Pressemitteilung vom 2.03.2012
Mit dem ressortübergreifend erarbeiteten „Gewerbeflächensicherungskonzept" für die Landeshauptstadt hat die Stadtverwaltung auf die signifikanten chronischen Angebotsengpässe bei Gewerbeflächen reagiert. Im Zuge der Konzepterarbeitung haben die Beteiligten, Fachbereich Stadtplanung und Stadterneuerung, Bereich Umwelt und Natur und Bereich Wirtschaftsförderung, den Status analysiert und erste Vorschläge zur langfristigen Sicherung des Gewerbeflächenbedarfes bis 2020 unterbreitet, die in der Folgezeit weiterentwickelt werden müssen. Ziel ist es, die Stadt schrittweise in eine Lage zu versetzen, die es ihr weiter ermöglicht, die ihr attestierten Zukunftschancen zu nutzen. Dabei gilt es, eine paradoxe Situation zu überwinden, die dadurch gekennzeichnet ist, dass es quantitativ betrachtet viele ungenutzter Gewerbeflächen im Stadtgebiet gibt bei einem gleichzeitigen erheblichen Mangel, weil es gegenwärtig nicht möglich ist, Gewerbeflächen zeitnah und vor allem nutzungsgerecht bereitzustellen. Das Gewerbeflächen-sicherungskonzept liegt der Stadtverordnetenversammlung vor, die es auf die Tagesordnung ihrer Sitzung am 7. März 2012 gesetzt hat.
Oberbürgermeister Jann Jakobs: „Die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit einer Stadt wie Potsdam wird maßgeblich von ihrer Wirtschaftskraft bestimmt. Dazu gehören erfolgreiche Unternehmen, die nur mit guten Standortbedingungen - z.B. mit nachfragegerechten Gewerbeflächenangeboten - durch Ansiedlung und Gründung gewonnen und gebunden werden können. Sie schaffen die gewünschten Beschäftigungs-angebote, die privaten und öffentlichen Haushalten Einkommen und steuerliche Einnahmen sichern und soziale Transferleistungen in Grenzen halten. Wohlstand entsteht nur dort, wo gearbeitet werden kann, wo es die belebende Kraft der Wirtschaft gibt!"
Bis 2020 wird die Zahl der Beschäftigten mit Arbeitsplätzen, die unmittelbar gewerbliche Bauflächen in Anspruch nehmen, um rund 5.900 Personen wachsen. Dieser Beschäftigungszuwachs geht einher mit einem zusätzlichen Flächenbedarf von 67,4 ha. In zwei Zahlen zusammengefasst, sind das die wesentlichen Ergebnisse umfangreicher Modellberechnungen, die 2009 im Rahmen der Erarbeitung des „Stadtentwicklungskonzeptes Gewerbe" branchendifferenziert durchgeführt wurden. Um beurteilen zu können, wie groß der tatsächliche, effektive Flächenneubedarf ist, wurde zugleich in einer Vorschau geprüft, welche Gewerbeflächen für eine Nutzung zur Verfügung stehen oder perspektivisch wiedergenutzt werden können. Zu konstatieren ist, dass in Potsdam nahezu alle Flächen, die künftige für eine gewerbliche Nutzung in Frage kommen, mit Aktivierungshemmnissen behaftet sind. 80 Prozent der Flächen weisen mittlere bis hohe Aktivierungshemmnisse auf. Vor diesem Hintergrund wurden Gewerbeflächen erfasst, die sich am ehesten anbieten, den bis 2020 prognostizierten Gewerbeflächenbedarf sichern zu können und deshalb prioritär zu mobilisieren sind.
Die Flächen wurden in den zurückliegenden 6 Monaten eingehend geprüft und bewertet. Die Prüfungen ergaben, dass im Stadtgebiet von Potsdam 60 Flächen mit insgesamt rund 160 ha für eine gewerbliche Nutzung in Frage kommen. Allerdings weisen ein Viertel dieser Flächen hohe Aktivierungshemmnisse auf. Bei 40 Flächen mit einer Gesamtgröße von rund 83 ha ist im Wesentlichen von mittleren Aktivierungshemmnissen auszugehen. Diese Flächen sind für die weitere Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Potsdam essentiell und daher unverzichtbar. Sie erhalten den Status „Gewerbliche Potenzialflächen 2020", weil sie besonders geeignet sind, in wichtigen Nutzungssegmenten den prognostizierten Gewerbeflächenbedarf in der Landeshauptstadt bedienen zu können. Für ihre Mobilisierung wurden erste Handlungsempfehlungen gegeben, um das Flächenangebot schrittweise auf die Gewerbeflächennachfrage auszurichten.
Auf der Grundlage der erarbeiteten „Richtlinie zur Sicherung der Gewerblichen Potenzialflächen der Landeshauptstadt Potsdam" soll zunächst die unverzichtbare Substanz der „Gewerblichen Potenzialflächen 2020" planungsrechtlich gesichert werden. Dadurch sollen Umwidmungen, die zur Folge haben, dass diese Flächen nicht mehr für eine gewerbliche Nutzung zur Verfügung stehen, vermieden werden.
Stefan Frerichs, Bereichsleiter Wirtschaftsförderung: „Die planungsrechtliche Sicherung der „Gewerblichen Potenzialflächen 2020" ist gewissermaßen der Einstieg der Landeshauptstadt Potsdam in ein neues Kapitel der aktiven Gewerbeflächenpolitik. Denn die Bauleitplanung ist aus meiner Sicht die erste Stufe der Wertschöpfungskette bei der „Erzeugung" von Bauland für eine gewerbliche Nutzung. Die Festlegung von Prioritäten in der Verbindlichen Bauleitplanung ist deshalb ein wichtiger erster Schritt. Hier geht es vor allem darum, vorhandene Ressourcen und Kapazitäten zu bündeln und auf Projekte mit den größten Realisierungschancen zu konzentrieren. Ein weiterer beispielhafter Schritt ist die anstehende Errichtung des „Handwerker- und Gewerbehofes Babelsberg", der gleichbedeutend ist mit der Entwicklung verdichteter Flächenangebote."