Wasserharfe, Christian Roehl, 1980

Edelstahl, H ca. 800 cm, L ca. 2000 cm

Ein großer parabelförmiger Bogen aus Edelstahl spannt sich weit über die Wiese am Ufer der Havel. Er scheint einem Wasserstrahl gleich aus der Erde zu treten, um nach rund zwanzig Metern wieder in den Boden zu dringen. Die vom Metallgestalter Christian Roehl (1940-2013) geschaffene Wasserharfe kann als Anspielung an ihren jetzigen Aufstellort verstanden werden, doch bezieht sich diese auf die 2005 abgetragene Brunnenanlage im Staudenhof hinter der Nikolaikirche am Alten Markt. Dort war der Edelstahlbogen Teil eines Gesamtensembles, welches aus Mauer, Rohrsystem und Wasserbecken bestand. Aus einer Mauer traten in zwei Reihen waagerecht Stahlrohre, an deren Enden Wasser in ein Wasserbecken lief. Die Rohre wurden von senkrechten Stahlstreben gekreuzt, die in jenem parabelförmigen Bogen verankert waren und dessen Form noch heute an den weit geschwungenen Hals einer Harfe erinnert. Während die aus dem Mauerwerk ragenden Stahlrohe an Orgelpfeifen erinnerten, imitierten die senkrechten Metallstäbe die Saiten einer Harfe, welche zwischen Hals und Boden, der den Korpus einer Harfe ersetzt, gespannt waren. Im Gesamtbild ergab sich ein Kunstwerk in Form eines riesigen Musikinstrumentes, welches die eindeutige Handschrift des Künstlers trug.

Christian Roehl hatte wesentlich zur Etablierung der Metallkunst in der DDR beigetragen. Während sich viele seiner Kunstwerke, wie die Hommage an Karl Foerster, als gen Himmel strebend erweisen, zeigt sich diese Installation eher als erdverbunden. Oft beinhalten seine Metallobjekte auch elementare Dinge des Lebens und somit kommt es auch hier zu einem symbolischen Zusammentreffen von Wasser und Musik. Für den Metallkünstler typisch ist dieses Wasserspiel in einer sehr modernen Gestalt ausgeführt, denn er spricht die Sprache des Stahls, um zwischen dem lebensnotwendigen Element Wasser und der für jede Kultur unabdingbaren Musik zu vermitteln.

Darüber hinaus verdeutlicht die Stahlplastik die Verbindung von Kunsthandwerk und Industrie, denn während die Gestaltung eindeutig der Intension des Künstlers folgt, verrät Form und Dimension der Wasserharfe die Sprache der industriellen Formgestaltung. Der große Bogen stellt den Kontrast zwischen Härte und Elastizität des Materials heraus, so zeigt sich dessen großer Schwung biegsam und fest zugleich. Auch wenn die Wasserharfe nicht mehr vollständig ist, trägt sie noch immer die poetische Handschrift Christian Roehls und funktioniert darüber hinaus auch als eigenständige Plastik.

Adresse

Wasserharfe
Auf dem Kiewitt
14471 Potsdam
Deutschland