
12. Juni 2016
Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,
Frankreich ist momentan in aller Munde. Denn mit der Fußball-Europameisterschaft startete am Freitag in unserem Nachbarland eines der größten Sportevents der Welt. Aber wenn Sie denken, meine Reise nach Frankreich an diesem Wochenende hätte rein sportliche Gründe, dann irren Sie sich. Ich fahre aus freundschaftlichen Gründen nach Versailles. Nachdem in den vergangenen Jahren intensive Beziehungen zu der französischen Stadt Versailles aufgebaut wurden, haben wir nun gemeinschaftlich beschlossen, die Freundschaft offiziell zu auch machen und eine Städtepartnerschaft zu gründen. Gestern habe ich zusammen mit meinem Amtskollegen François de Mazières den Städtepartnerschaftsvertrag in Versailles unterzeichnet. Begleitet haben mich die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Birgit Müller, Dr. Knut Andreas vom Collegium Musicum, Jutta Michelsen vom Freundeskreis Potsdam-Versailles, Dr. Sigrid Sommer aus dem Bereich Marketing und meine Frau. Dieses Wochenende war ein gelungener Einstieg in eine weitere intensive Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen unseren beiden Städten, und es war für uns eine Ehre in Versailles zu Gast gewesen zu sein.
Ein zweiter Teil des offiziellen Programms findet am 23. Juni im Rahmen einer Festveranstaltung im Potsdamer Nikolaisaal statt, wenn mein Kollege aus Versailles zusammen mit seiner Frau Christine und der stellvertretenden Bürgermeisterin Florence Mellor die Landeshauptstadt besucht. Die neu gegründete Städtepartnerschaft wird somit auch in Potsdam besiegelt und in den darauf folgenden Tagen mit vielen Veranstaltungen gefeiert und gewürdigt. Am 24. Juni werden wir eine Straßenbahn auf den Namen Versailles taufen. Der Freundeskreis Potsdam-Versailles gibt sein Sommerfest, an dem auch einige Versailler Gäste teilnehmen. Am Vormittag des 25. Juni findet ein Vortrag zu den deutsch-französischen Beziehungen im Bildungsforum statt. Am Abend wird im Hans Otto Theater das Melodram „Pygmalion“ uraufgeführt, das in einer Kooperation der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci mit dem Zentrum für Barockmusik Versailles entstanden ist.
Unsere beiden Städte verbindet sehr viel – von besonderem Stellenwert ist die Zugehörigkeit zum UNESCO-Welterbe. Die Schlösser und Parks von Versailles und Potsdam zählen dazu. Aber auch die Nähe zur jeweiligen Hauptstadt und die Vorteile und Probleme, die das mit sich bringt, haben unsere Städte gemeinsam. Ich bin davon Überzeugt, dass wir die neue Städtepartnerschaft geradezu vorbildlich vorbereitet haben. Wir haben zunächst Kontakte aufgebaut und die Beziehungen auf ein breites Fundament gestellt – ich denke da vor allem an die fünf Schulpartnerschaften, die Kooperation zwischen den Musikfestspielen und dem Zentrum für Barockmusik sowie an die vielseitigen Kontakte des Freundeskreises, der schon zwei Mal Bürgerreisen nach Versailles durchführt hat.
All das sind sehr gute Voraussetzungen für eine funktionierende Städtepartnerschaft. Ich freue mich, dass wir diesen Weg gegangen sind und in Zukunft gemeinsam weitergehen werden.
Die internationalen Kontakte der Landeshauptstadt Potsdam haben eine lange Tradition, die eng mit dem Toleranzgedanken verbunden ist, der im Edikt von Potsdam formuliert ist. Die Städte in Europa und in der Welt stehen vor den gleichen Herausforderungen. Dabei denke ich nicht nur an das aktuelle Thema der Integration von Flüchtlingen in unseren Gemeinwesen. Die Kommunalverwaltungen haben den Auftrag, Daseinsvorsorge für ihre Bürgerinnen und Bürger zu leisten. Die dabei zu lösenden Aufgaben – von der Steuerung der Infrastruktur bis zum Umgang mit dem demografischen Wandel sind überall ähnlich. Erfahrungsaustausch ist dabei dringend geboten. Im globalen Maßstab ist Zusammenarbeit verpflichtend, denn Fragen wie der Schutz von Klima und Umwelt sind weder lokal noch national, sondern nur im internationalen Miteinander zu lösen. Aus dieser Perspektive betrachtet, kann das Netzwerk unserer Kontakte nach Versailles nur noch dichter werden. Ich lade Sie herzlich ein, sich an diesem Netzwerk zu beteiligen.
Ach so, eines wird mein Kollege aus Versailles sicherlich verstehen. Denn natürlich hoffe ich sehr, dass Deutschland wie zuletzt 1996 wieder Europameister wird. Drücken Sie die Daumen!
Ihr
Jann Jakobs