Pressemitteilung Nr. 665 vom 02.12.2021 Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Integrationskonzeptes der Landeshauptstadt Potsdam 2016-2020 veröffentlicht

Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Integrationskonzeptes der Landeshauptstadt Potsdam 2016-2020
© Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Integrationskonzeptes der Landeshauptstadt Potsdam 2016-2020
Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Integrationskonzeptes der Landeshauptstadt Potsdam 2016-2020 (Ausschnitt Cover)

Für die Stadtverordnetenversammlung am 1. Dezember hat die langjährige Beauftragte für Migration und Integration, Magdolna Grasnick, eine Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Integrationskonzeptes der Landeshauptstadt Potsdam veröffentlich. Im Juli 2017 hatten die Stadtverordneten das Integrationskonzept der Landeshauptstadt Potsdam 2016-2020 beschlossen. Für die Umsetzung wurden in sechs Handlungsfeldern 77 Ziele mit 137 Maßnahmenvorschläge definiert.

Mit der Unterstützung einer Lenkungsgruppe unter der Federführung der Beauftragten für Migration und Integration, Magdolna Grasnick, wurde von April bis Oktober 2021 eine Bestandsaufnahme zur Umsetzung der Maßnahmen im Integrationskonzept erarbeitet. Untersucht wurde, welche Maßnahmen umgesetzt werden konnten, welche nicht und welche Maßnahmen sich bewährt haben. „Damit liefert die Bestandsaufnahme wertvolle Ergebnisse zum Stand der Integrationsarbeit in der Landeshauptstadt Potsdam und gibt gleichzeitig einen Ausblick zu Themen, die zukünftig für die Integrationsarbeit in Potsdam in den Vordergrund rücken sollten.“, sagt Grasnick.

An der Bestandsaufnahme haben verschiedene Vereine, Träger, der Migrantenbeirat und die Landeshauptstadt Potsdam mitgewirkt. Darüber hinaus hatten im August 2021 die Potsdamer Bürgerinnen und Bürger mit Migrationsgeschichte im Rahmen einer Dialogkonferenz die Möglichkeit, ihre Einschätzung und ihre Ideen mitzuteilen. Im Ergebnis dieser Aktivitäten wurde festgestellt, dass insgesamt 35 Maßnahmen erfolgreich und 55 Maßnahmen mit Einschränkungen umgesetzt werden konnten beziehungsweise kontinuierlich umgesetzt werden. Das sind 65 % aller vorgesehenen Maßnahmen. Es wurde auch deutlich, dass eine Gesamtsteuerung für die Begleitung des Umsetzungsprozesses des Integrationskonzeptes notwendig ist. Diese sollte auch dazu dienen, parallel zur Umsetzung des Konzeptes die Aktualität von Zielen und Maßnahmen – unter anderem auf der Grundlage des Integrationsmonitorings – stetig zu überprüfen und weiterentwickeln. Während des Prüfprozesses wurden neue Ziele und Maßnahmen erkennbar. Diese Erkenntnisse helfen bei der Fortschreibung des Integrationskonzeptes in den kommenden Jahren.

Einige Beispiele zu den Ergebnissen der Bestandsaufnahme
An der Umsetzung der Maßnahmen des Handlungsfeldes „Unterbringung und Wohnen im Stadtteil, Stadtentwicklung“ wurde in den vergangenen fünf Jahren sehr aktiv gearbeitet. Die Angebote und die personelle Ausstattung der Nachbarschafts- und Begegnungshäuser in den Stadtteilen wurden gesichert. Zahlreiche Projekte wurden für die Unterstützung der Entwicklung von guten Nachbarschaften gefördert. Nutzungswohnungen wurden zur Verkürzung der Aufenthaltsdauer in den Gemeinschaftsunterkünften und zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit der betroffenen Personenkreise angemietet und es wurden Kooperationsvereinbarungen mit den Wohnungseigentümern abgeschlossen. Die Landeshauptstadt hat erfolgreich an der Schaffung von preiswertem Wohnraum für die Wohnraumversorgung aller Potsdamer*innen gearbeitet und sieht diese Aufgabe weiterhin als Daueraufgabe an.

Im Handlungsfeld Bildung/Kita wurde ein Teil der Maßnahmen erfolgreich umgesetzt. Derzeit werden im Rahmen der Überarbeitung des Handlungskonzeptes Schule/Jugendhilfe erneut die Bildungsübergänge betrachtet. Im Rahmen des Landesprogrammes Sprachberatung stehen seit 2020 verschiedene Fortbildungsthemen mit dem Schwerpunkt „Sprache“ zur Auswahl, die die Fachkräfte kostenfrei nutzen können. Zusätzlich stehen die Einrichtung von vier Sprachberater*innen zur Verfügung.

Im Handlungsfeld Arbeit sind mehrere erfolgreich laufende Maßnahmen hervorzuheben. Die Landeshauptstadt Potsdam unterstützt die Arbeitsmarktintegration Zugewanderter durch die dauerhafte Bereitstellung kommunaler Beratungsangebote (zur Zeit drei Personalstellen Integrationsbegleitung), durch Akquisition geförderter Projekte und setzt sich für die Vernetzung der zahlreichen Begleit- und Unterstützungsangebote in Potsdam ein. Ziel eines neuen Projekts ist es, die Neuankommenden frühzeitig zu erreichen und durch die systematische und digitale Erfassung ihrer Kompetenzen (Sprachkenntnisse, Ausbildung/Studium, berufliche Erfahrung, etc.) ihre Arbeitsmarktintegration effizienter zu unterstützen.
Potsdamer Unternehmen stehen mehrere Beratungsangeboten zur Verfügung, die bei der Einstellung von Zugewanderten (Praktika, Ausbildung, Qualifizierung, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung) unterstützen und die interkulturellen Kompetenzen in den Unternehmen stärken können (z. B. Willkommenslotsen der Handwerkskammer, Integrationsstelle der IHK Potsdam). Migrantinnen und Migranten, die ein eigenes Unternehmen gründen wollen, können sich z. B. beim Lotsendienst für Migrantinnen und Migranten kostenlos beraten lassen. Über den internationalen Studien- und Wissenschaftsort Potsdam wird auf mehreren Webseiten informiert (z. B. www.potsdam.de). Es gibt eine Reihe von Veranstaltungen (z. B. International Tuesday) und Unterstützungsangebote (z. B. Welcome Service an der Universität Potsdam oder im Potsdam Science Park), die international Studierende und Wissenschaftler willkommen heißen, die Vielfalt der Willkommensregion widerspiegeln und zur Stärkung der Community beitragen.

Im Handlungsfeld „Beratung und Unterstützung“ wurden einige Maßnahmen erfolgreich umgesetzt. Zahlreiche Maßnahmen kamen aus unterschiedlichen Gründen – wie fehlende Spezifizierung der Maßnahmen sowie fehlende personelle und finanzielle Ressourcen, - nicht zur Umsetzung. Es gibt vielfältige Beratungsangebote, bereitgestellt durch eine breite Trägerlandschaft. Transparenz und Wissen über die jeweiligen Angebote sind bei allen Beratungsstellen bekannt. Es besteht eine gute Vernetzung zwischen den Beratungsstellen. Die Idee eines Beratungswegweisers in Form einer zentralen Informationsplattform für alle Ratsuchenden sollte weiter verfolgt werden.
Auf die Diversität der Beratenden bei den Regeldiensten in Bezug auf Kultur (Ethnie), Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung oder Religion wird geachtet. Das Thema der interkulturellen Öffnung der Regeldienste wurde in den vergangenen Jahren nicht weiter vertieft. So könnte zum Beispiel die Arbeit der Träger nach einem Konzept zur Interkulturellen Öffnung ein offizielles Vergabekriterium werden.

Im Handlungsfeld „Aktive Stadtgesellschaft“ befindet sich der Großteil der Maßnahmen in der stetigen Umsetzung. Es gibt eine aktive Stadtgesellschaft in (Sport-)Vereinen, Stadtteilen, Kultureinrichtungen, Religionsgemeinschaften und Initiativen. Die aktive Stadtgesellschaft bemüht sich vielfältig um eine Willkommenskultur bei der Integration von Migrant*innen und Geflüchteten. Die Maßnahmen im Integrationskonzept wurden im Laufe der letzten Jahre immer wieder überprüft, angepasst und verändert. Sie müssen basierend auf der Analyse der aktuellen Herausforderungen fortgeschrieben werden. Das betrifft insbesondere die aktive Beteiligung, Förderung und Koordination von Ehrenamtlichen (auch) aus dem migrantischen Bereich, wozu die nachhaltige Förderung von Migrantenselbstorganisationen gehört. Auf dieses Potential sollte Potsdam nicht verzichten. Seitens der Stadtverwaltung bleibt es die Aufgabe, die Selbstverwaltung dieser Bereiche aktiv finanziell und durch Ansprechpersonen zu unterstützen. Dazu gehört auch die Verbindung zu Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen in der Stadt.

Das Handlungsfeld „Vielfalt leben in der Verwaltung“ beinhaltet Maßnahmenvorschläge, die einem erfolgreichen Prozess der interkulturellen Öffnung der Verwaltung dienen. Die wachsende Vielfalt in der Stadtgesellschaft spiegelt sich auch in der Klientel und den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung wider. Der Großteil der vorgesehenen Maßnahmen befindet sich in einem stetigen Umsetzungsprozess. So haben die Mitarbeitenden der Landeshauptstadt Potsdam zahlreiche Möglichkeiten im Themenfeld „Interkulturelle Kompetenz“ an Fortbildungen teilzunehmen. Das interne Fortbildungsprogramm zu diesem Thema erhält sehr gute Bewertungen von den Mitarbeitenden. Es besteht auch die Möglichkeit, Sprachlehrgänge zu besuchen. Für Auszubildende, Studierende und Berufsfachschüler*innen der Landeshauptstadt Potsdam ist ein extra Seminarangebot zur Interkulturellen Kompetenz durch den Ausbildungsbetrieb ab 2021/2022 geplant.
Die Stellenausschreibungen werden regelmäßig mit der Ergänzung „Potsdam als weltoffene Stadt hat Interesse an Bewerbungen von Menschen mit interkultureller Kompetenz“ veröffentlicht.

Den Bericht finden Sie digital unter https://www.potsdam.de/bestandsaufnahme-integrationskonzept-2016-2020.