouci. Auf der ehemaligen Lehmbaugrube entstanden weitere Terrassen mit einer 300 m langen Mauer, welche mit Wein und Obst bepflanzt wurden. Nach verschiedenen Sanierungsmaßnahmen übernahm 1848 Gartendirektor Peter Joseph Lenné die nächste Modernisierung, 1849 führte Ludwig Ferdinand Hesse den geplanten Entwurf des Winzerhauses aus. Während des Kalten Krieges verfiel der Winzerberg durch Einflüsse von Witterung und immer stärker werdenden Wurzeln des Wildwuchses. 
Seit 2005 schreitet die Renovierung des Potsdamer Winzerberges durch den Winzerberg Bauverein e.V., gegründet von Potsdamer Bürgerinnen und Bürgern aller gesellschaftlichen Schichten, voran. Der Winzerberg Verein ist nicht „nur“ mit dem Wiederaufbau der Terrassenanlage und dem Bewirtschaften der Grünflächen beschäftigt, sondern organisiert Führungen für historisch Interessierte und öffnet in den Sommermonaten zur Bacchusstunde am Donnerstag- und Freitagabend. Der Berg braucht immer Unterstützung und ehrenamtliche Helfer, um die Vielzahl der Anfragen bedienen zu können.

Hintergrund: Neuendorfer Anger und Alte Neuendorfer Kirche 

Auf dem Oval des Neuendorfer Angers ragt eine eigenwillige Kirche empor. Schon 1585 war eine Fachwerkkirche an diesem Ort errichtet worden, welche im 19. Jahrhundert baufällig wurde. Man riss sie ab, als die südlich davon 1850-53 errichtete jetzige Kirche fertig gestellt war. König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) lieferte die architektonische Skizze für den achteckigen Baukörper, dessen Entwurf Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876) weiter ausarbeitete. Die Verantwortung für die Baumaßnahmen hatte Christian Heinrich Ziller (1791-1868). Schon bald wurde der Bau für die stark wachsende Gemeinde zu klein und man errichtete 1898-99 dort, wo einst das Fachwerkkirchlein gestanden hatte, einen stattlichen neugotischen Backsteinbau mit Platz für 800 Menschen und einem 54 hohen Turm – die Bethlehemkirche. Diese wurde 1941 durch Fliegerbomben beschädigt und letztendlich 1952 abgerissen. Das Kirchlein nebenan führte lange Zeit ein Schattendasein und sollte zu DDR-Zeiten gar einer Zufahrtsstraße weichen. 1975 wurde das marode Dach entfernt, daraufhin stürzte 1979 das Gewölbe ein. Doch Bürger verhinderten den Abriss, und 1999 initiierte die Theologin Gisela Opitz einen Verein, dessen Ziel die Rekonstruktion des Baus war. Unter überwältigender Beteiligung zahlreicher Potsdamer Baufirmen, Helfer und Spender gelang dies, und 2007 konnte die Einweihung gefeiert werden. Dieser stimmungsvolle Raum, von dessen wiederentstandenem Gewölbe goldene Sterne glitzern, wird das ganze Jahr über mit Leben gefüllt, bei standesamtlichen und freien Trauungen, Gottesdiensten und Konzerten.