Kolumne der Woche: Garnisonkirche wieder aufbauen

19. April 2014

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1945 gingen 1752 Tonnen Bomben auf Potsdam nieder. Sie legten nahezu die gesamte Innenstadt in Trümmer. Dabei verloren rund 1600 Menschen ihr Leben. Es traf Wohnhäuser, das Alte Rathaus, das Schloss und die Garnisonkirche. Wir haben diesen Ereignissen in der vergangenen Woche gedacht und auf die Verantwortung verwiesen - für das, was war, was ist und was kommen wird. Dazu gehören aus meiner Sicht Gedenken und Erinnern. Aber dazu gehören auch Aufarbeiten und Wiedererrichten. Denn aus der Geschichte zu lernen und die Zukunft zu gestalten, das ist unsere Aufgabe.

Ich finde, dass die Zerstörung der Garnisonkirche durch alliierte Bomber 1945 und der Abriss auf Geheiß der SED-Führung 1968 nicht das letzte Wort über diese einstmals schönste Barockkirche Norddeutschlands gewesen sein darf. Der Wiederaufbau der Garnisonkirche dient zugleich der Erinnerung und Mahnung. Die Zustimmung zum Wiederaufbau wurde mit einem Konzept einer aktiven Friedens- und Versöhnungsarbeit in Gemeinschaft mit der weltweiten Nagelkreuzbewegung verbunden und das Gedenken an die Opfer des 20. Juli 1944 sollte mit dem Gedenken an den von Potsdam ausgehenden Widerstand gegen die NS-Diktatur verbunden werden.

Das waren auch die Beweggründe, die die Stadtverordneten am 7. Mai 2008 veranlassten, in die Stiftung zum Wiederaufbau der Kirche einzutreten. Zugleich wurde damals festgelegt, dass keine städtischen Gelder dafür verwendet werden. Das gilt im Übrigen auch für die Vergangenheit. Ähnlich verhält es sich mit dem entsprechenden Grundstück, das die Landeshauptstadt nicht „geschenkt“, sondern als Mitgründer in die Stiftung eingebracht hat.

Alle drei Bedingungen werden durch die Stiftung eingehalten. Inzwischen hat die Stiftung auch Überlegungen angestellt, um die Geschichte der Kirchengemeinde in der DDR aufzuarbeiten. Damit ist die im zukünftigen Versöhnungszentrum geplante Arbeit hinreichend bestimmt.

Ich darf in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinweisen, dass die Stiftung – auch mit Einverständnis und Beteiligung der Landeshauptstadt – deshalb gegründet wurde, um einen hinreichenden Einfluss auf die Nutzung des Gebäudes und eine Verankerung des Versöhnungsgedankens zu sichern. Im Sinne des Beschlusses der Stadtverordneten unterstütze ich die Stiftung bei der Suche nach Spendern.

Das derzeit stattfindende Bürgerbegehren ist legitim. Es bleibt aber auch in der Verantwortung der Initiatoren, mit Fakten und nicht mit Andeutungen für Unterstützung zu werben. Ich möchte dies gar nicht inhaltlich bewerten. Man kann zur Garnisonkirche unterschiedlicher Meinung sein. Und natürlich kann jeder durch die Initiierung eines Bürgerbegehrens seine Auffassungen versuchen mehrheitsfähig zu machen.

Es bleibt, Ihnen schöne Osterfeiertage zu wünschen. Ich selbst werde eine Woche Pause vom Politik- und Verwaltungsbetrieb machen. Die nächste Kolumne lesen Sie an dieser Stelle also in zwei Wochen. Genießen Sie die freien Tage und erholen Sie sich!

Ihr

Jann Jakobs

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