Große liegende Figur, Dietrich Rohde, 1983

Kunststein, H 130 cm, L 240 cm, B 80 cm

Dietrich Rohde (1933-1999) fertigte für den Potsdamer Raum zahlreiche Skulpturen und Plastiken, doch diese Plastik aus Kunststein zeigt sich in einer ungewöhnlichen Ausführung. Die längs
ausgerichteten Formen der Großen Liegenden Figur sind so stark abstrahiert, dass erst bei genauerem Betrachten eine menschliche Figur hervortritt. Den Mittelpunkt bildet das sich auf einen
Sockel stützende Gesäß, doch zurücktretende Volumen dekonstruieren die Körpermitte bereits und lassen diese zerbrechlich erscheinen. Die Formen der anschließenden Beinpartie sind gerade noch erkennbar. Während das eine Bein am Boden abstützt und die Figur einen weiteren Auflagepunkt erhält, ist das andere Bein spielerisch an den Körper angelegt. Die verschiedenen Winkel und Flächen ergeben einen spannungsreichen Gegenpol zum Oberkörper, dessen Dekonstruktion sich weiter fortgeschritten zeigt. Aus der Masse des Rumpfes sind Volumen herausgenommen doch die Einschnitte im Brust- und Rückenbereich verdeutlichen nicht die Verletzbarkeit des menschlichen Körpers, der Künstler reduziert die menschliche Figur auf wenige Grundformen – eine Arbeitsmethode in der Bildhauerei. Folglich kann der Betrachter eine abschließende Schulterpartie mit Kopf und sich abstützenden Armen nur noch erahnen.

Die am Boden liegende Figur stellt eine typische Position in der Bildhauerei dar, mit dieser kann der Künstler Erdverbundenheit oder Zerstörung ausdrücken, doch reduziert Dietrich Rohde die menschliche Figur auf ein reines Formenspiel mit hervor- und zurücktretenden Volumen ohne den Anspruch auf naturalistische Details. Die Formen scheinen hierbei ein Eigenleben zu entwickeln, um größtmögliche Distanz vom Original zu erreichen. Darin zeigen sich Einflüsse von Bernhard Heiliger (1915-1995), bei dem Dietrich Rohde in den 1950er Jahren an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin studiert hatte. Auch Bernhard Heiliger wandte sich in dieser Zeit von der realen zur abstrakten und aufgebrochenen Form. Diese modernen Kunstformen des beginnenden 20. Jahrhunderts waren jedoch erst in den späteren Jahren der DDR-Kunst anwendbar, nachdem die noch wenige Jahrzehnte zuvor als Formalismus bekämpften Stile zugelassen wurden. Zusammen mit den anderen Kunstwerken an der Neustädter Havelbucht vervollständigt die Große Liegende Figur ein ungewöhnliches Formenspiel an Plastiken und Stilen.

Adresse

Große liegende Figur
Breite Straße 24
14471 Potsdam
Deutschland