Pressemitteilung Nr. 491 vom 16.10.2025 Stadt Potsdam übergibt Erweiterungsgrundstück für den Jüdischen Friedhof an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden Land Brandenburg K.d.ö.R.

Beigeordnete Brigitte Meier übergibt einen symbolischen Schlüssel für das Erweiterungsgrundstück für den Jüdischen Friedhof an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden Land Brandenburg K.d.ö.R.
© Landeshauptstadt Potsdam/Jörg Bindheim

Die Landeshauptstadt Potsdam hat heute ein städtisches Grundstück zur Erweiterung des Jüdischen Friedhofes an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden Land Brandenburg K.d.ö.R. übergeben. Die Erweiterung des Friedhofes ist nötig geworden, da die Aufnahmekapazität des bisherigen, im Jahr 1743 gegründeten Jüdischen Friedhofes, erschöpft ist. Während die Landeshauptstadt Potsdam auf Grundlage eines Beschlusses des Hauptausschusses das Grundstück kostenfrei abgibt, übernimmt der Landesverband der Jüdischen Gemeinden sämtliche Folgekosten wie beispielweise die Notarkosten oder die Kosten für die Herrichtung des Geländes als Friedhof.

Dazu die Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, Brigitte Meier: „Mit der Übergabe des Grundstücks leistet die Landeshauptstadt ganz bewusst einen Beitrag zur Lösung eines drängenden Problems des jüdischen Lebens in Potsdam. Mit der Erweiterung des Friedhofes ist neben der neuen Synagoge ein weiteres wichtiges Element jüdischer Kultur und jüdischen Lebens in Potsdam auf absehbare Zeit gesichert.“ Zugleich möchte die Beigeordnete die Übertragung des Grundstückes auch als Statement gegen den wachsenden Antisemitismus verstanden wissen. „Die Landeshauptstadt Potsdam setzt damit ein deutliches Zeichen gegen offene Anfeindungen von Menschen jüdischen Glaubens und für eine Integration jüdischen Lebens in die Mitte der Gesellschaft.“

Der Vorsitzendende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden des Landes Brandenburg, Gennadi Kuschnir, richtet seinen Dank an die Landeshauptstadt Potsdam. "Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Brandenburg (KdöR) dankt der Stadtverwaltung Potsdam herzlich für die Übergabe des Erweiterungsgrundstücks des im Jahr 1743 gegründeten Jüdischen Friedhofs in Potsdam in das Eigentum des Landesverbandes. Diese Übergabe ist nicht nur ein Verwaltungsakt, sondern ein bedeutendes Symbol für die Achtung der Geschichte und die Wertschätzung des jüdischen Lebens in unserer Stadt. Mit dieser Entscheidung wird die enge Verbindung zwischen der Stadt Potsdam, dem Land Brandenburg und der jüdischen Gemeinschaft weiter gestärkt." Kuschnir betont, dass alle Menschen Jüdischen Glaubens, unabhängig davon, welcher Jüdischen Gemeinde sie angehören, auf dem Friedhof bestattet werden können.

Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) begrüßt die Entscheidung der Stadt Potsdam, dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden im Land Brandenburg die städtische Fläche zur Erweiterung des jüdischen Friedhofs zu überlassen. „Die Entscheidung der Stadt Potsdam ist aus Sicht der ZWST ein starkes Signal für die nachhaltige Verankerung jüdischen Lebens in Brandenburg. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland sieht sich zunehmend antisemitischen und terroristischen Bedrohungslagen ausgesetzt. Der Jahrestag des 7. Oktober erinnert schmerzlich daran, wie verletzlich jüdisches Leben weltweit ist. Gerade in Zeiten wachsender Unsicherheit für jüdische Bürgerinnen und Bürger sowie jüdische Einrichtungen ist dieses Engagement von besonderer Bedeutung. Die Friedhofserweiterung in Potsdam ist daher nicht nur ein kommunalpolitisches Projekt, sondern ein Baustein zur aktiven Sicherung jüdischer Existenz – im Leben wie im Tod. Die ZWST würdigt das Engagement der Stadt Potsdam als beispielhaft und hofft, dass andere Kommunen diesem Vorbild folgen. Die Sicherung jüdischer Infrastruktur ist ein zentraler Bestandteil gesellschaftlicher Verantwortung – und ein Zeichen dafür, dass jüdisches Leben in Deutschland aktiv gestaltet wird. Hoffen wir, dass es auch ausreichend geschützt wird“, so Günter Jek, Leiter des Berliner Büros der ZWST.

Das Erweiterungsgelände grenzt direkt an den bisherigen Jüdischen Friedhof in der Puschkinallee 18 und umfasst 1.966 Quadratmeter. Die Erweiterungsfläche bietet damit Platz für etwa 300 neue Grabstellen. Der Bisherige Friedhof umfasst 850 Grabstätten auf einer Fläche von 9.335 Quadradmeter.