Pressemitteilung Nr. 240 vom 17.04.2018 4. Sitzung des "Forum Krampnitz"

Eingangsbereich ehemalige Kaserne Krampnitz
© Müller Reimann Architekten/Entwicklungsträger Potsdam GmbH
Eingangsbereich ehemalige Kaserne Krampnitz Grafik: Müller Reimann Architekten/Entwicklungsträger Potsdam GmbH

Beim 4. Forum Krampnitz ist heute das Energie- und das Mobilitätskonzept für das Quartier vorgestellt worden. „Wir wollen das Quartier Krampnitz so vorantreiben, dass damit ein Impuls für eine nachhaltige Stadtentwicklung für Potsdam und die gesamte Region gegeben wird. Die ehemals militärisch genutzten Flächen sollen zu einem neuen und integrierten Stadtteil Potsdams mit lebendigen Wohnquartieren, standortgerechten Freiflächen, sozialer Infrastruktur und Gewerbe- und Versorgungseinrichtungen werden“, erklärt Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt der Landeshauptstadt Potsdam.

Das Energiekonzept der Energie und Wasser Potsdam (EWP) spielt bei den Plänen eine entscheidende Rolle. Es kombiniert Bewährtes mit Innovationen und setzt dabei konsequent auf erneuerbare Energien. „Das Besondere für den neuen Stadtteil: Der Stadtteil selbst wird seine Bewohnerinnen und Bewohner von Anfang an flächendeckend CO2-neutral und bis 2040/2050 auch fossilfrei mit Energie versorgen. Und das zu verbraucherfreundlichen Preisen. Besonders wichtig bei der Erarbeitung des innovativen Energiekonzepts war uns, dass die Energie mit dem Fokus auf regenerativen Quellen auch vor Ort erzeugt und genutzt wird“, sagt Ulf Altmann, Geschäftsführer der Energie und Wasser Potsdam.

Die Wärmeversorgung in Krampnitz wird autark funktionieren, sprich unabhängig vom übrigen Fernwärmenetz. Zentrales Element ist dabei ein Wärmenetz, das als Niedertemperaturwärmenetz ausgelegt ist. Damit lassen sich Wärmeverluste im Netz minimieren und zudem regenerative Energiequellen einfach integrieren. Ein weiterer Vorteil: Neue technische Lösungen sind jederzeit unkompliziert zu implementieren. In einem ersten Schritt kommen bis zu drei Blockheizkraftwerke (BHKWs) zum Einsatz. Technisch und wirtschaftlich erprobt, erzeugen sie auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung neben Wärme zugleich einen Großteil des im Quartier benötigten Stroms. Betrieben werden sie mit Biomethan aus dem Umland. Die Verwendung von Erdgas soll dabei schrittweise minimiert werden. Unter anderem durch Wärmepumpen, die oberflächennahes Grundwasser nutzen (Geothermie).

Die auf diese Weise gewonnene Wärme wird über einen Wärmetauscher direkt dem Krampnitzer Niedrigtemperaturwärmenetz zugeführt. Für zusätzliche Wärme aus der Sonne sorgt eine circa 1000 Quadratmeter große Freiflächen-Solarthermieanlage. Da bei dieser Art der Wärmeerzeugung kein Brennstoff eingesetzt wird, entstehen nahezu weder Betriebskosten noch umweltschädliche Emissionen. Das Abwasser im Quartier soll zudem durch den angedachten Einsatz von Wärmepumpen zur Gewinnung von Abwasserwärme genutzt werden.

Die Stromerzeugung des neuen Stadtteils wird durch dezentrale, auf den Gebäudedächern installierte Photovoltaikanlagen unterstützt. Interessierte Mieter können dann den Strom vom eigenen Hausdach nutzen. Überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien soll künftig mittels Power-to-Heat-Technik in „grüne“ Wärme umgewandelt werden. Dazu wird in einem Elektrodenkessel Wasser mit Strom erhitzt, gelangt dann direkt ins Wärmenetz oder wird im Wärmespeicher zwischengelagert. Koordiniert und gesteuert wird die gesamte Energieversorgung über eine zentrale Leitstelle.

Bernd Rubelt führt zum Energiekonzept aus: „Zu den Vorzügen des Konzeptes der Energie und Wasser Potsdam (EWP) gehört, dass sich die Erzeugerleistung modular ausbauen und damit dem stetig wachsenden Bedarf anpassen lässt. Zudem ermöglicht das System die sogenannte Sektorkopplung, also die Kombination zum Beispiel mit Haustechnik im Rahmen des Smart Meterings oder E-Mobilität.“

Der zweite wichtige Baustein für die Entwicklung des Quartiers zu einem nachhaltigen und lebenswerten Stadtteil ist das Mobilitätskonzept, welches grundsätzlich zwei Ziele verfolgt: Zum einen sollen möglichst viele der durch die Bewohner im Lebensalltag entstehenden Wege innerhalb des Gebiets selbst abgewickelt werden können und somit nicht auf das übergeordnete Verkehrsnetz einwirken und zum anderen sollen die entstehenden Wege ins Gebiet und aus dem Gebiet heraus vorrangig durch die Verkehrsmittel des Umweltverbunds abgewickelt werden.

Dies bedarf einerseits einer konsequenten Umsetzung des Leitgedankens einer integrierten Stadtentwicklung. Neben der Integration von sozialen Einrichtungen wie Schulen und Kitas gehören dazu auch die Berücksichtigung von Dienstleistungsgewerbe und Einkaufsmöglichkeiten, die Schaffung von wohnungsnahen Arbeitsplätzen sowie einem Freizeitangebot für alle Bewohnerinnen und  Bewohner. Um die aus dem Gebiet heraus und in das Gebiet hinein notwendigen Wege vorrangig durch Verkehrsmittel des Umweltverbunds attraktiv zu gestalten, wird mit der Entwicklung des ehemaligen Kasernenstandorts auch die Anbindung des Potsdamer Nordens durch eine attraktive Radverkehrsverbindung sowie der Ausbau des Angebots durch den öffentlichen Personennahverkehr vorangetrieben. So wird nicht nur erreicht, dass die zukünftigen Bewohner von Krampnitz auf die Nutzung eines privaten Kraftfahrzeugs verzichten können. Auch für die bereits heute im Potsdamer Norden lebende Bevölkerung werden bessere Angebote geschaffen, die die Autonutzung zukünftig verringern.

Wichtige Voraussetzungen für die Anbindung von Krampnitz wurden bereits geschaffen. Mit Beschluss der Fortschreibung des Radverkehrskonzepts 2017 wurde sowohl die Verbindung zwischen Marquardt und Fahrland als auch die Verbindung zwischen Krampnitz und dem Bornstedter Feld für die Umsetzung in die Priorität1 aufgenommen. Zudem wird mit der Umsetzung der Strategieplanung für den ländlichen Raum und des P+R-Konzeptes der Ausbau des Bahnhofs Marquardt zur Mobilitätsdrehscheibe für den Potsdamer Norden forciert. Dies beinhaltet auch die Errichtung eines P+R-Parkplatzes östlich des Bahnhofs, was auch eine bessere Busanbindung mit sich bringen wird. Zusammen mit den Plänen des Landes Brandenburg, eine Regionalbahnanbindung über den Bahnhof Marquardt und Berlin-Spandau bis zum Gesundbrunnen herzustellen, wird sich im Potsdamer Norden in den kommenden Jahren ein wichtiger Verkehrsknoten entwickeln.

Eine der wichtigsten Maßnahmen bleibt die Verlängerung der Straßenbahn vom Campus Jungfernsee über Krampnitz bis nach Fahrland, für welche bereits im nächsten Jahr die Entwurfsplanung vorliegen wird. Ziel ist es, Ende 2022 mit den Bauarbeiten zu beginnen, sodass im Jahr 2025 die erste Straßenbahn nach Krampnitz fährt. Bis dahin erfolgt ein Vorlaufbetrieb mit Bussen.

Auch die innere Entwicklung von Krampnitz stellt die nachhaltige Mobilität in den Vordergrund. Einerseits soll eine hohe Attraktivität für den Fuß- und Radverkehr durch kurze und ansprechend gestaltete Verkehrswege geschaffen werden sowie eine an den ÖPNV-Haltestellen ausgerichtete innere Erschließung. Und andererseits soll der ruhende Verkehr eine untergeordnete Rolle im Stadtbild bekommen. Dazu gehört die Bündelung in sogenannten Quartiersgaragen und die Reduzierung von Parkflächen. Begleitet wird die Entwicklung auch durch die Schaffung von Mobilitätsstationen, welche Bike- und Car-Sharing-Angebote vorsehen, verbunden mit einer Förderung der Elektromobilität.

„Unsere Erfahrungen zeigen, dass ein Stadtteil wie Krampnitz auch ohne eine massive Zunahme des Autoverkehrs entwickelt werden kann. Wie sehr uns dies gelingt, hängt maßgeblich von der konsequenten Umsetzung der von uns gesetzten Ziele ab. Das Ergebnis des städtebaulichen Realisierungswettbewerbs erfüllt alle Vorgaben, die eine nachhaltige Verkehrsentwicklung mit sich bringt“, sagt Bernd Rubelt zum vorgestellten Mobilitätskonzept für Krampnitz.