Arbeiterwiderstand gegen den Nationalsozialismus - Die Uhrig-Römer-Gruppe

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Ende der 1930-er Jahre entstand eine - später weitverzweigte - Widerstandsorganisation um den Berli-ner Kommunisten Robert Uhrig (1903-1944). Ihm und seinen politischen Freunden, darunter vor allem die früheren Haftgenossen Franz Mett (1904-1944) und Kurt Lehmann (1906-1944), gelang es bis in die frühen 1940-er Jahre, Berlin zu einem Mittelpunkt des deutschen kommunistischen Widerstandes zu machen. Uhrig und seine Mitverschwörer nahmen weitere Verbindungen zu Widerstandsgruppen im Ruhrgebiet, in Hamburg und Süddeutschland auf.

Über Querkontakte einzelner Persönlichkeiten und kleiner Betriebsgruppen, die miteinander vernetzt wurden, entstand in Berlin schließlich eine der größten oppositionellen Organisationen. Im Herbst 1941 schloss sie sich mit der von Josef Römer (1892-1944) geführten Widerstandgruppe zusammen.

Die Uhrig-Römer-Gruppe rief zum Sturz der NS-Diktatur und zur Beendigung des Krieges auf, auch durch Sabotage der Rüstungswirtschaft. Der Geheimen Staatspolizei war es jedoch gelungen, mehrere Informanten in die Widerstandsgruppe einzuschleusen. Aber auch die Vernachlässigung konspirativer Regeln führte dazu, dass die aus vielen Teilgruppen bestehende Uhrig-Römer-Organisation systematisch ausgehoben und bis auf kleine Reste zerstört werden konnte. Über 170 Menschen wurden seit dem Frühjahr 1942 verhaftet. Fast 80 Frauen und Männer verloren ihr Leben.

Der NS-Justizapparat strengte allein in Berlin vier große Prozesse vor dem berüchtigten Volksgerichtshof (VGH) an. Der VGH verhängte 31 Todesurteile, darunter auch gegen den bekannten Arbeitersportler Werner Seelenbinder (1904-1944), der am 5. September 1942 vom Volksgerichtshof in Potsdam zum Tode verurteilt und am 24. Oktober 1944 in Brandenburg-Görden ermordet wurde.

Dr. Hans-Rainer Sandvoß ist Politikwissenschaftler und Historiker. Seit 1977 an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (GDW) tätig, ist er dort stellvertretender Leiter der GDW. Er ist Herausgeber der Schriftenreihe über den „Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945" und Autor der Studie „Die andere Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945".

Andreas Herbst ist Historiker, arbeitete bis 1990 am Museum für Deutsche Geschichte in Berlin, später am Zentrum für Europäische Sozialforschung der Universität Mannheim. Seit 2001 ist er an der Gedenk-stätte Deutscher Widerstand tätig. 2008 veröffentlichte er gemeinsam mit Hermann Weber das Biografi-sche Handbuch „Deutsche Kommunisten 1918-1945".

Eine Veranstaltung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Menschen unter Diktaturen" des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam und des Potsdam Museum - Gedenkstätte Lindenstraße 54/55.