
In Potsdam sind derzeit rund 63 Berufsbetreuerinnen und -betreuer tätig. Sie übernehmen eine wichtige Aufgabe: Sie vertreten Menschen, die ihre rechtlichen, finanziellen oder medizinischen Angelegenheiten aufgrund von Krankheit, Unfall oder Behinderung nicht mehr selbst regeln können – und für die weder Angehörige noch Freunde diese Funktion übernehmen können. Derzeit sind rund 25 Prozent der aktiven Berufsbetreuerinnen und -betreuer in Potsdam über 60 Jahre alt und stehen kurz vor dem Ruhestand. Um auch in Zukunft eine gute Versorgung sicherzustellen, sucht die Landeshauptstadt Potsdam engagierte Bürgerinnen und Bürger, die bereit sind, diese verantwortungsvolle Tätigkeit zu übernehmen.
Uta Kitzmann, Fachbereichsleiterin Soziales und Inklusion sagt dazu: „Wir brauchen engagierte Potsdamerinnen und Potsdamer, die Verantwortung übernehmen und sich für besonders schutzbedürftige Menschen einsetzen. Berufsbetreuer zu sein heißt nicht nur, Gesetze anzuwenden, sondern vor allem Lebenssituationen zu verbessern.“ Berufsbetreuerinnen und -betreuer können selbstständig, haupt- oder nebenberuflich tätig sein. Voraussetzung sind persönliche Eignung, Zuverlässigkeit und die erforderlichen Fachkenntnisse. Die Vergütung erfolgt über Fallpauschalen, die vom zuständigen Gericht festgelegt werden und sich nach Qualifikation, Betreuungsdauer und Situation der betreuten Person richten.
Nicole Pfitzmann, Berufsbetreuerin im Caritas-Betreuungsverein, sagt über ihre Arbeit: „Berufsbetreuer zu sein ist keine Arbeit, sondern eine Berufung – für alle, die eigenverantwortlich arbeiten, strukturiert sind und Herausforderungen lieben. Es braucht Empathie für Menschen mit sehr unterschiedlichen Beeinträchtigungen und oft komplexen Lebenslagen, vom Schuldenberg bis zu nicht verstandener Behördenpost. Wir sind feste Ansprechpartner, erklären Sachverhalte verständlich und vermitteln bei zusätzlichem Unterstützungsbedarf weiter. Mit Know-how im Sozial- und Betreuungsrecht, Organisationstalent, Geduld und – ja – auch Humor lassen sich die Herausforderungen meistern. Die flexible Zeiteinteilung ist ein großer Vorteil, gerade für Betreuer mit Familie. Auch nach 18 Jahren in diesem Beruf lerne ich noch täglich dazu – und genau das macht ihn so spannend und erfüllend.“ Der Caritas Betreuungsverein Potsdam führt hauptamtliche, rechtliche Beratung durch und berät ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer sowie Betroffene.
Oliver Lata, Leiter der Betreuungsbehörde in der Landeshauptstadt Potsdam ergänzt: „Die Anzahl der Betreuungsfälle steigt aktuell nicht, aber die Komplexität der Fälle nimmt deutlich zu. Häufig geht es um Mehrfachdiagnosen – also körperliche und psychische Erkrankungen zugleich – und um vielschichtige soziale Probleme wie Mietschulden, drohende Obdachlosigkeit oder Fragen der Pflegeversorgung. Berufsbetreuerinnen und -betreuer sind hierbei eine zentrale Schnittstelle zwischen Betroffenen, Behörden, Gerichten und Hilfseinrichtungen.“
Vorsorge kann helfen – aber nicht jeder trifft sie
Eine rechtliche Betreuung wird notwendig, wenn keine Vorsorge in Form einer Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung vorliegt. Schätzungen zufolge hat nur etwa jede zweite erwachsene Person in Deutschland solche Regelungen getroffen. Liegt keine vor und kann im privaten Umfeld niemand die Vertretung übernehmen, bestellt das zuständige Betreuungsgericht eine Betreuerin oder einen Betreuer.
Vielseitige Aufgaben – hoher Anspruch
Die Kernaufgabe rechtlicher Betreuerinnen und Betreuer besteht darin, die Wünsche der betreuten Person zu ermitteln, deren rechtliche Relevanz zu prüfen und möglichst umzusetzen. Das erfordert neben rechtlichen Grundkenntnissen vor allem Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, komplexe Lebenssituationen zu strukturieren.
Unterstützung für Interessierte
Die Betreuungsbehörde Potsdam begleitet Interessierte bei der Antragstellung und vermittelt auf Wunsch Praktika bei der Behörde, dem Betreuungsgericht und erfahrenen Berufsbetreuern. So können künftige Betreuerinnen und Betreuer die Praxis von Beginn an kennenlernen.
Weitere Informationen sind unter potsdam.de zu finden.