Die Landeshauptstadt Potsdam verleiht in diesem Jahr erstmalig den Max-Dortu-Preis. Darüber haben Oberbürgermeister Jann Jakobs, Preis-Initiator Prof. Dr. Julius Hans Schoeps und Dr. Jörg Kwapis am Montag informiert. Mit dem Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie sollen Akteure geehrt werden, die sich für die Freiheit des Individuums und für eine demokratisch verfasste Gesellschaft engagieren und dabei auch mutige, unkonventionelle Wege gehen. Er ist dem in Potsdam geborenen Max Dortu und der Revolution von 1848/49 verpflichtet. Die Preisverleihung findet am 22. Oktober 2017 um 11 Uhr im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte statt. Dotiert ist der Max-Dortu-Preis mit 5000 Euro, er wird alle zwei Jahre verliehen.
„Der Preis ist Symbol und Anerkennung für ein solches Engagement in der Gesellschaft, in der ein demokratisches Miteinander durchaus keine Selbstverständlichkeit ist und deshalb geschützt, geschätzt und vorgelebt werden muss. Der Preis soll zudem ein Zeichen setzten, dass Zivilcourage und der mutige Einsatz für demokratische Grundrechte von der Landeshauptstadt Potsdam aktiv unterstützt werden“, sagte Jann Jakobs.
Max Dortu gehört zu den populärsten Freiheitskämpfern der 1848er Revolution und trat leidenschaftlich für die Rechte ein, die heute die Grundlage für unser Zusammenleben bilden: Meinungsfreiheit, Presse- und Versammlungsfreiheit, politische Gleichberechtigung, wirtschaftliche Entfaltung. Rechte, die 1949 vom Grundgesetz festgeschrieben wurden.
Für den Preis wurde eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft berufen. Die Mitglieder sind Prof. Dr. Heinz Kleger (Professor für Politische Theorie Uni Potsdam), Erziehungswissenschaftler Dr. Jörg Kwapis, Kunsthistorikerin Ute Meesmann, Prof. Dr. Julius Hans Schoeps (Gründungdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäische-jüdische Studien) sowie Politik- und Medienwissenschaftler Daniel Wetzel. Mit beratender Stimme sitzt die Fachbereichsleiterin Kultur und Museum der Landeshauptstadt, Dr. Birgit-Katharine Seemann, in der Jury.
In diesem Jahr wird der Preisträger durch die Jury benannt. Für die folgenden Preisverleihungen ab 2019 erfolgt eine Preisausschreibung mit einem Bewerbungsverfahren. Die Jury wählt aus den eingereichten Vorschlägen aus und nominiert die Preisträgerin/den Preisträger.
Die Bekanntgabe des ersten Preisträgers erfolgt im Oktober 2017. Die Preisverleihung wird am 22. Oktober im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte erfolgen. Ein Rahmenprogramm sorgt für die festliche Ausgestaltung. Zur Verleihung wird eine Preisfigur überreicht, die von einem Potsdamer Künstler gefertigt wird. Die Beauftragung des Künstlers und die Erarbeitung der Figur erfolgt im August/ September 2017.
Die Verleihung des Max-Dortu-Preises ist ein weiterer Baustein der Potsdamer Erinnerungskultur. Die Landeshauptstadt Potsdam pflegt damit bewusst ein plurales Gedenken und verfolgt somit konsequent die Zielvorgaben im Erinnerungskonzept. In den vergangenen Jahren beleuchtete die Stadt Max Dortu und die Revolution in einer Podiumsdiskussion (2014). 2015 übernahm die Landeshauptstadt auf der Gedenkveranstaltung einen aktiven Part; 2016 veranstaltete die Landeshauptstadt eine Gedenkveranstaltung in der Dortuschule als Geburtshaus Max Dortus mit einer Filmvorführung („Max Dortu oder Nur die Toten kehren nicht zurück“, 1977) und einem Filmgespräch mit dem damaligen Hauptdarsteller Gunter Schoß. Dortu ist zudem in Potsdam fest verankert. Die Dortustraße erinnert an die Familie; die Grundschule „Max Dortu“ an den Revolutionär.
Zur Person Johann Ludwig Maximilian Dortu (29. Juni 1826 - 31. Juli 1849)
Johann Ludwig Maximilian Dortu gehört zu den populärsten Revolutionären und Demokraten der 1848er Revolution. Am 29. Juni 1826 wurde Max Dortu in Potsdam geboren. Sohn des Justizrates Ludwig Wilhelm Dortus und seiner Ehefrau Sophie Pauline, geborene Schlinke, wuchs Max Dortu in Potsdam auf, legte an der Großen Stadtschule das Reifezeugnis ab und studierte zunächst in Berlin, dann in Heidelberg Rechts- und Verwaltungswissenschaften. Die Familie Dortu mit ihren hugenottischen Wurzeln setzte sich sehr aktiv für demokratische Grundrechte und Teilhabe ein. Vater Ludwig Wilhelm Dortu forderte als Potsdamer Stadtverordneter offen und engagiert die Umwandlung des Staates in eine konstitutionelle Monarchie und trat leidenschaftlich für Presse-, Rede- und Versammlungsfreiheit ein. Sohn Max übernahm dieses Gedankengut, ging aber einen radikaleren Weg, um für die „Befreiung der Völker“ zu kämpfen, wie er in einem Brief schrieb. In Potsdam brillierte Max Dortu als Redner auf öffentlichen Versammlungen der politischen Vereine, griff den Bruder des Königs mit scharfen Worten an und demolierte mit Freunden eine Eisenbahnstrecke in Nowawes bei Potsdam, um Munitions- und Provianttransporte nach Berlin zu verhindern, die zur Zerschlagung der Revolution gedacht waren. Daraufhin wurde Max Dortu steckbrieflich gesucht. Die Flucht führte ihn nach Paris, dann in die Schweiz, schließlich nach Baden, wo er in der dortigen Revolutionsarmee mitkämpfte. Die badischen Revolutionäre wurden vor allem von preußischen Truppen niedergeschlagen und Max Dortu gefasst. Weil er den einjährigen Militärdienst in der preußischen Armee absolviert hatte, lautete die Anklage auf Kriegsverrat. Max Dortu wurde zum Tode verurteilt und am 31. Juli 1849 standrechtlich erschossen. Sein Grab befindet sich in Wiehre bei Freiburg an der Stelle der Hinrichtung.
Nach dem Tod Max Dortus versuchte die Mutter, Sophie Pauline, das Andenken an ihren Sohn in Potsdam zu etablieren. In ihrem Testament bestimmte sie die Einrichtung einer Stiftung zur Finanzierung von Lebensunterhalt und Ausbildung für in Potsdam geborene arme Handwerkerkinder. Diese Stiftung im Gedenken an Max Dortu wollte die Stadt Potsdam annehmen, sie wurde von Wilhelm I. aber abgelehnt, weil dieser einst von Max Dortu als „Kartätschenprinz“ beleidigt worden war. Zudem hatte Dortu im badischen Feldzug gegen Wilhelm (zu dem Zeitpunkt noch Kronprinz) und seine preußische Truppen gekämpft.
Für die Monarchie war Dortu eine persona non grata.