Friedrich Wilhelm IV.

(1795-1861, König 1848-1858)

Frühchristliche Kirchen, Renaissancepaläste und ländliche Wohnbauten Italiens waren die Vorbilder für Bauten, die der schon als Kronprinz in Potsdam architektonisch aktive Friedrich Wilhelm oft eigenhändig zu Papier brachte. Seine Bauten der späteren Jahre brachten ihm den Beinamen "Romantiker auf dem Thron" ein.

Seine Jahre als Kronprinz und König erwiesen sich in baulicher Hinsicht als äußerst fruchtbar für Potsdam. Gemeinsam mit Schinkel, Lenné, Persius und anderen bedeutenden Künstlern schuf er in und um Potsdam aufbauend auf dem Erbe seiner Vorfahren jene Landschaft, die heute zu den wichtigsten Schätzen europäischer Kultur zählt. Die vorhandenen Schloss- und Parkanlagen des 17. und 18. Jahrhunderts und seine italienisierenden Vorstellungen und Bauten verschmolzen zu einer landschaftlichen Einheit.

Friedrich Wilhelm IV. plante seine Bauten als absolutistischer Monarch und damit an den realen gesellschaftlichen Verhältnissen seiner Zeit vorbei. Finanzielle Beschränkungen auf der einen Seite und die inzwischen gesetzlich garantierten Eigentumsverhältnisse der Bürger auf der anderen Seite führten dazu, dass eine Reihe seiner Entwürfe nicht oder nur in Teilen zur Ausführung kam.

Umfangreich sind seine Um- und Erweiterungsbauten im Park Sanssouci (Friedenskirche 1845-1855), auf dem Pfingstberg (Belvedere 1847-1863), im Park Babelsberg und in Sacrow (Heilandskirche 1841-1844).

Zu den auffälligsten Bauten im Stadtbild gehören neben der "Moschee" in der Breiten Straße zahlreiche vor allem von Persius gebaute sogenannte italienische "Turmvillen".

Friedrich Mielke: "Die Potsdamer Schlosspläne Friedrich Wilhelms haben ... keinen irgendwie gearteten politischen Hintergrund. Für die Allgemeinheit der Staatsbürger musste sowohl die Entstehung der Pläne als auch die teilweise Ausführung der Bauten unbegreiflich bleiben, weil der Monarch hier als eigenschöpferischer Künstler auftrat und die Schlosspläne nur ihm gehörende Erfindungen sind. Hier entwarf und handelte nicht ein König für sein Volk, sondern rang ein Architekt mit seinen Ideen. Die Kluft zwischen politischem Beruf und künstlerischer Berufung war zu groß, als dass Friedrich Wilhelm sie hätte überbrücken können. Der Zwiespalt war für den preußischen König ein gleicher wie für den bayerischen König Ludwig II., doch während jener einer verspäteten Romantik nachhing und seine architektonischen Wünsche zwischen französischem Barock und mittelalterlicher Gotik schwankten, hatte der preußische König von vornherein ein klares Konzept, in dem italienische Landbauweise mit Florentiner Renaissance, normannischen Burgen und antiken Vorbildern zu einem für ihn charakteristischen Ensemble verschmolz."

Friedrich Wilhelm IV. fand in der Gruft der Friedenskirche seine letzte Ruhe.