Pressemitteilung Nr. 10 vom 08.01.2005 Gutspark Groß Glienicke wurde unter Schutz gestellt

6. Januar 2005

    Am 10.12.2004 hat der Landeskonservator, Herr Prof. Dr. D. Karg, den ehemaligen Gutspark Groß Glienicke in die neue Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen.

    Die entsprechenden Mitteilungen über die Eintragung verschickte die untere Denkmalschutz-behörde der Landeshauptstadt Potsdam am 05. und 06. Januar 2005 an die zuständigen Eigentümer.

    Die Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bauen Dr. Elke von Kuick-Frenz sagte: „Ich freue mich, dass die Bemühungen der Stadt Potsdam so zügig in die nunmehr erfolgte Unterschutzstellung mündeten. Damit sind nun die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen, das Potsdamer Tor noch in diesem Jahr restaurieren zu können. Wird werden uns bemühen, die Planungsergebnisse im Februar der Öffentlichkeit vorzustellen."

    Oberbürgermeister Jann Jann Jakobs betonte: "Mit der Unterschutzstellung, die nach der veränderten Gesetzeslage nun mehr von der Landesoberbehörde vorgenommen wurde, ist der
    Park dauerhaft geschützt.“
    Damit wurde eine weitere Aufgabe in den neuen Ortsteilen von der Denkmalpflege angepackt. Zuvor wurde schon in Marquardt die Restaurierung der Gruft unter der Kirche unterstützt, der Gutspark in Neu-Fahrland erfolgreich mit den Bürgern in der Planung vorbereitet, in Satzkorn das Gutshaus erforscht und erste Gespräche fanden bezüglich der Sicherung des Dorfes Kartzow in Gang statt.

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    Der Gutspark von Groß Glienicke von Andreas Kalesse

    Zur Geschichte des Ritterguts

    Seit dem späten Mittelalter lag an erhöhter Stelle am Nordende des Groß Glienicker Sees ein Rittergut. Es gehörte verschiedenen märkischen Adelsfamilien. 1375 wird mit Hans von Falkenrehde der erste Besitzer des Gutes erwähnt, der im Besitz des Obergerichts und der Wagendienste war. Im 15. Jahrhundert wechselten Teile des Gutes mehrmals den Besitzer. So wurden 1412 Heinrich von Grieben mit dem einen Teil des Gutes belehnt und ca. 1440 die Familie Bamme mit dem zweiten Teil. Ein Teil des Bammeschen Besitzes ging 1465 an die Familie von Stechow zu Fahrland über. Weiterhin hatte 1471 Gercke von Sylen Besitzungen in Groß Glienicke. In der Hand der Familie von Bernewitz befand sich ein größerer Teil des Gutes seit 1480.

    Georg von Ribbeck, Churbrandenburgischer Amtshauptmann in Spandau, erwarb 1572 das Anwesen. Der osthavelländische Zweig dieses brandenburgischen Uradels besaß das Gut mit 216 Jahren am längsten, wie man bei Gnewuch im Jahrb. f. Brandenbg. Landesgesch., 21. Band, 1970, nachlesen kann. Auf das Wirtschaften dieser Familie, ist auch das Entstehen der ersten Gartenanlage im 18. Jh. zurückzuführen. Dieser formale Garten befand sich nördlich der mittelalterlichen Landstraße, (der späteren Gutsstraße), unmittelbar gegenüber der Hofanlage. Zwischen dem Dorf am Westufer des Sees und dem Rittergut lag ein Weinberg.
    Finanzielle Schwierigkeiten erzwangen den Verkauf des Gutes 1788 an den Major Christian Ludwig von Winning, in dessen Besitz das Gut wohl bis 1835 blieb.

    1836 kaufte es Johann Heinrich Landefeldt, der seinen Großneffen Johann Heinrich Berger-Landefeldt als Erben einsetzte. Bis zu dessen Volljährigkeit im Jahre 1866, wurde das Gut von 1848 an durch seinen Vater Johann Heinrich Berger und dessen Frau Martha, geb. Landefeldt, bewirtschaftet. Ab 1840 ließ Landefeldt mehrere Wirtschaftsgebäude errichten.
    Unter Johann Heinrich Berger-Landefeldt wurde die Gutsanlage 1850 – 1868 gänzlich umgestaltet und um eine Dampfbrennerei, eine Dampf-Mehl-Mühle sowie eine Ziegelei mit Ringofen-Betrieb erweitert. Weiterhin entstanden im Wirtschaftsbereich südlich der alten Gutstraße, westlich der barocken Gutsanlage, u.a. Gewächshäuser, Scheunen und Unterkünfte für die Arbeiter. Östlich des ehemals formalen Gartens aus der Barockzeit wurde vermutlich 1847/48 ein Herrenhaus im klassizistischen Stil errichtet und unter Hinzunahme weiteren angrenzenden Landes ein Landschaftspark angelegt. Die bekannte Lithographie aus dem Werk Alexander Dunckers von 1873/74 zeigt vor der Westfassade des Hauses einen pleasure ground, welcher von der Terrasse des Hauses zu einer anschließenden feuchten Senke hin abfällt.

    1890 erwarb Otto Wollank, der 1913 aufgrund seiner Leistungen im Agrarbereich und seiner sozialen Verdienste geadelt wurde, das Gut. Unter der Familie von Wollank wurde der Durchgangsverkehr von der mittelalterlichen Gutsstraße auf die neu angelegte Chaussee nach Potsdam (heutige B 2) umgeleitet. Die so beruhigte Gutsstraße, welche durch den Bau des Spandauer Tores im Osten (1867) und des Potsdamer Tores im Westen (1903) eingefasst ist, war von nun an für den Durchgangsverkehr gesperrt. 1894 heiratete Otto Wollank die Gutsbesitzertochter Katharina von Britzke, die im Alter von 45 Jahren starb und 1916 im Gutspark beigesetzt wurde. 1918 ging er eine zweite Ehe mit Dorothea Else Köhler, einer Kaufmannstochter, ein. 1929 kamen beide infolge eines schweren Autounfalls ums Leben und wurden ebenfalls in der Familiengrablege beigesetzt. Die Tochter Ilse von Wollank, trat das Erbe an und heiratete den Gutsbesitzer Robert von Schulz, der 1943 vor Leningrad fiel. 1927 endete aufgrund veränderter Verwaltungsgesetze die selbständige Funktion als „Gutsbezirk“. Wirtschaftliche Probleme erzwangen 1938 den Verkauf des Gutes an den Fiskus. Das Herrenhaus wurde im Herbst 1945 abgebrannt.

    Der Landschaftspark

    Die Anlage des Gutsparkes orientierte sich an den topografischen Gegebenheiten. Der westliche und östliche Bereich des Parks liegen leicht erhöht und wird durch eine eiszeitliche Schmelzwasserrinne zerschnitten, deren Fortsetzung der Groß Glienicker See bildet. In sie hinein wurde der große Teich mit einer Insel angelegt.

    Das Potsdamer Tor ist aus Beton gefertigt und durch Mauern mit Durchgänge in den Park bzw. in das Gartenland flankiert. Die Bogenkonstruktion, welche die Gutsanlage nach Westen hin abschließt, ist mit einem verdachten offenen dreibogigen Aufsatz bekrönt. Die Formensprache lässt eine deutliche Nähe zu Bodo Ebhardts Entwurf für eine Straßenbrücke über den Rhein bei Worms von 1895 erkennen. Neben dem Potsdamer Tor steht an der Westspitze des Parks eine Neugierde. Sie gewährt Einsicht in die Straße und eine Aussicht in den Park. Von hier aus erschloss ein langer Weg den nordwestlichen Bereich des Parks.

    In dem noch heute mit Altbäumen bestandenen Parkteil, westlich des Teiches, ließ die Familie von Wollank 1917 ihre Familiengrabanlage in Form einer halbrunden, aus acht dorischen Säulen bestehenden Kolonade errichten, die sich in Richtung des Herrenhauses öffnet. Im Architrav steht eingemeißelt: „DEN ORT WO UNSERE LIEBEN SIND KENNEN WIR NICHT DEN WO SIE NICHT SIND KENNEN WIR.“ In der Mitte der Säulenstellung steht ein Wappenstein mit dem Familienwappen, das einen Wolfskopf im Schild darstellt, welches mit entsprechender Helmzier versehen ist. Die Kolonade und der Wappenstein sind aus Sandstein gefertigt auf einem Feldsteinsockel.

    Südlich vom Teich und östlich der Grablege befindet sich noch heute ein aus gemischtem Mauerwerk aus behauenen und unbehauenen Kalk-, Feld- und Ziegelsteinen errichteter Staffagebau in Form einer gotisierten Ruine, vor dessen Turm ein gemauerter Brunnen liegt.

    Bis in die Nachkriegszeit war der Park nachweislich vollständig erhalten. Durch die Grenzziehung wurde das Gut in einen „West“ und einen „Ost“ - Teil zerschnitten. Das Anlegen eines „Todesstreifens“ nach 1961 entlang der Grenze führte zur teilweisen Zerstörung des Parkes in diesem Teil. Auf der östlichen Seite entwickelte sich in Berlin (West) im damaligen Park- und Wirtschaftsbereich eine Dauercampingnutzung und die erhaltenen Gebäude verblieben weitgehend in landwirtschaftlicher Nutzung. Auf westlicher Seite des „Todesstreifens“ bewahrte sich ein großer Teil des Landschaftsparkes mit den Parkbaulichkeiten. Aus der Zeit des Wirkens der Familie Berger-Landefeldt sind heute noch zwei Gebäude erhalten. Dabei handelt es sich um einen Roh-Ziegelbau, der 1900 von Otto von Wollank als Gutskindergarten gestiftet wurde und eine daneben stehende kleine Schnitterkaserne. Beide liegen südlich der alten Gutstraße. Weiterhin blieb das Potsdamer Tor mit der Neugierde erhalten. Der angrenzende südwestliche Teil des Parks wird von einem Weißbuchen-Stieleichenbestand eingenommen, hier dominieren Altbäume. Weiter in östlicher Richtung fällt das Gelände zum Teich hin ab. In diesem Bereich herrschen Weißbuchen, große Flatterulmen und alte Linden vor, die allerdings von Ahornwildwuchs bedrängt werden. Nach einem weiteren Geländeabfall schließt sich der Bereich um den zunehmend verlandenden Teich an. Bedingt durch ein fehlendes Abflussregime, das mit der Aufschüttung des Grenzwalls verändert worden ist, ist es zur Ausprägung eines Feuchtgebietes mit einem dichten Schwarzerlenbestand gekommen. Die in diesem Zusammenhang stehenden Bauten, wie die Brückenkonstruktion aus gelbem Ziegel an der Gutsstraße und ein Kontrollschacht, sind noch vorhanden. Drei Brückenverläufe konnten bisher anhand ihrer Konstruktionsreste ausfindig gemacht werden. Zwei davon führten über eine Insel, eine weitere über den momentan trocken gefallenen Abflussgraben. Gut zu erkennen ist an dieser Stelle die alte Wegeführung. Eine alte Kastanien-Eschen-Allee führt zur ehemaligen Brücke und setzt sich dahinter fort.

    Dem Teich in östlicher Richtung schließt sich der ehemalige Grenzstreifen an. Hierzu wurde ein Wall aus den Resten des Gutes Karolinenhöhe aufgeschüttet, dessen Böschung zum Teich hin steil abfällt. Auf der anderen Seite des Walls haben sich kleinere Tümpel gebildet. Heute ist dieser ehemals vegetationslose Bereich durch massiven Aufwuchs von Eschen- und Spitzahorn charakterisiert.

    Bewertung

    Durch den Bestand an zahlreichen Gehölzen aus der Entstehungszeit dieser Parkanlage, ist deren Wert als hoch einzuschätzen. Unterstützt wird er in seiner Bedeutung durch das Vorhandensein wesentlicher Ausstattungselemente wie einem Staffagebau, einem Brunnen, einer Grablege, Reste der Brückenkonstruktionsteile, dem nachweisbaren Parkwegesystem, dem Teich mit Insel, dem Potsdamer Tor, dem ehemaligen Gutskindergarten und einer Schnitterkaserne.

    Der Park hat gartengeschichtliche Bedeutung, da er noch heute Ausdruck für das repräsentative Bestreben der großbürgerlichen Familien auf dem Lande vermittelt und darüber hinaus Zeugnis für eine sehr qualitätsvolle Gartengestaltung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ablegt. Durch das langjährige Wirken der Familie von Ribbeck von 1572 – 1788 sowie der letzten Gutsbesitzerfamilie von Wollank kommt dem ehemaligen Rittergut darüber hinaus eine besondere regional- und ortsgeschichtliche Bedeutung zu.