Rede der Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Birgit Müller, anlässlich der Amtseinführung von Mike Schubert

++++++++ Es gilt das gesprochene Wort ++++++++

(Hier finden Sie die Rede im Livestream)

Sehr geehrte Gäste,
das Sinfonieorchester Collegium musicum Potsdam mit seinem Dirigenten Prof. Knut Andreas und dem Saxophonisten Ralf Benschu hat uns mit Andante festivo von Jean Sibelius sehr festlich auf unsere heutige Veranstaltung eingestimmt. Lieber Knut Andreas, vielen Dank für die musikalische Umrahmung und den stimmungsvollen Auftakt.

Vorab möchte ich allen, die an der Vorbereitung der heutigen Veranstaltung beteiligt waren, danken, allen voran den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Büros der Stadtverordnetenversammlung, dem Potsdam Museum und dem Inselgärtner, der wieder mit leichter Hand das Blumenarrangement geschaffen hat. Ich danke der Tanzschule Erxleben, dass sie zugestimmt hat, dass ihr Tanzprojekt „PerspektivWechsel“ heute Morgen abgebaut worden ist und im Anschluss an die Amtseinführung wieder aufgebaut wird. Ihnen allen ein herzliches Dankeschön.  

Sehr geehrter Herr Schubert,
es ist mir eine Freude Sie heute in Ihr Amt einführen zu dürfen. Sie sind der dritte Oberbürgermeister, dem ich die Amtskette anlegen darf. Mit Ihnen ist die ganze Familie gekommen, Ihre Frau, die Eltern und Schwiegereltern, der Bruder und Ihre Kinder. Hallo Klara, hallo Moritz, Euer Papa war heute bestimmt ganz aufgeregt. Schön, dass Ihr ihn begleitet. Ich freue mich sehr, dass so viele Gäste zur Amtseinführung gekommen sind. Seien Sie alle, die Sie den Weg ins Alte Rathaus gefunden haben, herzlich willkommen.
Viele Weggefährten Ihres noch jungen Lebens, lieber Herr Schubert, lassen es sich nicht nehmen Ihrer Amtseinführung beizuwohnen. Ich darf neben den ehemaligen Oberbürgermeistern Brunhilde Hanke, Horst Gramlich, Matthias Platzeck und Jann Jakobs mit Helmut Przybilsky auch unseren 1. Stadtpräsidenten begrüßen. Traditionell lässt es sich die Landesregierung nicht nehmen zur Amtseinführung eines Oberbürgermeisters in der Landeshauptstadt Präsenz zu zeigen. Ich freue mich, dass der Chef der Staatskanzlei Martin Gorholt der heutigen Veranstaltung beiwohnt und später ein Grußwort an uns richten wird.

Ich begrüße Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Landräte, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, die Präsidentinnen und Präsidenten der Gerichtsbarkeit, die Vertreterinnen und Vertreter von Parteien, der Bundeswehr, der „Sportfamilie“ Potsdam, der städtischen Einrichtungen und Tochtergesellschaften, der Partnerstädte Potsdams, die der Medien, der Kirchen, der Verbände, der Wirtschaft und der Wissenschaft.

Im Januar dieses Jahres haben wir in der nunmehr 1025-jährigen Geschichte unserer Stadt erstmals eine Frau zur Ehrenbürgerin ernannt. Liebe Frau Prof. Schütz, schön, dass Sie da sind. Mein ganz besonderer Gruß gilt den Stadtverordneten der Landeshauptstadt. Sie werden in dieser Zusammensetzung für die kommenden sechs Monate bis zur Kommunalwahl im Mai nächsten Jahres die Zukunft dieser Stadt mit dem neuen Oberbürgermeister gemeinsam gestalten. Im Verlaufe der Veranstaltung werden einige Fraktionsvorsitzenden mit einem Grußwort ihre Erwartungen an den neuen Oberbürgermeister formulieren. Schön, dass Sie und die Vertreter unserer Ortsteile der Amtseinführung beiwohnen. In unserer Mitte darf ich mit Frau Trauth die Kandidatin begrüßen, die es bis in die Stichwahl geschafft und es Herrn Schubert nicht leicht gemacht hat.

Sehr geehrte Frau Trauth, der Geschichtenerzähler Hans-Dieter Kreuzhof, Jahrgang 1950, hat einmal lapidar festgestellt: „Der Verlierer ist wichtiger als der Sieger, weil ohne den Verlierer der Sieger nicht gesiegt hätte.“ Sie wurden im Laufe des Wahlkampfes eine ernstzunehmende Konkurrentin für Herrn Schubert, dennoch haben Sie beide einen fairen Wahlkampf geführt. Dafür gebührt Ihnen und Herrn Schubert mein Respekt.

Sehr geehrter Herr Schubert,
„Der Lohn eines Amtes ist das Amt selbst“, dieses Leitmotiv Ihrer heutigen Amtseinführung soll Sie in den kommenden Jahren als Oberbürgermeister dieser, unserer Stadt, begleiten. „Diese Stadt hat einen Oberbürgermeister verdient, der die volle Amtszeit ausschöpft“ waren 2002 meine Worte an Jann Jakobs bei seiner Amtseinführung. Er blieb ganze 16 Jahre und hat damit Maßstäbe gesetzt. Doch das ist für Sie, sehr geehrter Herr Schubert, noch Zukunftsmusik, also bleiben wir beim hier und heute und beginnen ganz vorn.

1973 in Schwedt an der Oder geboren verlief Ihre Kindheit typisch für ein Kind in der DDR. Ihre Familie zog nach Potsdam, dem Vater in seiner beruflichen Laufbahn folgend. Der frühe Tod Ihrer Mutter war für Sie ein großer Schicksalsschlag. Ihr Vater musste sich fortan allein um Sie kümmern. Später heiratete er erneut und Sie wuchsen glücklich in einer Patchwork-Familie mit den Kindern Ihrer neuen Mutter auf. Im Jahr des politischen Umbruchs schlossen Sie nach zehn Jahren die Polytechnische Oberschule mit der mittleren Reife ab. Sie begannen im Geräte- und Reglerwerk Teltow eine Ausbildung zum Industrieelektroniker.

Dann kam die politische Wende, die Sie nachhaltig geprägt hat. Vieles von dem, was bisher war, galt nun nicht mehr. Industriebetriebe in unserer Region boten Anfang der neunziger Jahre keine sichere Jobperspektive mehr, das GRW Teltow machte da keine Ausnahme. Neue Chancen entstanden, doch auch Risiken taten sich auf, Sie mussten sich umorientieren. So absolvierten Sie, der Vernunft folgend, eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel, sie studierten Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften an der Universität Potsdam. Damit war für Sie der Weg in ein abwechslungsreiches Berufsleben offen. Sie konnten in verschiedensten Anstellungen vielfältige Erfahrungen sammeln. Während des Studiums hatten Sie befristete Arbeitsverhältnisse in Büros von Abgeordneten, dienten bei der Bundeswehr und waren im Rahmen des KFOR im KOSOVO im Auslandseinsatz. Nach Ihrem Studium, das Sie erfolgreich mit dem Diplom abgeschlossen haben, waren Sie Büroleiter der Abgeordnetenbüros von Klara Geywitz und Matthias Platzeck, Leiter des Ministerbüros des Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg, von 2009 bis 2016 waren Sie im Innenministerium des Landes in verschiedenen leitenden Funktionen tätig, bevor Sie 2016 von den Stadtverordneten zum Beigeordneten für Gesundheit, Jugend und Soziales gewählt wurden.

1995 traten Sie in die SPD ein und 1998 lernten wir uns in der Stadtverordnetenversammlung Potsdam kennen. Sie als Neuling und ich bereits mit acht Jahren Erfahrung in der Kommunalpolitik und seit vier Jahren Stadtpräsidentin. Viele junge und unverbrauchte Gesichter gaben in jenem Jahr der Stadtverordnetenversammlung auch in der Außenwirkung ein neues Gesicht. Zusammen mit Klara Geywitz, Frauke Kreis, Stefan Bruch, Jura Schöder, Julia Laabs oder Axel Kruschat senkten Sie den Altersdurchschnitt von 47,2 auf 44,9 Jahre. Und Sie waren die Rebellen, die versuchten Strukturen aufzubrechen, die keine Scheu hatten über Fraktionsgrenzen hinweg gemeinsam eigene Wege zu gehen.

Heute, sehr geehrter Herr Schubert wird ein neues Kapitel Ihrer beruflichen Laufbahn hinzugefügt. Sie wurden zum Oberbürgermeister unserer schönen und schnell wachsenden Stadt gewählt. In den vergangenen 28 Jahren Kommunalpolitik bin ich persönlich zu der Überzeugung gekommen, dass eine Stadt nie fertig ist, dass die Menschen vor immer neuen Herausforderungen stehen. Potsdam bildet da keine Ausnahme. Sozialer Wohnungsbau, Krampnitz, Ausbau und Verdichtung des Tramnetzes als wesentliche Voraussetzungen für die Einschränkung des Individualverkehrs, Angebote von Gewerbeflächen, Minsk, Koordinierung der Straßenbautätigkeit, Entwicklung des Potsdamer Nordens und der Ortsteile, Schulen, Sportanlagen oder Radwegenetz sind nur einige Stichpunkte, die bei Ihnen ganz oben in der Agenda stehen dürften.

Gestatten Sie mir bitte auch einen ganz persönlichen Wunsch nach besseren Arbeitsbedingungen für die Stadtverordnetenversammlung, die Fraktionen und die Ausschüsse auf dem Campus der Stadtverwaltung, verbunden mit dem Start für die papierlose Stadtverordnetenversammlung zu Beginn der neuen Wahlperiode im Mai kommenden Jahres.  

Nun liegt es in Ihrer Hand in dem kommenden acht Jahren gemeinsam mit der Politik diese Stadt zu gestalten. Es steht mir nicht zu, Ihnen Ratschläge zu erteilen. Ich bin überzeugt, dass Sie das richtige Maß finden werden, um mit allen Beteiligten in den Dialog zu treten. Vergessen Sie dabei nicht Ihre Zeit, in der Sie auf der anderen Seite der Politik gesessen haben, nämlich von 1998 bis 2016 als Stadtverordneter mit vielen Ideen und rebellisch, wie Jugend eben ist und auch sein soll. Ich wünsche Ihnen dafür viel Erfolg, immer ein glückliches Händchen bei Ihren Entscheidungen und bin gespannt auf unsere Zusammenarbeit in den kommenden sechs Monaten.

Lieber Herr Schubert, 2002 bei Jann Jakobs Amtseinführung hatte ich als Überraschungsgast den Ortsvorsteher seines Heimatortes Eilsum, Herrn Wübbema, für ein Grußwort gewinnen können. Die Anreise meines heutigen Gastes war relativ kurz. Ich freue mich sehr lieber Mike Schubert, dass Ihr Filmbruder aus „Spuk im Hochhaus“ Alexander Richter nunmehr an Sie ein Grußwort richten wird. Lieber Alexander, wir freuen uns auf Ihre Worte.

Vielen Dank