Ausstellung "1000 Jahre und ein Vierteljahrhundert" anlässlich des 1025. Stadtgeburtstags im Jahr 2018

    Einführung

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    Ausschnitt der Ausstellungstafel, Thema "Campus im Park"
    © Ausschnitt der Ausstellungstafel, Thema "Campus im Park"
    Ausschnitt der Ausstellungstafel, Thema "Campus im Park"
     
    Ausschnitt der Ausstellungstafel, Thema "Spuren der Vergangenheit"
    © Ausschnitt der Ausstellungstafel, Thema "Spuren der Vergangenheit"
    Ausschnitt der Ausstellungstafel, Thema "Spuren der Vergangenheit"
    Ausschnitt der Ausstellungstafel, Thema "Cafés mit Charme"
    © Ausschnitt der Ausstellungstafel, Thema "Cafés mit Charme"
    Ausschnitt der Ausstellungstafel, Thema "Cafés mit Charme"

    Am 3. Juli 993 wurde Potsdam als Poztupimi erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1993 feierte die Landeshauptstadt ein Jahr lang ihr Millennium. 2018 wurde die Open-Air-Ausstellung „1000 Jahre und ein Vierteljahrhundert“ gezeigt. Mit Bildern und Episoden warf sie einen Blick zurück auf die vergangenen 25 Jahre, die das Stadtbild und die Stimmung in der Stadt sehr verändert haben. Die Fotos und Texte zu den 17 Themen der Ausstellung können über das Inhaltsverzeichnis aufgerufen werden.

     

    Introduction

    Potsdam‘s earliest documented mention is from 3 July 993 under the name Poztupimi. In 1993, the state capital celebrated its millennium anniversary throughout the year. In 2018, the exhibition “1000 Years and a Quarter-Century” presented pictures and stories that looked back at the past 25 years, within which the cityscape and the city’s atmosphere had changed considerably. The photos and texts relating to the 17 themes of the exhibition can be opened by going to the Table of contents.

     

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    Eine typische Häuserzeile im Holländischen Viertel, 2010 - Typical row of houses in the Dutch Quarter, 2010
    © Mathias Marx
    Eine typische Häuserzeile im Holländischen Viertel, 2010 - Typical row of houses in the Dutch Quarter, 2010 (© Mathias Marx)
    Blick in die Mittelstraße mit dem Eckhaus „Zum Fliegenden Holländer“, 2017 - View along Mittelstrasse with the corner building “Zum Fliegenden Holländer”, 2017 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Blick in die Mittelstraße mit dem Eckhaus „Zum Fliegenden Holländer“, 2017 - View along Mittelstrasse with the corner building “Zum Fliegenden Holländer”, 2017 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Blick in die Mittelstraße mit dem Eckhaus „Zum Fliegenden Holländer“, 1988 - View along Mittelstrasse with the corner building “Zum Fliegenden Holländer”, 1988 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Blick in die Mittelstraße mit dem Eckhaus „Zum Fliegenden Holländer“, 1988 - View along Mittelstrasse with the corner building “Zum Fliegenden Holländer”, 1988 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Blick auf das Nauener Tor mit Café Heider, 2017 - Nauen Gate with Café Heider, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Blick auf das Nauener Tor mit Café Heider, 2017 - Nauen Gate with Café Heider, 2017 (© Foto: Mathias Marx)
    Das Nauener Tor mit dem geschlossenen Café Heider, 1992 - Nauen Gate with the closed Café Heider, 1992 (©
    © Albrecht Gülzow)
    Das Nauener Tor mit dem geschlossenen Café Heider, 1992 - Nauen Gate with the closed Café Heider, 1992 (© Foto: Albrecht Gülzow)
    Der Wochenmarkt auf dem Bassinplatz im Holländischen Viertel, 2017 - Weekly market on Bassinplatz in the Dutch Quarter, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Der Wochenmarkt auf dem Bassinplatz im Holländischen Viertel, 2017 - Weekly market on Bassinplatz in the Dutch Quarter, 2017 (© Foto: Mathias Marx)

    Cafés mit Charme - Charming Cafés

    Wettlauf gegen den Verfall

    Fast wäre das 1731 erbaute traditionsreiche Café am Nauener Tor eine Bankfiliale geworden. Bereits 1878 verwöhnte hier die Konditorei Kessler in bester Lage Prominente, Einheimische und Touristen. Hier korrigierte Carl von Ossietzky in den 1920er Jahren die Druckfahnen der „Weltbühne“. Während der Friedlichen Revolution 1989/90 traf sich im Café Heider, wie das Kaffeehaus seit 1967 heißt, das Potsdamer Bürgerforum „Argus“. Ende 1989 beanspruchten die Erben der einstigen Eigentümer das Haus. Ein Jahr später schloss das Café.

    Wie bei fast allen Gebäuden des Holländischen Viertels, war auch die Bausubstanz des Gebäudes nahe dem Nauener Tor stark beeinträchtigt. Ernsthafte Überlegungen, hier den Filialstandort einer großen deutschen Bank zu errichten, wendete der Baustadtrat ab. Im September 1995 eröffneten schließlich neue Eigentümer das Café Heider nach umfassender Sanierung und Modernisierung im Charme eines alten Kaffeehauses.

    Bereits in den 1970er Jahren hatten sich viele Potsdamerinnen und Potsdamer gegen einen drohenden Abriss großer Teile des allmählich verfallenden Holländischen Viertels engagiert, bis das gesamte Ensemble 1979 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der Wettlauf zwischen Verfall und Sanierung endete aber erst nach der Wiedervereinigung, als die Stadt eine Sanierungssatzung über das Areal legte und es zum ersten Sanierungsgebiet erklärte. In den vergangenen 25 Jahren erfolgten umfassende Rekonstruktionen nach historischem Vorbild. Zu 35 Millionen Euro aus Mitteln der Städtebauförderung kamen mehr als 200 Millionen Euro private Investitionen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

    Race against Decay

    The traditional café at Nauen Gate from 1731 almost became a bank branch. Already in 1878, the pastry shop Kessler indulged celebrities, locals, and tourists in a prime location. This is where Carl von Ossietzky corrected galley proofs for the weekly magazine Weltbühne in the 1920s. During the Peaceful Revolution of 1989/90, the Potsdam Citizens' Forum “Argus” met at Café Heider, as the café has been known since 1967. In late 1989, the heirs of the former owners claimed the building. The café closed a year later.

    Like almost all buildings in the Dutch Quarter, the café building near Nauen Gate was dilapidated. There were serious deliberations to open a branch of a major German bank here, but the city’s council for buildings and construction ultimately decided against it. In September 1995, new owners finally opened Café Heider after extensive renovations and modernization, injecting it with the charm of a traditional café.

    In the 1970s, many Potsdam residents protested the impeding demolition of large parts of the gradually dilapidating Dutch Quarter until the entire ensemble was listed as a historical monument in 1979. The race between decay and refurbishment, however, ended only after German reunification, when the city imposed restructuring by-laws for the area and declared it the first redevelopment area.

    Over the past 25 years, there has been comprehensive reconstruction based on historical models. Over €200 million of private investment complemented €35 million from urban development funds. The results are impressive.

    Schiefer Turm von Potsdam - Leaning Tower of Potsdam

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    Die Gotische Bibliothek, im Hintergrund das Marmorpalais, 2012 - The Gothic Library with the Marble Palace in the background, 2012 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Die Gotische Bibliothek, im Hintergrund das Marmorpalais, 2012 - The Gothic Library with the Marble Palace in the background, 2012 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Beginn der Abtragung der Gotischen Bibliothek, 1993 - Deconstruction of the Gothic Library begins, 1993 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Beginn der Abtragung der Gotischen Bibliothek, 1993 - Deconstruction of the Gothic Library begins, 1993 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Neuaufbau der Gotischen Bibliothek, 1995 - Reconstruction of the Gothic Library, 1995 (©
    © Thoas Töpfer)
    Neuaufbau der Gotischen Bibliothek, 1995 - Reconstruction of the Gothic Library, 1995 (© Foto: Thoas Töpfer)
    Der „Schiefe Turm von Potsdam“, 1993 - The “Leaning Tower of Potsdam”, 1993 (©
    © Thoas Töpfer)
    Der „Schiefe Turm von Potsdam“, 1993 - The “Leaning Tower of Potsdam”, 1993 (© Foto: Thoas Töpfer)
    Die Gotische Bibliothek. Deutlich erkennbar ist die schiefe Kante des alten abgesackten und gesicherten Fundaments, auf dem das neue Fundament errichtet wurde, 2017 - The Gothic Library; clearly visible is the leaning edge of the old sagging and secured foundation upon which the new foundation was built, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Die Gotische Bibliothek. Deutlich erkennbar ist die schiefe Kante des alten abgesackten und gesicherten Fundaments, auf dem das neue Fundament errichtet wurde, 2017 - The Gothic Library; clearly visible is the leaning edge of the old sagging and secured foundation upon which the new foundation was built, 2017 (© Foto: Mathias Marx)

    Welterbe erhalten

    Erbe verpflichtet. Die idyllisch am Südufer des Heiligen Sees gelegene Gotische Bibliothek war eigentlich nicht zu retten. Der im ausgehenden 18. Jahrhundert im neugotischen Stil errichtete zweigeschossige Turmpavillon diente lange als Bibliothek, bis in den 1930er Jahren alle Bücher in das Potsdamer Stadtschloss verlagert wurden. Infolge eines Bombentreffers während des Zweiten Weltkriegs sackte das Gebäude in Richtung Wasser ab. Trotz notdürftiger Sicherheitsmaßnahmen verfiel der Sandsteinpavillon zusehends. Lange galt er aufgrund seiner Schieflage von knapp 70 Zentimeter als „Schiefer Turm von Potsdam“.

    Zu Potsdams 1000-Jahr-Feier im Jahr 1993 überreichte das Land Berlin ein Geschenk in Höhe von 1,6 Millionen D-Mark für den Erhalt des Bauwerks, das als Teil des Ensembles im Neuen Garten um Schloss Cecilienhof und Marmorpalais seit Ende 1990 unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes steht. Mit diesen Mitteln konnten die verbliebenen 691 Natursteinquader vollständig abgetragen und das Fundament umfassend gesichert werden. Die Rekonstruierung mit den noch vorhandenen Originalsteinen dauerte fünf Jahre und kostete schließlich insgesamt 4,1 Millionen D-Mark.

    Heute ist die Gotische Bibliothek wieder ein echter Blickfang. Während das Gebäude nicht öffentlich zugänglich ist, eröffnet sich vom Arkadengang des Turmes jedoch ein herrlicher Blick auf den Heiligen See und das Marmorpalais, der schon Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. und seine Gäste bezauberte.

     

    Preserving World Heritage

    With heritage comes responsibility. It was believed that the Gothic Library, idyllically located on the south banks of the lake Heiliger See, could actually not be saved. The two-storey, late 18th century neo-Gothic tower pavilion served as a library until the 1930s, when all books were moved to the Potsdam City Palace. After being hit by a bomb in World War II, the building began sagging towards the water. Despite some makeshift security measures, the sandstone pavilion began to deteriorate rapidly. For a long time, it was called “Leaning Tower of Potsdam” due to its tilt of almost 70 cm. Because the building is part of the ensemble in the New Garden around Cecilienhof Palace and Marble Palace, it has been protected as UNESCO World Heritage since 1990.

    When Potsdam celebrated its 1000th anniversary in 1993, the State of Berlin presented Potsdam with a gift of 1.6 million D-marks for the preservation of the building. These funds enabled the removal of the remaining 691 natural stone blocks and the securing of the foundation. The reconstruction, also by using the remaining original stones, took five years and ultimately cost 4.1 million D-marks.

    Today, the Gothic Library is a real eye-catcher again. While the building is not open to the public, the tower's arcade opens up to a magnificent view of the lake Heiliger See and the Marble Palace; a view which even enchanted Prussian King Frederick William II and his guests.

    Verbotene Zone - Forbidden Zone

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    Im Gebäude des Kaiserin-Augusta-Stifts befand sich der Sitz der Deutschlandzentrale des sowjetischen Geheimdienstes KGB, 2017 - The German headquarters of the KGB counter-intelligence service were in the buildings of the “Kaiserin-Augusta-Stift”, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Im Gebäude des Kaiserin-Augusta-Stifts befand sich der Sitz der Deutschlandzentrale des sowjetischen Geheimdienstes KGB, 2017 - The German headquarters of the KGB counter-intelligence service were in the buildings of the “Kaiserin-Augusta-Stift”, 2017 (© Foto: Mathias Marx)
    Stacheldrahtzaun mit Hinweisschild „ЗАПРEТНАЯ ЗOНА“ (Verbotene Zone), 1994 - Barbed wire fence with the warning sign “ЗАПРEТНАЯ ЗOНА” (Forbidden Zone), 1994 (©
    © Peter Herrmann)
    Stacheldrahtzaun mit Hinweisschild „ЗАПРEТНАЯ ЗOНА“ (Verbotene Zone), 1994 - Barbed wire fence with the warning sign “ЗАПРEТНАЯ ЗOНА” (Forbidden Zone), 1994 (© Foto: Peter Herrmann)
    Dieses Denkmal ehrte die Verdienste und die Toten des sowjetischen  Geheimdienstes SMERSCH im „Großen Vaterländischen Krieg“ (1941 – 1945). Es ist heute nicht mehr vorhanden, lediglich die linke Straßenlaterne existiert noch, 1995 - The memorial honours the merits and the fallen of the Soviet intelligence service SMERSCH during the “Great Patriotic War”. (1941-1945). It no longer exists; only the left lamppost remains, 1995 (©
    © Hans Bach)
    Dieses Denkmal ehrte die Verdienste und die Toten des sowjetischen Geheimdienstes SMERSCH im „Großen Vaterländischen Krieg“ (1941 – 1945). Es ist heute nicht mehr vorhanden, lediglich die linke Straßenlaterne existiert noch, 1995 - The memorial honours the merits and the fallen of the Soviet intelligence service SMERSCH during the “Great Patriotic War”. (1941-1945). It no longer exists; only the left lamppost remains, 1995 (© Foto: Hans Bach)
    Blick in die Leistikowstraße, rechts das ehemalige KGB-Gefängnis, 1994 - View onto Leistikowstrasse, on the right the former KGB prison, 1994 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Blick in die Leistikowstraße, rechts das ehemalige KGB-Gefängnis, 1994 - View onto Leistikowstrasse, on the right the former KGB prison, 1994 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Der zugemauerte Zaun zum Gelände der evangelischen Pfingstgemeinde. Diese Mauer befand sich direkt gegenüber der zentralen sowjetischen Denkmalanlage, die an den „Großen Vaterländischen Krieg“ (1941 – 1945) erinnerte. Der Durchbruch mit dem Einbau des Holztores erfolgten erst nach Übergabe, 1995 - The walled-up fence around the premises of the Protestant Pentecostal Community. This wall was opposite the central Soviet memorial commemorating the “Great Patriotic War”. The opening was built only after the pre
    © Hans Bach)
    Der zugemauerte Zaun zum Gelände der evangelischen Pfingstgemeinde. Diese Mauer befand sich direkt gegenüber der zentralen sowjetischen Denkmalanlage, die an den „Großen Vaterländischen Krieg“ (1941 – 1945) erinnerte. Der Durchbruch mit dem Einbau des Holztores erfolgten erst nach Übergabe, 1995 - The walled-up fence around the premises of the Protestant Pentecostal Community. This wall was opposite the central Soviet memorial commemorating the “Great Patriotic War”. The opening was built only after the premises were handed over, 1995 (© Foto: Hans Bach)
     
    Während die meisten Gebäude saniert sind, wurde das Haus des ehemaligen KGB-Gefängnisses als Gedenk- und Begegnungsstätte weitgehend im Originalzustand bewahrt, 2017 - While most buildings have been refurbished, the building of the former KGB prison has been preserved as a memorial and a community centre, 2017 (©
    © Johannes Leicht)
    Während die meisten Gebäude saniert sind, wurde das Haus des ehemaligen KGB-Gefängnisses als Gedenk- und Begegnungsstätte weitgehend im Originalzustand bewahrt, 2017 - While most buildings have been refurbished, the building of the former KGB prison has been preserved as a memorial and a community centre, 2017 (© Foto: Johannes Leicht)
    Das Portal zum Gelände der evangelischen Pfingstgemeinde, 2017 - Gate to the premises of the Protestant Pfingstgemeinde (Pentecostal Community), 2017 (©
    © Johannes Leicht)
    Das Portal zum Gelände der evangelischen Pfingstgemeinde, 2017 - Gate to the premises of the Protestant Pfingstgemeinde (Pentecostal Community), 2017 (© Foto: Johannes Leicht)

    Spuren der Vergangenheit

    Bis 1991 befand sich in der Nauener Vorstadt die Zentrale des sowjetischen Geheimdienstes KGB für Deutschland. Dafür war ein ganzer Stadtteil abgesperrt: das Militärstädtchen Nr. 7, bei Potsdamerinnen und Potsdamern auch als „verbotene Stadt“ bekannt. Das 16 Hektar große Areal zwischen Großer Weinmeisterstraße und dem Neuen Garten wurde nach 1945 zunächst mit einem Bretterzaun, später durch eine Stahlbetonmauer blickdicht abgeschottet. Die Grenze verlief zum Teil mitten durch die Gärten.

    Nach dem Auszug des Geheimdienstes 1991 nutzte die russische Armee das Gelände bis zum Abzug ihrer letzten Einheiten. Im August des Jahres 1994 übergab der stellvertretende Kommandant das Areal an das Bundesvermögensamt und die Landeshauptstadt Potsdam. Wegen mangelnder Verkehrssicherheit und der gravierenden baulichen Vernachlässigung blieben die betroffenen Straßenzüge jedoch zunächst weiter geschlossen. Der Zutritt war nur mit Passierschein möglich.

    Erst im Frühjahr 1995 öffneten sich die Tore für die Allgemeinheit. Das Bundesvermögensamt übergab Grundstücke und Häuser den ehemaligen Eigentümern. Ein Vierteljahrhundert später sind die Spuren der jahrzehntelangen militärischen Nutzung fast vollständig getilgt. Viele Häuser und Villen sind prachtvoll saniert. Im schlossartigen Gebäudekomplex des ehemaligen „Kaiserin-Augusta-Stifts“, einst Hauptgebäude des sowjetischen Geheimdienstes KGB, befinden sich jetzt Wohnungen. Die Gedenkstätte Leistikowstraße sowie ein Lehrpfad erinnern heute an die Geschichte des Areals.

     

    Traces of the Past

    Until 1991, the German headquarters of the KGB counter-intelligence service were located in the Potsdam district Nauener Vorstadt. Because of this, a whole district was cordoned off: Military Town No. 7, also known to Potsdamers as the “Forbidden Town”. The 16-hectare area between Grosse Weinmeisterstrasse and the New Garden was sealed off and shielded from the outside after 1945, initially with a wooden fence and later with a reinforced concrete wall. Parts of the border ran through the middle of the gardens.

    After the intelligence service moved out in 1991, the Russian army used the area until the last units were withdrawn. In August 1994, the deputy commander handed over the area to the Federal Property Office and the state capital Potsdam. Due to a lack of road safety and the serious neglect of buildings, the affected streets initially remained closed. Access was only possible with a permit.

    It was only in spring 1995 that the gates were opened to the public. The Federal Property Office returned the premises to its former owners. A quarter-century later, the traces of decades of military use have almost completely vanished. Many houses and villas have been beautifully renovated. In the castle-like building of the former church foundation “Kaiserin-Augusta-Stift“ - once the main building of the KGB - there are now apartments. Today the Leistikowstrasse memorial site as well as an educational trail, remind us of the site’s history.

    Ein Apfel pro Tag - An Apple a Day

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    Das Luftbild zeigt anschaulich die Alexandrowka als Kleingartenanlage, 1992 - The aerial view shows Alexandrovka as an allotment site, 1992 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © MEDIA NOVA)
    Das Luftbild zeigt anschaulich die Alexandrowka als Kleingartenanlage, 1992 - The aerial view shows Alexandrovka as an allotment site, 1992 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: MEDIA NOVA)
    Die historische Parzellierung der Russischen Kolonie Alexandrowka ist heute wieder gut erkennbar, 2015 - The historical subdivision of the Russian Colony Alexandrovka is clearly visible again, 2015 (©
    © GeoBasis-DE/LGB2015)
    Die historische Parzellierung der Russischen Kolonie Alexandrowka ist heute wieder gut erkennbar, 2015 - The historical subdivision of the Russian Colony Alexandrovka is clearly visible again, 2015 (© Foto: GeoBasis-DE/LGB2015)
    Baumblüte in der Alexandrowka, im Hintergrund Haus Nr. 1, 2005 - Blossom season in Alexandrovka, in the background: House no. 1, 2005 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Karl-Heinrich zur Mühlen)
    Baumblüte in der Alexandrowka, im Hintergrund Haus Nr. 1, 2005 - Blossom season in Alexandrovka, in the background: House no. 1, 2005 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Karl-Heinrich zur Mühlen)
    Kleingartennutzung in der Alexandrowka, 1985
    © Vera Futterlieb
    Kleingartennutzung in der Alexandrowka, 1985 (© Vera Futterlieb)
    Ausflugsziel Gartencafé Alexandrowka, 2011 - Destination Garden Café Alexandrovka, 2011
    © Ulf Böttcher
    Ausflugsziel Gartencafé Alexandrowka, 2011 - Destination Garden Café Alexandrovka, 2011 (© Ulf Böttcher)
    Morgenstimmung in der Russischen Kolonie Alexandrowka, 2017 - Morning view of the Russian Colony Alexandrovka, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Morgenstimmung in der Russischen Kolonie Alexandrowka, 2017 - Morning view of the Russian Colony Alexandrovka, 2017 (© Foto: Mathias Marx)

    Welterbe-Obst

    Geschmackliche Langeweile kommt nicht auf: Mit den Äpfeln aus der Russischen Kolonie Alexandrowka könnte man ein Jahr lang jeden Tag eine andere Apfelsorte essen. Denn hier wachsen 365 verschiedene Apfelsorten mit klangvollen Namen wie „Purpurroter Cousinot“ oder „Himbacher Grüner“. Insgesamt stehen auf der etwa acht Hektar großen Fläche mehr als 600 verschiedene Sorten von acht Obstarten (Äpfel, Birnen, Quitten, Süßkirschen, Sauerkirschen, Pflaumen, Aprikosen und Walnuss). Wegen dieser Vielfalt ist die Kolonie ein bedeutender Ort des Erhalts alter und bereits verloren geglaubter Obstsorten.

    Von den heute fast 1.500 Obstbäumen stammen etwa 30 noch aus der Zeit der ersten Bepflanzung ab 1827. Die Alexandrowka hatte der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné nach Anweisung von König Friedrich Wilhelm III. geplant. Die hippodromförmige Wegeanlage, in die ein Wegekreuz in Form eines Andreaskreuzes eingelegt ist, verbindet zwölf Gehöfte und ein Aufseherhaus. Die Gebäude sind in russischen Architekturformen errichtet und reich geschmückt.

    Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das zwischenzeitlich als Kleingartenanlage genutzte Areal mit Unterstützung zahlreicher Potsdamerinnen und Potsdamer über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) denkmalgerecht rekonstruiert. 1999 nahm die UNESCO die weltweit einzigartige Russische Kolonie Alexandrowka als Erweiterung der „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ in die Liste des Welterbes auf. Das Welterbe-Obst wird übrigens nicht verkauft, sondern sozialen Einrichtungen zur Weiterverarbeitung zur Verfügung gestellt.

     

    World Heritage Fruit

    There is no such thing as boredom for the senses: You could eat a different variety of apple every day for a year from the apples at the Russian Colony of Alexandrovka because 365 different varieties grow here. They have illustrious names like “Purple Cousinot” and “Himbacher Grüner”. In total, over 600 different varieties across eight species of fruit (apples, pears, quinces, sweet cherries, sour cherries, plums, apricots, and walnuts) are grown on an area of approximately 8 hectares. This is why the colony is an important place for preserving old fruit species and those that were considered lost.

    Of the nearly 1,500 fruit trees today, about 30 date back to the time of the first planting in 1827. Alexandrovka was planned by the landscape architect Peter Joseph Lenné according to the instructions of King Frederick William III. The hippodrome-shaped pathway with a St. Andrew’s cross at the center connects 12 farmsteads and a warden’s house. The houses built in a Russian architectural design are richly decorated.

    After German reunification, many Potsdamers took part in reconstructing the area within a job creation scheme. The place had been used as an allotment site and was reconstructed according to specifications for the restoration of historic gardens. In 1999, UNESCO included the unique Russian Colony Alexandrovka in the World Heritage List as a part of the complex “Palaces and Parks of Potsdam and Berlin”. The World Heritage fruit is not actually sold but rather given to social institutions for further processing.

    Leben in der Feldflur - Living among former Fields and Meadows

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    Der einstige BUGA-Park – heute Volkspark Potsdam – im Bornstedter Feld, 2017 - The former BUGA Park – today Volkspark Potsdam – at Bornstedter Feld, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Der einstige BUGA-Park – heute Volkspark Potsdam – im Bornstedter Feld, 2017 - The former BUGA Park – today Volkspark Potsdam – at Bornstedter Feld, 2017 (© Foto: Mathias Marx)
    Die Transportcontainer vor den Wohngebäuden der russischen Soldaten gegenüber den Roten Kasernen, 1994 - Transport containers in front of the houses of Russian soldiers opposite the ‘Red Barracks’, 1994 (©
    © Joachim Liebe)
    Die Transportcontainer vor den Wohngebäuden der russischen Soldaten gegenüber den Roten Kasernen, 1994 - Transport containers in front of the houses of Russian soldiers opposite the ‘Red Barracks’, 1994 (© Foto: Joachim Liebe)
    Blick auf die verlassenen Kasernen, 1994 - View of deserted barracks, 1994 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Blick auf die verlassenen Kasernen, 1994 - View of deserted barracks, 1994 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Heute nutzt die Karl-Foerster-Schule dieses Areal. In dem mittleren Gebäude befindet sich die Turnhalle, 2017 - Today, the area is used by the Karl Foerster primary school. The gym is in the middle building, 2017 (©
    © Johannes Leicht)
    Heute nutzt die Karl-Foerster-Schule dieses Areal. In dem mittleren Gebäude befindet sich die Turnhalle, 2017 - Today, the area is used by the Karl Foerster primary school. The gym is in the middle building, 2017 (© Foto: Johannes Leicht)
    Blick über das Bornstedter Feld, im Vordergrund die Tram-Wendeschleife Kirschallee im Jahr 2000 … - View across Bornstedter Feld, in the foreground the reversing loop of Kirschallee in 2000 … (©
    © Lutz Hannemann)
    Blick über das Bornstedter Feld, im Vordergrund die Tram-Wendeschleife Kirschallee im Jahr 2000 … - View across Bornstedter Feld, in the foreground the reversing loop of Kirschallee in 2000 … (© Foto: Lutz Hannemann)
    … und im Jahr 2016 - … and in 2016 (©
    © Falcon Crest Air)
    … und im Jahr 2016 - … and in 2016 (© Foto: Falcon Crest Air)

    Kasernen zu Wohnhäusern

    Der Beschluss der Landeshauptstadt Potsdam vom Dezember 1991 war visionär: Auf dem rund 300 Hektar großen Bornstedter Feld sollte ein neuer Stadtteil mit mehr als 7.000 Wohneinheiten entstehen. 11.000 Menschen würden in Eigenheimen, Stadtvillen und Mehrfamilienhäusern dort ein neues Zuhause finden, wo seit dem 18. Jahrhundert ausschließlich das Militär den Ton angegeben hatte. Denn bis zum endgültigen Abzug der russischen Truppen 1994 war das Gebiet als ältester Truppenübungsplatz der Stadt fest in militärischer Hand.

    Den entscheidenden Impuls zur Entwicklung und Erschließung des Areals nördlich der Pappelallee brachte die Bundesgartenschau (BUGA) 2001. Der großzügige Grünstreifen verknüpft seither die königlichen Gartenanlagen von Sanssouci mit der Bornimer Feldflur. Der heutige Volkspark Potsdam ist Freizeit- und Erholungsgebiet sowie beliebter Veranstaltungsort. Unter der Maßgabe des Erhalts und der Nachnutzung der ortsprägenden historischen Kasernen-Anlagen wurden ganze Straßenzüge mit Einfamilienhäusern und modernen Mehrfamilienhäusern gebaut. Neues Leben ist eingezogen. Neben Dienstleistungsunternehmen und Gewerbe hat auch die Fachhochschule Potsdam hier ihren zentralen Campus errichtet.

    In einer einzigartigen urbanen Mischung von Wohnen und Gewerbe, hochschul- und freizeitorientierten Nutzungen sowie Angeboten sozialer Infrastruktur sind mehrere tausend Arbeitsplätze entstanden. Bis zur endgültigen Fertigstellung des Entwicklungsgebietes werden insgesamt mehr als eine Milliarde Euro aus privaten und öffentlichen Mitteln investiert worden sein.

     

    From Barracks to Residential Houses

    The decision of the state capital Potsdam in December 1991, to build a new district on the approximately 300-acre Bornstedter Feld with over 7,000 residential units, was visionary. Here, 11,000 people would find their new homes in privately owned houses, townhouses, and multi-family homes. This area – the city’s oldest military training ground – had been primarily influenced by the military from the 18th century until the final withdrawal of Russian troops in 1994.

    The 2001 National Garden Show (BUGA) gave new momentum to the development of the area north of the street Pappelallee. Since then, the generous green corridor has connected the royal gardens of Sanssouci with Bornimer Feld. Today's Volkspark Potsdam is a leisure and recreation area as well as a popular venue. Under the proviso of preserving and subsequently using the distinctive historical barracks, whole streets were built with single and multi-family houses. New life has moved in. In addition to service companies, trade, and commerce, the University of Applied Sciences Potsdam has also set up its central campus there.

    Several thousand jobs have been created in a unique urban mixture of housing and commerce, university and leisure facilities as well as social infrastructural offerings. When all is said and done, over 1 billion euros of private and public funds will have been invested in the development area.

    Campus im Park - Campus in the Park

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    Der Potsdamer Tag der Wissenschaften auf dem Campus am Neuen Palais, 2015 - Potsdam’s “Day of Science” on the Neues Palais campus, 2015 (© Universität Potsdam,
    © Karla Fritze)
    Der Potsdamer Tag der Wissenschaften auf dem Campus am Neuen Palais, 2015 - Potsdam’s “Day of Science” on the Neues Palais campus, 2015 (© Universität Potsdam, Foto: Karla Fritze)
    Verabschiedung der Universitätsabsolventen vor der Kolonnade, 2015 - Graduation ceremony in front of the colonnades, 2015(© Universität Potsdam,
    © Karla Fritze)
    Verabschiedung der Universitätsabsolventen vor der Kolonnade, 2015 - Graduation ceremony in front of the colonnades, 2015(© Universität Potsdam, Foto: Karla Fritze)
    Blick auf das Neue Palais, die Communs und die Kolonnade, 1993 - View of Neues Palais, the Communs, and the colonnade, 1993 (© Universität Potsdam,
    © Karla Fritze)
    Blick auf das Neue Palais, die Communs und die Kolonnade, 1993 - View of Neues Palais, the Communs, and the colonnade, 1993 (© Universität Potsdam, Foto: Karla Fritze)
    Aufsetzen der Kuppel auf das südliche Gebäude der Communs, 1996 - Mounting the dome on the southern wing of the Communs, 1996 (© Universität Potsdam,
    © Karla Fritze)
    Aufsetzen der Kuppel auf das südliche Gebäude der Communs, 1996 - Mounting the dome on the southern wing of the Communs, 1996 (© Universität Potsdam, Foto: Karla Fritze)
    Studierende auf dem Uni-Campus am Neuen Palais, 2014 - Students on the Neues Palais campus, 2014 (© Universität Potsdam,
    © Karla Fritze)
    Studierende auf dem Uni-Campus am Neuen Palais, 2014 - Students on the Neues Palais campus, 2014 (© Universität Potsdam, Foto: Karla Fritze)

    Welterbe und Wissenschaft

    Direkt gegenüber der parkabgewandten Seite des Neuen Palais ließ König Friedrich II. ab 1763 die Communs als Wirtschaftsgebäude errichten. Beide verbindet der seit 2014 wieder in neuem Glanz und alter Größe erstrahlende Kolonnadenbogen mit seinen 158 Säulen und dem 24 Meter hohen Triumphtor. Sechs Jahre dauerte die Sanierung allein der Kolonnade zwischen den beiden Communs – genauso lange wie die eigentliche Bauzeit des Neuen Palais mitsamt dessen Nebengebäuden.

    Nach Bombentreffern im April 1945, die den Einsturz der Kuppel über dem zentralen Triumphtor zur Folge hatten, wurden nur provisorische Sicherungsund Renovierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Beseitigung der Kriegsund Bauschäden begann erst nach der deutschen Wiedervereinigung 1990. Im Dezember 1990 nahm die UNESCO die Potsdamer Schlösser und Gärten in die Liste des Welterbes und des Naturerbes der Menschheit auf.

    In der Zwischenzeit standen die Gebäude jedoch keineswegs leer. Nach dem Zweiten Weltkrieg startete hier 1948 der wissenschaftliche Neuanfang mit der Gründung der Brandenburgischen Landeshochschule, die von 1951 bis 1990 als Pädagogische Hochschule viele Lehrerinnen und Lehrer ausbildete. Bis heute füllen Studierende den einzigartigen Campus im Park Sanssouci mit Leben. Aus gutem Grund geben daher die Communs der Universität Potsdam wortwörtlich ihr Gesicht: Das Logo der größten brandenburgischen Hochschule zeigt die zum Neuen Palais gewandte Seite eines der Häuser mit den zwei halbrunden Treppen.

     

    World Heritage and Science

    Opposite Neues Palais, King Frederick II commissioned the construction of the Communs as outbuildings in 1763. Since 2014, both wings have been reconnected once again in new splendour by the Colonnade arch with its 158 columns and the 24-metre triumphal gate. Renovating the Colonnade between the Communs alone took 6 years – just as long as the actual construction of Neues Palais and its outbuildings.

    After bombing in April 1945 resulted in the collapse of the dome above the central triumphal gate, only provisional securing and renovation measures were able to be carried out. Clearance and repair of war-damaged and dilapidating buildings began only after German reunification in 1990. In December 1990, UNESCO included Potsdam's palaces and gardens in its World Heritage List.

    The buildings did not, however, remain vacant. After World War II, there was an academic new beginning here with the 1948 founding of the Brandenburgische Landeshochschule, which served as a teacher training college from 1951-1990. Since then, students have been invigorating this unique campus at Sanssouci Park. For good reason: the Communs are literally the face of the University of Potsdam: The logo of Brandenburg’s largest university displays one of the buildings with the two semi-circular stairs facing Neues Palais.

    Forscher Geist - Room for Research

    english

    Das Gewächshaus des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie, 2016 - Greenhouse of the Max Planck Institute of Molecular Plant Physiology, 2016  (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Das Gewächshaus des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie, 2016 - Greenhouse of the Max Planck Institute of Molecular Plant Physiology, 2016 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Zellkulturen in einer Klimakammer des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie, 2011 - Cell cultures in a climate chamber at the Max Planck Institute of Molecular Plant Physiology, 2011 (© WFBB,
    © Till Budde)
    Zellkulturen in einer Klimakammer des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie, 2011 - Cell cultures in a climate chamber at the Max Planck Institute of Molecular Plant Physiology, 2011 (© WFBB, Foto: Till Budde)
    Blick über den Wissenschaftspark: Vorn rechts sind die alten Kasernengebäude zu erkennen, links daneben erste Neubauten des Universitätscampus. Im Hintergrund befindet sich die Baustelle des Max-Planck-Campus, 1997 - View across the science park: at the top right are the old barracks, on the left are the first new buildings of the university campus, in the background is the construction site of the Max Planck Campus, 1997 (©
    © Lutz Hannemann)
    Blick über den Wissenschaftspark: Vorn rechts sind die alten Kasernengebäude zu erkennen, links daneben erste Neubauten des Universitätscampus. Im Hintergrund befindet sich die Baustelle des Max-Planck-Campus, 1997 - View across the science park: at the top right are the old barracks, on the left are the first new buildings of the university campus, in the background is the construction site of the Max Planck Campus, 1997 (© Foto: Lutz Hannemann)
    Ortsausgangs- und Ortseingangsschild von Golm vor der Eingemeindung, 2017 - Town sign of Golm before incorporation, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Ortsausgangs- und Ortseingangsschild von Golm vor der Eingemeindung, 2017 - Town sign of Golm before incorporation, 2017 (© Foto: Mathias Marx)
    Ortsausgangs- und Ortseingangsschild von Golm nach der Eingemeindung, 2017 - Town sign of Golm after incorporation, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Ortsausgangs- und Ortseingangsschild von Golm nach der Eingemeindung, 2017 - Town sign of Golm after incorporation, 2017 (© Foto: Mathias Marx)
    Panorama des Max-Planck-Forschungscampus in Potsdam-Golm, 2009 - Panoramic view of the Max Planck Research Campus in Potsdam-Golm, 2009 (© pigurdesign,
    © Göran Gnaudschun)
    Panorama des Max-Planck-Forschungscampus in Potsdam-Golm, 2009 - Panoramic view of the Max Planck Research Campus in Potsdam-Golm, 2009 (© pigurdesign, Foto: Göran Gnaudschun)
    Blick über den Wissenschaftspark von Westen aus, 2016 - View to the west across the Science Park, 2016 (© Foto: www.airvideo-service.com)

    Stadt und Umland

    Die Veränderung begann unmittelbar mit der Friedlichen Revolution. Bis 1989/90 war Golm ein eher verschlafenes Dorf mit 2.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Umland Potsdams. Heute befindet sich hier der größte Forschungsstandort Brandenburgs. Im Wissenschaftspark Potsdam-Golm verbinden sich internationale Spitzenforschung mit forschungsnahem Gewerbe. Zahlreiche Gründungsprojekte in kleinen und mittleren Unternehmen ergänzen den leistungsstarken Standort. Internationalität und Interdisziplinarität kennzeichnen den Wissenschaftspark Potsdam-Golm, in dem mehr als 2.500 Menschen beschäftigt sind und etwa 9.000 Studierende aus dem In- und Ausland lernen.

    Ausgangspunkt dieser Entwicklung war die Übernahme der Gebäude der ehemaligen Juristischen Hochschule von der späteren Universität Potsdam. Aus dem früheren Gelände der zentralen Ausbildungsstätte des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR entstand nach Rekonstruktionen und Neubauten der neue naturwissenschaftliche Universitätscampus. Um die Jahrtausendwende ergänzten drei Max-Planck-Institute und zwei Fraunhofer-Institute den Forschungsstandort.

    Zum Teil sehr kontrovers gestaltete sich die Eingemeindung Golms sowie der Dörfer Groß Glienicke, Fahrland, Neu Fahrland, Marquardt, Satzkorn und Uetz-Paaren nach Potsdam im Zuge der Verwaltungsgebietsreform im Jahr 2003. Während zwei Gemeinden der Angliederung zustimmten, klagten fünf dagegen, letztendlich erfolglos. Potsdam wuchs schlagartig um 11.000 Einwohnerinnen und Einwohner, die Stadtfläche vergrößerte sich um 78 auf 187 Quadratkilometer – Stadt und Umland finden zusammen.

     

    The City and Its Environs

    The change began immediately with the Peaceful Revolution. Until 1989/90, Golm had been a rather sleepy village of 2,000 inhabitants in the vicinity of Potsdam. Today, it is Brandenburg's largest research location. The Potsdam-Golm Science Park combines top international research with research-based companies. Numerous start-ups in small and medium-sized enterprises complement the high-performance location. An international and interdisciplinary approach characterizes the Science Park, with over 2,500 employees and about 9,000 students from Germany and abroad.

    This development began when the former law school building was taken over by what would become the University of Potsdam. The new campus with its renovated and new buildings for the natural sciences was built on the former site of the central training centre of the GDR’s Ministry of State Security. At the turn of the millennium, three Max Planck Institutes and two Fraunhofer Institutes augmented the research location.

    The incorporation of Golm and the villages Gross Glienicke, Fahrland, Neu Fahrland, Marquardt, Satzkorn, and Uetz-Paaren into Potsdam during administrative reforms in 2003 was not without controversy. While two communities agreed to the incorporation, five took legal actions against it but were ultimately unsuccessful. Potsdam rapidly grew by 11,000 inhabitants, the city area increased by 78 to 187 km2 – the city and its surrounding area are coming together.

    Potsdam bei Olympia - Potsdam and the Olympic Games

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    Auch Katrin Wagner-Augustin kämpft beim traditionellen Potsdamer Kanalsprint auf dem zur BUGA 2001 fertiggestellten Teilstück des Stadtkanals um den Sieg, 2013 - Katrin Wagner-Augustin also successfully competed in the traditional Potsdam canoe sprint on the city canal that was completed for the BUGA in 2001, 2013 (© MAZ,
    © Bernd Gartenschläger)
    Auch Katrin Wagner-Augustin kämpft beim traditionellen Potsdamer Kanalsprint auf dem zur BUGA 2001 fertiggestellten Teilstück des Stadtkanals um den Sieg, 2013 - Katrin Wagner-Augustin also successfully competed in the traditional Potsdam canoe sprint on the city canal that was completed for the BUGA in 2001, 2013 (© MAZ, Foto: Bernd Gartenschläger)
    Die beiden Potsdamer Ronald Rauhe und Tim Wieskötter gewannen Olympia-Gold im Kajak-Zweier über 500 Meter bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 - The Potsdamers Ronald Rauhe and Tim Wieskötter won Olympic gold in the K-2 500m race at the Summer Olympics in Athens, 2004 (©
    © Eberhard Thonfeld)
    Die beiden Potsdamer Ronald Rauhe und Tim Wieskötter gewannen Olympia-Gold im Kajak-Zweier über 500 Meter bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 - The Potsdamers Ronald Rauhe and Tim Wieskötter won Olympic gold in the K-2 500m race at the Summer Olympics in Athens, 2004 (© Foto: Eberhard Thonfeld)
    Das Luftschiffhafenareal. Im Vordergrund das Kanu-Zentrum, dahinter die Leichtathletik- und Schwimmhalle, die MBS-Arena und das Stadion. Im Hintergrund befinden sich die Gebäude des Kongresshotels Potsdam am Templiner See, 2015 - Luftschiffhafen, in the foreground: the canoeing centre, behind the athletics hall and swimming pool, MBS-Arena, and the stadium; in the background: the buildings of Kongresshotel Potsdam at lake Templiner See, 2015 (©
    © Dirk Laubner)
    Das Luftschiffhafenareal. Im Vordergrund das Kanu-Zentrum, dahinter die Leichtathletik- und Schwimmhalle, die MBS-Arena und das Stadion. Im Hintergrund befinden sich die Gebäude des Kongresshotels Potsdam am Templiner See, 2015 - Luftschiffhafen, in the foreground: the canoeing centre, behind the athletics hall and swimming pool, MBS-Arena, and the stadium; in the background: the buildings of Kongresshotel Potsdam at lake Templiner See, 2015 (© Foto: Dirk Laubner)
    Die Kanu-Gegenstromanlage, 1994 - Canoe racing counter-current pool, 1994 (©
    © Joachim Liebe)
    Die Kanu-Gegenstromanlage, 1994 - Canoe racing counter-current pool, 1994 (© Foto: Joachim Liebe)
    Der „Walk of Fame“ ehrt alle Potsdamer Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, im Hintergrund das Eingangsportal zum Luftschiffhafen, 2017 - The “Walk of Fame” honours all Olympic medal winners from Potsdam, in the background: the entrance to Luftschiffhafen, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Der „Walk of Fame“ ehrt alle Potsdamer Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, im Hintergrund das Eingangsportal zum Luftschiffhafen, 2017 - The “Walk of Fame” honours all Olympic medal winners from Potsdam, in the background: the entrance to Luftschiffhafen, 2017 (© Foto: Mathias Marx)

    Spitzen und Breitensport

    Ein europäisches Luftfahrtzentrum sollte am Nordwestufer des Templiner Sees entstehen. Doch stattdessen entwickelte sich der 1911 eingeweihte Luftschiffhafen in Potsdam zu einem nationalen Leistungssportzentrum mit weltweiter Ausstrahlung. Wo einst die berühmten Zeppeline starteten und landeten, entstand in den 1920er Jahren ein öffentlicher Land- und Wassersportplatz für Jedermann. Gleichzeitig war er der zentrale städtische Gedenkort für die 1.664 im Ersten Weltkrieg gefallenen Potsdamer. Das bis heute existierende Eingangstor erhielt den Schriftzug „Sportplatz Luftschiffhafen“.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten Leistungssportlerinnen und -sportler des hier beheimateten Armeesportklubs (ASK) das Areal als Trainingsgelände. Nach und nach entstanden moderne Anlagen wie eine Turn-, Leichtathletikund Schwimmhalle sowie die bereits 1983 gebaute und damals weltweit einzigartige Kanu-Gegenstromanlage.

    Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 war die Zukunft des Geländes zunächst offen. Doch mit der Übernahme des Areals von der Landeshauptstadt Potsdam und der Gründung des Olympischen Sportclubs Potsdam Luftschiffhafen e. V. (OSC Potsdam) konnte die erfolgreiche Tradition erhalten werden. Seit 1991 sind hier neben der Eliteschule des Sports „Friedrich-Ludwig-Jahn“ und zahlreichen Freizeitsportanlagen vor allem der Olympiastützpunkt für Kanu-Rennsport, Rudern, Leichtathletik, Schwimmen und Ringen beheimatet. Die sportliche Bilanz ist beeindruckend. Seit 1960 standen mehr als 70 mal Sportlerinnen und Sportler aus Potsdam auf dem obersten Treppchen bei Olympischen Sommer- und Winterspielen.

     

    High-Performance and Popular Sport

    A European aviation centre was to be built on the north-western shore of lake Templiner See. But instead, the Potsdam Luftschiffhafen (airship port) – inaugurated in 1911 – became a world-renowned national competitive sports centre. Where the famous Zeppelins had once taken off and landed, a public land and water sports facility was created in the 1920s. At the same time, it served as the city’s central memorial for the 1,664 soldiers from Potsdam who died during World War I. The still-existent entrance gate received the name plate “Sportplatz Luftschiffhafen”.

    After World War II, athletes of the resident army sports club (ASK) used the area as a training ground. Over the years, modern facilities such as a gym, athletics hall, and swimming pool were built as well as a canoe counter-current pool in 1983, which was the only one of its kind in the world.

    After German reunification in 1990, the site’s future was initially in limbo. But once the state capital Potsdam took over the area and the Olympic Sports Club Potsdam Luftschiffhafen e. V. (OSC Potsdam) had been founded, the site’s successful tradition could be continued. Since 1991, it has been home to the Olympic training centre for canoe racing, rowing, athletics, swimming and wrestling as well as the elite Friedrich-Ludwig-Jahn sports school and numerous recreational sports facilities. The list of athletic results is impressive. Since 1960, over 70 athletes from Potsdam have received gold medals at the Summer and Winter Olympics.

    Barock und Moderne - Baroque and Modernity

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    Blick über den Neuen Markt. Links das Gebäude der Waage, das bis in die 1970er Jahre als solche diente. Seit 1995 befindet sich darin ein Restaurant. Rechts die noch unsanierte frühklassizistische Fassade des Kutschstalls, 1999 - View across Neuer Markt; on the left: the building “Waage”, which served as a weighing house until the 1970s and has been a restaurant since 1995. On the right: the unrenovated early-classicist façade of Kutschstall, 1999 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Ulf Böttcher)
    Blick über den Neuen Markt. Links das Gebäude der Waage, das bis in die 1970er Jahre als solche diente. Seit 1995 befindet sich darin ein Restaurant. Rechts die noch unsanierte frühklassizistische Fassade des Kutschstalls, 1999 - View across Neuer Markt; on the left: the building “Waage”, which served as a weighing house until the 1970s and has been a restaurant since 1995. On the right: the unrenovated early-classicist façade of Kutschstall, 1999 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Ulf Böttcher)
    Das Eckhaus Am Neuen Markt 1 / Schwertfegerstraße vor der Restaurierung, 1999 - Corner building Am Neuen Markt 1 / Schwertfegerstrasse before restauration, 1999 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Ulf Böttcher)
    Das Eckhaus Am Neuen Markt 1 / Schwertfegerstraße vor der Restaurierung, 1999 - Corner building Am Neuen Markt 1 / Schwertfegerstrasse before restauration, 1999 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Ulf Böttcher)
    Das Eckhaus Am Neuen Markt 1 / Schwertfegerstraße nach der Restaurierung. Hier hat heute das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) seinen Sitz, 2017 - The corner building Am Neuen Markt 1 / Schwertfegerstrasse after renovation; now the main building of the Centre for Contemporary History (ZZF), 2017 (©
    © Johannes Leicht)
    Das Eckhaus Am Neuen Markt 1 / Schwertfegerstraße nach der Restaurierung. Hier hat heute das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) seinen Sitz, 2017 - The corner building Am Neuen Markt 1 / Schwertfegerstrasse after renovation; now the main building of the Centre for Contemporary History (ZZF), 2017 (© Foto: Johannes Leicht)
    Veranstaltungen wie der Polnische Weihnachtsmarkt im Kutschstallhof locken zahlreiche Gäste zum Neuen Markt, 2015 - Events like the Polish Christmas market in Kutschstallhof at Neuer Markt attract many visitors, 2015 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Ulf Böttcher)
    Veranstaltungen wie der Polnische Weihnachtsmarkt im Kutschstallhof locken zahlreiche Gäste zum Neuen Markt, 2015 - Events like the Polish Christmas market in Kutschstallhof at Neuer Markt attract many visitors, 2015 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Ulf Böttcher)
    Die Baulücke des Grundstücks Am Neuen Markt 5, 1991 - The empty site on the premises Am Neuen Markt 5, 1991 (©
    © Thoas Töpfer)
    Die Baulücke des Grundstücks Am Neuen Markt 5, 1991 - The empty site on the premises Am Neuen Markt 5, 1991 (© Foto: Thoas Töpfer)
    Das neu gebaute Wohnhaus Am Neuen Markt 5 verbindet Barock und Moderne, 2017 - The new building Am Neuen Markt 5 combines baroque and modern elements, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Das neu gebaute Wohnhaus Am Neuen Markt 5 verbindet Barock und Moderne, 2017 - The new building Am Neuen Markt 5 combines baroque and modern elements, 2017 (© Foto: Mathias Marx)

    Ein geisteswissenschaftliches Zentrum

    Das Haus Am Neuen Markt 5 war das einzige Gebäude des barocken Platzes, das im Zweiten Weltkrieg von einer Fliegerbombe zerstört wurde. Über Jahrzehnte klaffte an dieser Stelle eine Lücke. Erst Ende der 1990er Jahre wurde der Platz umfassend saniert und 2002 die Lücke nach einem Architekturwettbewerb mit dem neu errichteten Gebäude Am Neuen Markt 5 wieder annähernd geschlossen. Der moderne Neubau zitiert die Architektur der nach italienischem Vorbild entworfenen Fassade des ursprünglichen Gebäudes aus dem Jahr 1755.

    Heute zählt der Neue Markt nicht nur zu den schönsten Plätzen Potsdams, sondern auch zu den am besten erhaltenen Barockplätzen in Europa. In den unter König Friedrich II. im 18. Jahrhundert hier errichteten repräsentativen Bürgerhäusern befinden sich heute geisteswissenschaftliche Institutionen wie das Zentrum für Zeithistorische Forschung, das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und das Einstein Forum.

    Ergänzt wird das Ensemble durch das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im restaurierten Kutschstall. Das markanteste und größte Gebäude an der Westseite des Platzes beherbergte noch Anfang der 1990er Jahre einen Obst- und Gemüsehandel mit Tankstelle, einen Antiquitätenmarkt und kurzzeitig auch eine wilde Kneipe. Das Land Brandenburg übernahm den Kutschstall 1997 als Eigentümer vom Bund. Seit Dezember 2003 bietet die ständige Ausstellung in dem grundsanierten Gebäude eine erlebnisreiche Reise durch 900 Jahre brandenburgisch-preußische Landesgeschichte.

     

    A Centre for Humanities

    The house Am Neuen Markt 5 was the only building on the baroque square destroyed by a bomb in World War II. For decades, the lot where it had stood remained vacant. Only at the end of the 1990s was the square extensively renovated. Following an architectural competition, the gap was closed with the new building Am Neuen Markt 5 in 2002. The new modern building alludes to the original building’s Italian-style façade from 1755.

    Today, Neuer Markt is not only one of Potsdam's most beautiful squares but also one of the best preserved Baroque squares in Europe. The representative townhouses built in the 18th century under King Frederick II are now home to humanities research institutions such as the Centre for Contemporary History, the Moses Mendelssohn Centre for European-Jewish Studies, the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences, and the Einstein Forum.

    The ensemble is supplemented by the House of Brandenburg-Prussian History in the restored “Kutschstall” building. In the early 1990s, the most striking and largest building on the western side of the square was still home to a fruit and vegetable shop with a petrol station, an antique market and, for a short time, a rowdy pub. The state of Brandenburg took over ownership of Kutschstall in 1997 from the federal government. Since December 2003, the permanent exhibition in the refurbished building offers an eventful journey through 900 years of Brandenburg-Prussian history.

    Potsdam geht baden - Potsdam Goes Swimming

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    Das „blu“ am Fuße des Brauhausbergs, 2017 - “blu” at the foot of Brauhausberg, 2017 (© Stadtwerke Potsdam,
    © Matthias Baumbach)
    Das „blu“ am Fuße des Brauhausbergs, 2017 - “blu” at the foot of Brauhausberg, 2017 (© Stadtwerke Potsdam, Foto: Matthias Baumbach)
    1.000 Rosen vor der Schwimmhalle am Brauhausberg, 2004 - 1,000 roses in front of the public swimming pool at Brauhausberg, 2004 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    1.000 Rosen vor der Schwimmhalle am Brauhausberg, 2004 - 1,000 roses in front of the public swimming pool at Brauhausberg, 2004 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Das bekannte Wandbild aus der alten Schwimmhalle über dem Nichtschwimmerbecken wurde für das „blu“ neu gestaltet, 2017 - The well-known mural in the old swimming pool above the non-swimmer pool got a fresh design for “blu”, 2017 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Das bekannte Wandbild aus der alten Schwimmhalle über dem Nichtschwimmerbecken wurde für das „blu“ neu gestaltet, 2017 - The well-known mural in the old swimming pool above the non-swimmer pool got a fresh design for “blu”, 2017 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Das 35 Quadratmeter große Mosaik zählt fast 5.000 Einzelteile, 2017 -  The 35-m2 mosaic consists of almost 5,000 pieces, 2017 (© Stadtwerke Potsdam,
    © Stefan Gloede)
    Das 35 Quadratmeter große Mosaik zählt fast 5.000 Einzelteile, 2017 - The 35-m2 mosaic consists of almost 5,000 pieces, 2017 (© Stadtwerke Potsdam, Foto: Stefan Gloede)
    Blick über die Baustelle des „blu“, die alte Schwimmhalle, das frühere Terrassenrestaurant Minsk und den ehemaligen Landtag, im Hintergrund die neuen Gebäude der Speicherstadt an der Havel, 2016 - The “blu” construction site, the old swimming pool, the former restaurant Minsk, and the former city parliament building, in the background: the new buildings of Speicherstadt at the river Havel, 2016 (© Stadtwerke Potsdam,
    © Stefan Gloede)
    Blick über die Baustelle des „blu“, die alte Schwimmhalle, das frühere Terrassenrestaurant Minsk und den ehemaligen Landtag, im Hintergrund die neuen Gebäude der Speicherstadt an der Havel, 2016 - The “blu” construction site, the old swimming pool, the former restaurant Minsk, and the former city parliament building, in the background: the new buildings of Speicherstadt at the river Havel, 2016 (© Stadtwerke Potsdam, Foto: Stefan Gloede)
    Das für die alte Schwimmhalle erschaffene Metallrelief „Badende“ des Potsdamer Künstlers Werner Nerlich ziert jetzt die Rückseite des „blu“, 2017 - The metal relief “Badende” created by the Potsdam artist Werner Nerlich for the old swimming pool now decorates the back of the “blu” building, 2017 (©
    © Johannes Leicht)
    Das für die alte Schwimmhalle erschaffene Metallrelief „Badende“ des Potsdamer Künstlers Werner Nerlich ziert jetzt die Rückseite des „blu“, 2017 - The metal relief “Badende” created by the Potsdam artist Werner Nerlich for the old swimming pool now decorates the back of the “blu” building, 2017 (© Foto: Johannes Leicht)

    Schwimmbad nach Bürgerbefragung

    Eintausend Rosen mussten umziehen. Die Bürgerinnen und Bürger der Partnerstadt Bonn hatten zum tausendjährigen Stadtjubiläum 1993 den Potsdamerinnen und Potsdamern diese Rosen geschenkt. Bis 2005 erblühten sie Jahr für Jahr vor der alten Schwimmhalle. Doch als Mitarbeitende des Kampfmittelbeseitigungsdienstes das Baufeld des neuen Schwimmbads nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg absuchten, mussten sie weichen. Zunächst fanden sie in der Russischen Kolonie Alexandrowka Platz. Heute blühen die meisten auf der Freundschaftsinsel.

    Über Jahre hinweg prägten leidenschaftlich geführte Debatten über Architektur und Standort eines neuen Schwimmbads, das die 1971 eröffnete Schwimmhalle am Brauhausberg ersetzen sollte, die Potsdamer Öffentlichkeit. Der futuristisch anmutende, aber letztlich nicht finanzierbare Entwurf des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer bildete eine Zäsur in der Diskussion.

    Eine Bürgerbefragung im Mai 2012 brachte letztlich ein klares Votum für ein neues Bad am alten Standort. In dessen Vorbereitung hatten 250 interessierte Bürgerinnen und Bürger, Verwaltung und Politik in einem offenen Werkstattverfahren vier mögliche Varianten erarbeitet, die zur Wahl gestellt wurden. Etwa 70.000 Einwohnerinnen und Einwohner beteiligten sich an der Abstimmung. Zwei Drittel davon entschieden sich für einen Neubau am Brauhausberg. Diesem Votum folgten die Stadtgremien. Doch es vergingen noch einmal mehr als fünf Jahre, bis das neue blu – Das Sport- und Freizeitbad direkt neben der alten Schwimmhalle im Juni 2017 erstmals seine Türen öffnete.

     

    A Public Swimming Pool following Citizens’ Survey

    One thousand roses had to be moved. The citizens of Potsdam’s twin city Bonn had donated them for Potsdam’s millennium anniversary in 1993. Until 2005, they blossomed every year in front of the old public swimming pool, but when employees of the explosive ordnance disposal service searched the construction site of the new swimming pool for unexploded duds from World War II, the roses had to yield. They were first taken to the Russian Colony Alexandrovka but most are now blooming on the Havel island Freundschaftsinsel.

    For years, Potsdam’s citizens had a passionate debate on the architecture and location of a new public swimming pool to replace the old one from 1971 at Brauhausberg. The futuristic but financially unfeasible design from Brazilian star architect Oscar Niemeyer was a turning point in the discussion.

    A survey of citizens in May 2012 finally resulted in a clear decision for a new public swimming pool at the old location. 250 interested citizens, administrators, and political stakeholders prepared four alternatives in an open workshop. Of the approximately 70,000 residents who voted, two thirds opted for a new building at Brauhausberg, and the city council followed this vote. It took another five years, however, before the new blu - Sports and Leisure Pool opened its doors beside the old swimming pool in June 2017.

    Dialog statt Mauern - Dialogue - Not Walls

    english

    Die beiden Dialogskulpturen „Arc de Potsdam“ von Gregori Anatchkov und „Bewegung“ von Hartmut Renner an der Ecke Berliner Straße/Am Kanal, 1993 - The two sculptures “Arc de Potsdam” by Gregori Anatchkov and “Bewegung”
    © Galerie Sperl
    Die beiden Dialogskulpturen „Arc de Potsdam“ von Gregori Anatchkov und „Bewegung“ von Hartmut Renner an der Ecke Berliner Straße/Am Kanal, 1993 - The two sculptures “Arc de Potsdam” by Gregori Anatchkov and “Bewegung” (© Galerie Sperl)
    Die Dialogskulpturen „ohne Titel“ von Cornelia Weihe und „Dialog mit Jägertor“ von Markan Christensen auf dem Grünstreifen der Hegelallee. Beide stehen heute nicht mehr, 1993 - The sculptures “ohne Titel” by Cornelia Weihe and “Dialog mit Jägertor” by Markan Christensen on the green lane in the middle of Hegelallee, neither remain, 1993 (© Galerie Sperl,
    © Dietmar Horn)
    Die Dialogskulpturen „ohne Titel“ von Cornelia Weihe und „Dialog mit Jägertor“ von Markan Christensen auf dem Grünstreifen der Hegelallee. Beide stehen heute nicht mehr, 1993 - The sculptures “ohne Titel” by Cornelia Weihe and “Dialog mit Jägertor” by Markan Christensen on the green lane in the middle of Hegelallee, neither remain, 1993 (© Galerie Sperl, Foto: Dietmar Horn)
    Auf dem Bassinplatz standen die Skulptur „ohne Titel“ von Hartmut Stielow und im Hintergrund in Stahlblau die Skulptur „Dialog M.Z.“ von Margot Zanstra. Beide stehen heute nicht mehr, 1993 - The sculpture “ohne Titel” by Hartmut Stielow and, in the background, the metal sculpture “Dialog M.Z” by Margot Zanstra stood on Bassinplatz, neither remain, 1993
    © Galerie Sperl
    Auf dem Bassinplatz standen die Skulptur „ohne Titel“ von Hartmut Stielow und im Hintergrund in Stahlblau die Skulptur „Dialog M.Z.“ von Margot Zanstra. Beide stehen heute nicht mehr, 1993 - The sculpture “ohne Titel” by Hartmut Stielow and, in the background, the metal sculpture “Dialog M.Z” by Margot Zanstra stood on Bassinplatz, neither remain, 1993 (© Galerie Sperl)
    Aufbau der Granit-Edelstahl-Skulptur „Dialog 1992/1993“ durch den Künstler Udo G. Cordes, 1993 - Artist Udo G. Cordes sets up his granite-stainless steel sculpture “Dialog 1992/1993”, 1993 (©
    © Anke Zeisler)
    Aufbau der Granit-Edelstahl-Skulptur „Dialog 1992/1993“ durch den Künstler Udo G. Cordes, 1993 - Artist Udo G. Cordes sets up his granite-stainless steel sculpture “Dialog 1992/1993”, 1993 (© Foto: Anke Zeisler)
    „Dialogue Constructiviste“ von Garry Faïf, das nicht mehr vorhandene Gegenüber zur Granit-Edelstahl-Skulptur „Dialog 1992/1993“ von Udo G. Cordes auf der anderen Seite der Breiten Straße, 1993 - “Dialogue Constructiviste” by Garry Faïf, the non-longer standing counterpart of the granite-stainless steel sculpture “Dialog 1992/1993” by Udo G. Cordes on the other side of Breite Strasse, 1993 (©
    © Galerie Sperl)
    „Dialogue Constructiviste“ von Garry Faïf, das nicht mehr vorhandene Gegenüber zur Granit-Edelstahl-Skulptur „Dialog 1992/1993“ von Udo G. Cordes auf der anderen Seite der Breiten Straße, 1993 - “Dialogue Constructiviste” by Garry Faïf, the non-longer standing counterpart of the granite-stainless steel sculpture “Dialog 1992/1993” by Udo G. Cordes on the other side of Breite Strasse, 1993 (© Foto: Galerie Sperl)
    Die beiden Granitskulpturen von Janez Lenassi und Klaus Müller-Klug auf der Hegelpromenade, nahe des Jägertores, erhielten mit deren Sanierung 2010 einen neuen Standort, 2017 - After being refurbished in 2010, the two granite sculptures by Janez Lenassi and Klaus Müller-Klug on Hegelpromenade near Jägertor were moved to a new location. (©
    © Mathias Marx)
    Die beiden Granitskulpturen von Janez Lenassi und Klaus Müller-Klug auf der Hegelpromenade, nahe des Jägertores, erhielten mit deren Sanierung 2010 einen neuen Standort, 2017 - After being refurbished in 2010, the two granite sculptures by Janez Lenassi and Klaus Müller-Klug on Hegelpromenade near Jägertor were moved to a new location. (© Foto: Mathias Marx)

    Zehn aus Europa

    Nur fünf der einstmalig zehn Skulpturen stehen noch. Doch der ursprüngliche Gedanke der Kunstaktion „Zehn aus Europa für Potsdam – Prozess und Dialog“ ist nach wie vor aktuell. Anlässlich des 1000-jährigen Stadtjubiläums 1993 wurden an fünf verschiedenen Orten in Potsdam fünf Dialogskulpturen aufgestellt. Fünf Künstler aus dem wiedervereinigten Deutschland traten 1992 in einen Gestaltungsprozess mit fünf Künstlern aus Dänemark, Frankreich, Georgien, Niederlanden und Slowenien. Jeweils zwei Bildhauer wagten den Versuch, sich künstlerisch mit innerstädtischen Situationen auseinanderzusetzen und diese im Dialog miteinander zu gestalten.

    Entstanden sind fünf Paarkonstellationen, von denen einige bis heute entlang der ehemaligen Stadtgrenze der Zweiten Barocken Stadterweiterung und in der Nähe der noch vorhandenen Stadttore zu finden sind. Ganz bewusst spielte das internationale Bildhauerprojekt mit dem doppeldeutigen Charakter von Stadttoren. Die Skulpturen grenzen nicht ab, sondern plädieren für ein sichtbares Bekenntnis Potsdams als weltoffene und fest in Europa verankerte Stadt.

    Die streitbare Kunstaktion betonte zugleich das Spannungsfeld zwischen einer modernen Landeshauptstadt und der gleichzeitigen Verpflichtung, das kulturelle Erbe zu bewahren. Gerade vor dem Hintergrund eines sich rasant ändernden Stadtbildes müssen sich Geschichte, Kunst, Kultur und Architektur im öffentlichen Stadtraum aus verschiedenen Zeiten immer wieder aufs Neue dem Dialog stellen.

    1. Cornelia Weihe „ohne Titel“
    2. Markan Christensen „Dialog mit Jägertor“
    3. Klaus Müller-Klug „ohne Titel“
    4. Janez Lenassi „ohne Titel“
    5. Hartmut Stielow „ohne Titel“
    6. Margot Zanstra „Dialog M.Z.“
    7. Gregori Anatchkov „Arc de Potsdam“
    8. Hartmut Renner „Bewegung“
    9. Udo G. Cordes „Dialog 1992/1993“
    10. Garry Faïf „Dialogue Constructiviste“


     

    Ten from Europe

    Only five of the former 10 sculptures remain. The original idea of the art project "Ten from Europe for Potsdam – Process and Dialogue" is nevertheless still up to date. On the occasion of the city’s millennium anniversary in 1993, five dialogue sculptures were set up at five locations in Potsdam. Five artists from reunified Germany entered a creative process in 1992 with five artists from Denmark, France, Georgia, the Netherlands, and Slovenia. Two sculptors tried to artistically address situations in the city and to develop designs in dialogue with each other.

    The result were five pairs of sculptures, some of which are still standing along the former city boundary of the second baroque city extension and near the remaining city gates. The international statuary project consciously played with the ambiguous character of city gates. The sculptures do not establish a border but do advocate for a visible commitment of Potsdam as a cosmopolitan city firmly anchored in Europe.

    The controversial art project also emphasized conflicting aspects of a modern state capital and the obligation to preserve cultural heritage. Especially given that the cityscape is rapidly changing, history, art, culture, and architecture in public urban space from various periods have to repeatedly be placed in dialogue.

    1. Cornelia Weihe “ohne Titel”
    2. Markan Christensen “Dialog mit Jägertor”
    3. Klaus Müller-Klug “ohne Titel”
    4. Janez Lenassi “ohne Titel”
    5. Hartmut Stielow “„ohne Titel”
    6. Margot Zanstra “Dialog M.Z.”
    7. Gregori Anatchkov “Arc de Potsdam”
    8. Hartmut Renner “Bewegung”
    9. Udo G. Cordes “Dialog 1992/1993”
    10. Garry Faïf “Dialogue Constructiviste”

    Heißer Herbst 1993 - Hot Autumn 1993

    Das Heizkraftwerk Potsdam-Süd versorgt die Stadt mit Strom und Wärme.  (©
    © Mathias Marx)
    Das Heizkraftwerk Potsdam-Süd versorgt die Stadt mit Strom und Wärme. (© Foto: Mathias Marx)
    Lausitzer Kohlekumpels verbarrikadieren den Eingang zum Rathaus, 1993 - Lausitz coal miners barricade the entrance to the town hall, 1993 (©
    © Joachim Liebe)
    Lausitzer Kohlekumpels verbarrikadieren den Eingang zum Rathaus, 1993 - Lausitz coal miners barricade the entrance to the town hall, 1993 (© Foto: Joachim Liebe)
    Blick in den Leitstand des Heizkraftwerks Potsdam-Süd. Hier wird die Verteilung von Strom, Erdgas, Fernwärme und Wasser zentral gesteuert, 2016 - View of the control room of the cogeneration plant Potsdam-Süd, where the distribution of electricity, gas, district heat, and water is centrally controlled, 2016 (© Stadtwerke Potsdam,
    © Beate Wätzel)
    Blick in den Leitstand des Heizkraftwerks Potsdam-Süd. Hier wird die Verteilung von Strom, Erdgas, Fernwärme und Wasser zentral gesteuert, 2016 - View of the control room of the cogeneration plant Potsdam-Süd, where the distribution of electricity, gas, district heat, and water is centrally controlled, 2016 (© Stadtwerke Potsdam, Foto: Beate Wätzel)
    Unweit des Bahnhofs Charlottenburg sind auf dem Areal des ehemaligen Kohleheizkraftwerks Nord mehr als 100 neue Wohnungen entstanden, 2017 - Over 100 new flats were built near Charlottenhof on the site of the former coal-fired power plant Nord, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Unweit des Bahnhofs Charlottenburg sind auf dem Areal des ehemaligen Kohleheizkraftwerks Nord mehr als 100 neue Wohnungen entstanden, 2017 - Over 100 new flats were built near Charlottenhof on the site of the former coal-fired power plant Nord, 2017 (© Foto: Mathias Marx)
    Das 1994 stillgelegte Kohleheizkraftwerk Nord in der Zeppelinstraße, 1995 - The coal-fired power plant Nord in Zeppelinstrasse, 1995 (© Stadtwerke Potsdam,
    © Gerald Wood)
    Das 1994 stillgelegte Kohleheizkraftwerk Nord in der Zeppelinstraße, 1995 - The coal-fired power plant Nord in Zeppelinstrasse, 1995 (© Stadtwerke Potsdam, Foto: Gerald Wood)

    englisch

    Energie für Potsdam

    Den Eingang zum Rathaus hatten die Lausitzer Kohlekumpel mit Briketts verbarrikadiert. Hunderte von ihnen kamen im Herbst 1993 nach Potsdam, um gegen die Pläne zum Bau eines neuen Gaskraftwerkes anstelle der Verwendung heimischer Braunkohle zu demonstrieren. Sie belagerten das Rathaus und hielten mit brennenden Fackeln Mahnwachen ab. Die Frage über den zukünftigen Energieträger – Braunkohle oder Erdgas – wurde politisch heiß debattiert. Die Stadtverordneten votierten am 20. Oktober 1993 in geheimer Abstimmung mit 64 zu 32 Stimmen für die Erdgasvariante. Dafür sprachen nicht nur die nur halb so hohen Baukosten.

    Das Gaskraftwerk arbeitet auch viel sauberer. Die Kohlendioxid-Emissionen sanken  seit Eröffnung 1995 drastisch und betragen heute nur noch 25 Prozent des damaligen Wertes. Auch der Ausstoß von Rußpartikeln ist erheblich geringer. Das Heizkraftwerk Potsdam-Süd produziert aktuell etwa 90 Prozent des Strom- und 95 Prozent des Fernwärmebedarfs der Stadt. Der Wirkungsgrad der Anlage, also die Energieausnutzung des Brennstoffes, liegt bei circa 88 Prozent.

    Im Jahr 2015 wurde das Heizkraftwerk Potsdam-Süd um einen neuen oberirdischen Wärmespeicher erweitert. „Potsdams größte Thermoskanne“ kann die Stadt etwa 60 Stunden lang mit Wärme versorgen, ohne dass das Kraftwerk läuft. So kann dessen Betrieb zum Beispiel im Sommer für bis zu drei Tage unterbrochen werden. Das heiße Wasser für das Fernwärmenetz kommt dann direkt aus dem riesigen Kessel. Der 48 Meter hohe Thermobehälter ist einer der größten in Deutschland.


     

    Energy for Potsdam

    The Lausitz coal miners had barricaded the entrance to the town hall with briquettes. Hundreds of them came to Potsdam in autumn 1993 to protest against plans for a new gas-fired power plant, which was to replace domestic lignite. They besieged the town hall and held vigils with burning torches. The question of the future fuel – lignite or natural gas – led to an intense political debate. On 20 October 1993, the city council voted by secret ballot 64 to 32 in favour of natural gas. The reason was not only the 50% lower construction costs.

    The gas power plant is also much cleaner. Since its opening in 1995, the CO2-emissions have decreased and are only 25% of the past value. The emission of soot particles is considerably lower as well. The Potsdam-Süd power plant currently produces about 90% of the city’s electricity and 95% of the district heat. The efficiency of the system – i.e. the energy utilization of the fuel – is about 88%.

    In 2015, the Potsdam-Süd cogeneration plant was extended by a new above-ground heat accumulator. “Potsdam's biggest Thermos” can supply the city with heat for about 60 hours without the power station running. Its operation can be interrupted in the summer, for example, for up to three days. The hot water for the district heating network then comes directly from the huge boiler. The 48-metre thermal container is one of Germany’s largest.

    22. September - 22 September

    english

    Metallschrott vor der Zichorienmühle, dem ältesten Bauwerk der Schiffbauergasse, 2001 - Metal scrap in front of the Zichorienmühle (Chicory Mill), the oldest building in Schiffbauergasse, 2001 (©
    © Thoas Töpfer)
    Metallschrott vor der Zichorienmühle, dem ältesten Bauwerk der Schiffbauergasse, 2001 - Metal scrap in front of the Zichorienmühle (Chicory Mill), the oldest building in Schiffbauergasse, 2001 (© Foto: Thoas Töpfer)
    Abrissarbeiten in der Schiffbauergasse: Links der heute im Sommer als Freiluftbühne genutzte Gasometer. Ganz rechts befindet sich der ehemalige Koksseparator des Gaswerks, heute der Deutschlandsitz der Firma Oracle, 2001 - Demolition in Schiffbauergasse: on the left: the gasometer that is used today as an open-air stage in summer, on far right: the former coke gas separator – today, the German headquarters of Oracle, 2001 (©
    © Joachim Liebe)
    Abrissarbeiten in der Schiffbauergasse: Links der heute im Sommer als Freiluftbühne genutzte Gasometer. Ganz rechts befindet sich der ehemalige Koksseparator des Gaswerks, heute der Deutschlandsitz der Firma Oracle, 2001 - Demolition in Schiffbauergasse: on the left: the gasometer that is used today as an open-air stage in summer, on far right: the former coke gas separator – today, the German headquarters of Oracle, 2001 (© Foto: Joachim Liebe)
     
    Die gewaltsame Räumung der Tanzfabrik in der Gutenbergstraße, 1993 - The forced evacuation of Tanzfabrik in Gutenbergstrasse, 1993 (©
    © Peter Rogge)
    Die gewaltsame Räumung der Tanzfabrik in der Gutenbergstraße, 1993 - The forced evacuation of Tanzfabrik in Gutenbergstrasse, 1993 (© Foto: Peter Rogge)
    „Stadt für eine Nacht“ in der Schiffbauergasse, 2012 - Cultural festival “Stadt für eine Nacht” in Schiffbauergasse, 2012 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Ulf Böttcher)
    „Stadt für eine Nacht“ in der Schiffbauergasse, 2012 - Cultural festival “Stadt für eine Nacht” in Schiffbauergasse, 2012 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Ulf Böttcher)
    Potsdamer Tanztage: „Intension Dialogues“ von Sara Shelton Mann, 2009 - Potsdamer Tanztage: “Intension Dialogues” by Sara Shelton Mann, 2009 (© fabrik Potsdam
    © Oliver Autumn)
    Potsdamer Tanztage: „Intension Dialogues“ von Sara Shelton Mann, 2009 - Potsdamer Tanztage: “Intension Dialogues” by Sara Shelton Mann, 2009 (© fabrik Potsdam Foto: Oliver Autumn)
    Abendstimmung vor dem Hans Otto Theater, 2006 - Hans Otto Theatre in its evening ambience, 2006 (©
    © Dieter Leistner)
    Abendstimmung vor dem Hans Otto Theater, 2006 - Hans Otto Theatre in its evening ambience, 2006 (© Foto: Dieter Leistner)

    Kunst und Kultur

    Am 22. September 1993 stand das Haus in der Gutenbergstraße 105 in Flammen. Der Dachstuhl brannte völlig aus. Der Brand war der traurige Höhepunkt einer Straßenschlacht zwischen Hausbesetzern und mehr als 100 Polizisten, die das Gebäude schließlich gewaltsam räumten. Dort hatten begeisterte Tänzer und Musiker der freien Kunstszene 1990 die Tanzfabrik gegründet. Seit 1991 organisieren sie als „Internationales Zentrum für Tanz und Bewegungskunst“ die bis heute weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten „Potsdamer Tanztage“.

    Nach der Privatisierung des Hauses und einer der schwersten Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Alternativkultur in der Stadt siedelte die Fabrik Potsdam in die Schiffbauergasse über. Das dortige Areal diente bis 1989 als Industrie- und Militärstandort. Streitkräfte der Sowjetunion und der DDR nutzten die Kasernengebäude. Erst 1994 verließen die letzten Truppen das Gelände, während das Gaswerk bereits 1990 nach fast 150 Jahren die Produktion eingestellt hatte. Einige alte Gebäude wurden abgerissen, andere saniert. Das verwahrloste Waschhaus zum Beispiel wurde bereits ab 1992 im Zuge einer Künstler-Hausbesetzung nach und nach zum Kunst- und Kulturraum ausgebaut.

    Am 22. September 2006, auf den Tag genau 13 Jahre nach der gewaltsamen Räumung der Tanzfabrik in der Gutenbergstraße, öffnete sich erstmals der Vorhang des neuen Hans Otto Theaters, das architektonisch an das Opernhaus in Sydney (Australien) erinnert. Es bildet heute das Wahrzeichen des Kunst- und Kulturquartiers Schiffbauergasse.

     

    Art and Culture

    On 22 September 1993, flames engulfed Gutenbergstrasse 105. The roof structure burned down completely. The fire was the sad culmination of a street fight between squatters and more than 100 police officers, who eventually vacated the building by force. Enthusiastic dancers and musicians from the independent arts scene had founded Tanzfabrik there in 1990. Since 1991, they had organized the still widely famous “Potsdamer Tanztage” under the auspices of the “International Centre for Dance and Movement Art”.

    Following the privatization of the building and one of the most serious clashes between police and members of the city’s alternative scene, fabrik Potsdam moved to Schiffbauergasse (Shipbuilder’s Lane), which had been used as an industrial and military location until 1989. Armed Soviet and GDR forces had used the barracks buildings. It was not until 1994 that the last troops left the site, while the gas factory had ceased production in 1990 after nearly 150 years. Some old buildings were demolished; others were renovated. The neglected Waschhaus, for example, had already become a place for arts and culture in 1992, after artists had squatted there.

    On 22 September 2006, exactly 13 years after the violent eviction of the Tanzfabrik in Gutenbergstrasse, the curtain of the new Hans Otto Theatre opened for the first time, a theatre architecturally reminiscent of the Sydney Opera House. Today, it is the landmark of the arts and cultural quarter Schiffbauergasse.

    Schöner Wohnen - Living More Comfortably

    english

    Nach der Komplettsanierung wurde die neue Stadtteilschule in Potsdam-Drewitz 2013 feierlich eröffnet. Sie beherbergt nicht nur die Grundschule, sondern auch den Drewitzer Stadtteiltreff als Begegnungszentrum, 2017 - After comprehensive refurbishment, the new district school in Potsdam-Drewitz was inaugurated in 2013. It is not only a primary school but also home to a meeting centre for Drewitz residents, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Nach der Komplettsanierung wurde die neue Stadtteilschule in Potsdam-Drewitz 2013 feierlich eröffnet. Sie beherbergt nicht nur die Grundschule, sondern auch den Drewitzer Stadtteiltreff als Begegnungszentrum, 2017 - After comprehensive refurbishment, the new district school in Potsdam-Drewitz was inaugurated in 2013. It is not only a primary school but also home to a meeting centre for Drewitz residents, 2017 (© Foto: Mathias Marx)
    Blick auf das Hochhaus „Stern-Plaza“ vor der Sanierung, 2012 - High-rise “Stern-Plaza” before renovation, 2012 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Ulf Böttcher)
    Blick auf das Hochhaus „Stern-Plaza“ vor der Sanierung, 2012 - High-rise “Stern-Plaza” before renovation, 2012 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Ulf Böttcher)
    Blick auf das Hochhaus „Stern-Plaza“ nach der Sanierung, 2014 - High-rise “Stern-Plaza” after renovation, 2014 (©
    © Adam Sevens)
    Blick auf das Hochhaus „Stern-Plaza“ nach der Sanierung, 2014 - High-rise “Stern-Plaza” after renovation, 2014 (© Foto: Adam Sevens)
    Blick von der Oskar-Meßter-Straße in die Konrad-Wolf-Allee vor der Sanierung, 2012 - View from Oskar-Meßter-Strasse onto Konrad-Wolf-Allee before renovation, 2012(© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Ulf Böttcher)
    Blick von der Oskar-Meßter-Straße in die Konrad-Wolf-Allee vor der Sanierung, 2012 - View from Oskar-Meßter-Strasse onto Konrad-Wolf-Allee before renovation, 2012(© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Ulf Böttcher)
    Blick von der Oskar-Meßter-Straße in die Konrad-Wolf-Allee nach der Sanierung, 2014 - View from Oskar-Meßter-Strasse onto Konrad-Wolf-Allee after renovation, 2014 (©
    © Adam Sevens)
    Blick von der Oskar-Meßter-Straße in die Konrad-Wolf-Allee nach der Sanierung, 2014 - View from Oskar-Meßter-Strasse onto Konrad-Wolf-Allee after renovation, 2014 (© Foto: Adam Sevens)

    Lebensqualität in der „Platte“

    Das letzte DDR-Neubaugebiet in Potsdam blieb unvollendet. Für etwa 13.000 Menschen sollte ab 1988 der Stadtteil Drewitz als eine Großwohnsiedlung in der Wohnungsbauserie 70 entstehen. Bis zur Friedlichen Revolution im Herbst 1989 war aber nur etwa die Hälfte der geplanten Plattenbauwohnungen fertig. Die letzten 95 Wohnungen wurden schließlich privat finanziert und Anfang 1991 als erste Eigentumswohnungen auf dem Gebiet der früheren DDR übergeben.

    Die Idee einer „Gartenstadt Drewitz“ entstand Anfang der 2000er Jahre zur Verbesserung der Lebensqualität im Stadtteil. Das Potsdamer Konzept wurde 2009 im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen auf der Grundlage von integrierten Stadtteilentwicklungskonzepten“ mit einer Silbermedaille gewürdigt. Die Jury empfahl die Umsetzung der umfassenden städtebaulichen, energetischen und verkehrstechnischen Modernisierungen unter Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner.

    Statt der mehrspurigen Konrad-Wolf-Allee lädt heute ein neu angelegter Stadtteilpark mit diversen Spielgeräten und zahlreichen Bänken zum Verweilen ein. Mehrere hundert Wohnungen sind bereits in dem emeinschaftsprojekt von Wohnungswirtschaft, den ansässigen Sozial- und Bildungsträgern sowie der Landeshauptstadt Potsdam saniert worden. Die Umgestaltung zur Gartenstadt wird bis 2025 abgeschlossen sein. Auch zusätzlicher Wohnraum soll entstehen. Zählte die Stadt Potsdam 1989 etwa 141.000 Einwohnerinnen und Einwohner, wächst sie nach einem Rückgang auf rund 127.000 im Jahr 1999 wieder rasant. Der 175.000ste Einwohner wurde Anfang November 2017 begrüßt.

     

    Quality of Life in “Slab” Houses

    The last GDR housing development project in Potsdam remained unfinished. Starting in 1988, the district Drewitz was to be built as a large housing estate for about 13,000 people. Until the Peaceful Revolution in autumn 1989, however, only about half of the planned residential blocks had been completed. The last 95 flats were eventually privately funded and handed over in early 1991 as the first freehold flats in the former GDR.

    The idea of a “Garden Town Drewitz” was developed in the early 2000s to improve quality of life in the district. The Potsdam concept was awarded a silver medal in 2009 as part of the federal competition “energetic renovation of large housing estates on the basis of integrated district development concepts”. The jury recommended the implementation of the comprehensive urban, energy, and traffic modernization with participation of local residents.

    Instead of the multi-lane Konrad-Wolf-Allee, a newly landscaped park with various playground facilities and numerous benches invite visitors to linger. Several hundred apartments have already been renovated within the joint project of the housing industry, local social and educational institutions, and the state capital Potsdam. The transformation into a garden town will be completed by 2025. Additional housing space will also be created. In 1989, the city of Potsdam had about 141,000 inhabitants. After dipping to about 127,000 in 1999, the population is growing rapidly. The 175,000th inhabitant was welcomed in early November 2017.

    Denk-mal neu - New Splendour for old Weavers’ Houses

    english

    Die Friedrichskirche auf dem Weberplatz, 2017 - Friedrichskirche on Weberplatz, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Die Friedrichskirche auf dem Weberplatz, 2017 - Friedrichskirche on Weberplatz, 2017 (© Foto: Mathias Marx)
    Das Areal der abgerissenen Bäckerei Heider in der Schornsteinfegergasse, 1993 - The site of the demolished bakery Heider in Schornsteinfegergasse, 1993 (©
    © Thoas Töpfer)
    Das Areal der abgerissenen Bäckerei Heider in der Schornsteinfegergasse, 1993 - The site of the demolished bakery Heider in Schornsteinfegergasse, 1993 (© Foto: Thoas Töpfer)
    Eine Häuserzeile in Alt Nowawes vor der Sanierung …, um 1991 - A row of houses in Alt Nowawes before renovation …, about 1991
    © Stadtkontor Babelsberg
    Eine Häuserzeile in Alt Nowawes vor der Sanierung …, um 1991 - A row of houses in Alt Nowawes before renovation …, about 1991 (© Stadtkontor Babelsberg)
    Eine Häuserzeile in Alt Nowawes nach der Sanierung, 2017 - A row of houses in Alt Nowawes after renovation, 2017 (©
    © Johannes Leicht)
    Eine Häuserzeile in Alt Nowawes nach der Sanierung, 2017 - A row of houses in Alt Nowawes after renovation, 2017 (© Foto: Johannes Leicht)
    Die Baustelle des neuen Gebäudekomplexes an der Schornsteinfegergasse, 1995 - Construction site of the new complex at Schornsteinfegergasse, 1995 (©
    © Hagen Immel)
    Die Baustelle des neuen Gebäudekomplexes an der Schornsteinfegergasse, 1995 - Construction site of the new complex at Schornsteinfegergasse, 1995 (© Foto: Hagen Immel)
    Das Foto zeigt die Musiker des Sinfonieorchesters Collegium musicum Potsdam 2016 vor der illuminierten Friedrichskirche auf dem Weberplatz in Babelsberg.
    © André Böhm)
    „Klassik am Weberplatz“ vor der illuminierten Friedrichskirche. Das Sinfonieorchester Collegium musicum Potsdam veranstaltet das Open-Air-Konzert seit zehn Jahren, 2016 - “Classical music on Weberplatz” in front of the illuminated Friedrichskirche; for 10 years, the symphony orchestra Collegium musicum Potsdam has hosted the open-air concert, 2016 (© Foto: André Böhm)

    Wohnen im Kiez

    Vor allem junge Familien mit Kindern wohnen in Babelsberg. Von mehr als 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern des Stadtteils sind fast ein Fünftel Kinder und Jugendliche. Babelsberg ist als Wohnort beliebter denn je. Das war nicht immer so. Nach der Wiedervereinigung entwickelten sich die Einwohnerzahlen des Kiezes nördlich und südlich der Bahntrasse zunächst rückläufig. Die das Stadtbild prägenden Weberhäuser standen zwar unter Denkmalschutz, präsentierten sich aber vielfach in erbärmlichem Zustand. Dennoch führte der unerlaubte Abriss der früheren Bäckerei Heider in der Karl-Liebknecht-Straße/Ecke Schornsteinfegergasse 1993 zu Protesten.

    Um die einzigartigen Siedlungshäuser zu sichern, erklärte die Landeshauptstadt Potsdam die Gebiete Babelsberg Nord (Weberviertel aus dem 18. Jahrhundert) und Süd (Gründerzeit-Kiez) im Sommer 1993 zu Sanierungsgebieten. Das „stille Herz von Babelsberg“, der Weberplatz, bildete das erste große Sanierungsvorhaben, unmittelbar gefolgt von der Karl-Liebknecht-Straße. Heute gehören die einstöckigen, kellerlosen Weberhäuschen zu den attraktivsten Wohngebäuden des Kiezes und zählen zu dessen unverwechselbaren Wahrzeichen.

    Durch die Initiierung von vier Baugemeinschaftsprojekten auf Brachflächen, wie der alten Brauerei, konnten auch Neubauvorhaben im historischen Kern realisiert werden. Neben vielen Investitionen privater Bauherren in die einzigartigen Gebäude unterstützten Bund, Land und Stadt den Erhalt der stadtbildprägenden Infrastruktur in Babelsberg mit circa 72,5 Millionen Euro an Fördermitteln – ein gemeinschaftliches Engagement, das sich gelohnt hat.

     

    Neighbourhood life

     

    Especially young families with children live in Babelsberg. Nearly one in five of the district’s over 10,000 inhabitants are children. Babelsberg is a very popular place to live, but that has not always been the case. After German reunification, the population in the neighbourhood north and south of the railway initially declined.

    Although the distinctive “Weavers’ Houses” had been listed as historical monuments, they often presented themselves in a dilapidated condition. The unauthorized demolition of the former bakery Heider at the corner of Karl-Liebknecht-Strasse and Schornsteinfegergasse in 1993 was nevertheless heavily criticized.

    In order to secure the unique houses, the state capital Potsdam declared the areas Babelsberg Nord (weaver district starting in the 18th century) and Süd (Gründerzeit neighbourhood) redevelopment areas in the summer of 1993. The “quiet heart of Babelsberg” – Weberplatz square – was the first large renovation project, followed by Karl-Liebknecht-Strasse. Today, the single-storey “Weavers’ Houses” are among the most attractive residential buildings in the district and among its unmistakable landmarks.

    The initiation of four joint construction projects on fallow land, such as the old brewery, also enabled the new constructions in the historic centre. In addition to many investments by private builders in the unique buildings, the Federation, the state of Brandenburg, and the city of Potsdam supported the preservation of the distinct cityscape in Babelsberg with subsidies of about €72.5 million – a worthwhile joint commitment.

    Film ab! - And Action!

    english

    Das Eingangstor zum Studio Babelsberg, 2017 - Entrance to Studio Babelsberg, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Das Eingangstor zum Studio Babelsberg, 2017 - Entrance to Studio Babelsberg, 2017 (© Foto: Mathias Marx)
    In der Babelsberger Filmkulisse „Berliner Straße“ wurde eine „falsche“ Berliner Mauer mitsamt Grenzübergang „Sonnenallee“ für den gleichnamigen Film gebaut, 1998 - A “fake” Berlin Wall including the checkpoint ”Sonnenallee” was built in the Babelsberg film backdrop “Berliner Strasse” for the film ”Sonnenallee”, 1998
    © Studio Babelsberg AG
    In der Babelsberger Filmkulisse „Berliner Straße“ wurde eine „falsche“ Berliner Mauer mitsamt Grenzübergang „Sonnenallee“ für den gleichnamigen Film gebaut, 1998 - A “fake” Berlin Wall including the checkpoint ”Sonnenallee” was built in the Babelsberg film backdrop “Berliner Strasse” for the film ”Sonnenallee”, 1998 (© Studio Babelsberg AG)
    Das im Jahr 2000 eröffnete Gebäude der heutigen Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, 2003 - The building of the Film University Babelsberg KONRAD WOLF opened in 2000, 2003 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Michael Lüder)
    Das im Jahr 2000 eröffnete Gebäude der heutigen Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, 2003 - The building of the Film University Babelsberg KONRAD WOLF opened in 2000, 2003 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Michael Lüder)
    Das Deutsche Filmorchester Babelsberg begleitet die Aufführung des Stummfilmklassikers „Metropolis“ im Innenhof des Brandenburger Landtags. Die Wurzeln des 1993 neu gegründeten Orchesters reichen bis zum „UFA-Sinfonieorchester“ zurück, das 1918 von der Universum Film AG (UFA) in Babelsberg gegründet wurde, 2016 - The German Film Orchestra Babelsberg accompanies the screening of the silent film classic “Metropolis” in the courtyard of the Brandenburg parliament building. (© Agentur manitours,
    © Sebastian Meister)
    Das Deutsche Filmorchester Babelsberg begleitet die Aufführung des Stummfilmklassikers „Metropolis“ im Innenhof des Brandenburger Landtags. Die Wurzeln des 1993 neu gegründeten Orchesters reichen bis zum „UFA-Sinfonieorchester“ zurück, das 1918 von der Universum Film AG (UFA) in Babelsberg gegründet wurde, 2016 - The German Film Orchestra Babelsberg accompanies the screening of the silent film classic “Metropolis” in the courtyard of the Brandenburg parliament building. (© Agentur manitours, Foto: Sebastian Meister)

    Medienstadt Babelsberg

    Der Film ist untrennbar mit Potsdam-Babelsberg verbunden. An diese erfolgreiche Tradition knüpften die 1946 gegründeten Studios der Deutschen Film AG (DEFA) mit Filmen wie dem in der DDR verbotenen Klassiker „Spur der Steine“ oder dem für einen Oscar nominierten Film „Jakob der Lügner“ an. Nach dem Fall der Mauer war die Zukunft der DEFA ungewiss. Der ehemals volkseigene Betrieb wurde privatisiert. Die Eigentümer wollten ein Babelsberger Hollywood erschaffen. Produziert wurden zunächst aber vor allem Fernsehserien.

    Erst mit neuen Investoren konnte das größte Filmstudio Europas in den 2000er Jahren als Dienstleister schließlich vermehrt große Produktionen anlocken. Renommierte Regisseure wie Tom Tykwer oder Andreas Dresen, aber auch Steven Spielberg und Quentin Tarantino drehen hier mit nationalen und internationalen Stars.

    Aus dem Schatten der Mauer trat 1989 auch die Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg, die zahlreiche Gebäude unmittelbar neben der Grenzlinie am Griebnitzsee nutzte. Als einzige bestehende Hochschule ging sie in Trägerschaft des Landes Brandenburg über, das 1994 den Neubau eines zentralen Lehr- und Studiogebäudes in direkter Nachbarschaft zu den traditionsreichen Studios beschloss. Die studentischen Arbeiten der heutigen Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF finden grenzübergreifend Resonanz. Die Filmuniversität bildet mit den Filmstudios, dem Filmpark Babelsberg, dem Sendezentrum des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), dem Deutschen Filmorchester Babelsberg, dem Deutschen Rundfunkmuseum, dem Deutschen Rundfunkarchiv sowie mehr als 120 kleineren Unternehmen die Medienstadt Babelsberg, die national und international einen ausgezeichneten Ruf genießt.

     

    Media City Babelsberg

    Film and Potsdam-Babelsberg are inextricable. This successful tradition was taken up by the studios of Deutsche Film AG (DEFA), which was founded in 1946, with films such as the classic “Spur der Steine” (Traces of Stones) banned in the GDR or the Oscar-nominated “Jakob der Lügner” (Jacob the Liar). After the fall of the Berlin Wall, the future of DEFA was uncertain. The former state-owned enterprise was eventually privatized. The owners wanted to create a ‘Babelsberg Hollywood’. Initially, they produced mainly TV series.

    Only with new investors was Europe's largest film studio eventually able to attract large productions in the 2000s. Renowned directors such as Tom Tykwer and Andreas Dresen as well as Steven Spielberg and Quentin Tarantino have shot here with national and international stars.

    The Academy for Film and Television “Konrad Wolf” in Potsdam-Babelsberg also stepped out of the shadow of the Wall in 1989, using numerous buildings near the former border at Lake Griebnitzsee. It was the only existent university that came under the aegis of the State of Brandenburg, which decided in 1994 to build a new central teaching and studio building in the immediate vicinity of the traditional studios. The works of students at today's Film University Babelsberg KONRAD WOLF are well-regarded in Germany and abroad. The Film University, the film studios, Filmpark Babelsberg, the broadcasting centre of Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), the German Film Orchestra Babelsberg, the German Radio Museum, the German Radio Archive, and over 120 smaller companies form the Media City Babelsberg, which enjoys an excellent reputation both nationally and internationally.

    Potsdamer Mitte - Potsdam’s City Centre

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    Kurzzeitige Visualisierung des Fortunaportals auf dem Alten Markt, 2000 - Momentary visualization of Fortuna Gate on Alter Markt, 2000 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Kurzzeitige Visualisierung des Fortunaportals auf dem Alten Markt, 2000 - Momentary visualization of Fortuna Gate on Alter Markt, 2000 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Panoramablick auf den Alten Markt: Von der Nikolaikirche über das provisorische Hans Otto Theater („Blechbüchse“) bis hin zum 1999 fertiggestellten Hauptbahnhof, 1999 - Panoramic view of Alter Markt: From St. Nicolas Church across the interim Hans Otto Theatre (“tin can”) to the main station finished in 1999, 1999 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Ulf Böttcher)
    Panoramablick auf den Alten Markt: Von der Nikolaikirche über das provisorische Hans Otto Theater („Blechbüchse“) bis hin zum 1999 fertiggestellten Hauptbahnhof, 1999 - Panoramic view of Alter Markt: From St. Nicolas Church across the interim Hans Otto Theatre (“tin can”) to the main station finished in 1999, 1999 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Ulf Böttcher)
    Der Alte Markt als Parkplatz, 1988 - The square Alte Markt as a parking place, 1988 (©
    © Walter Wawra)
    Der Alte Markt als Parkplatz, 1988 - The square Alte Markt as a parking place, 1988 (© Foto: Walter Wawra)
     
    Der Theaterrohbau kurz vor dem Abriss, 1991 - Shell of unfinished theatre building shortly before demolition, 1991 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Dirk Volkmann)
    Der Theaterrohbau kurz vor dem Abriss, 1991 - Shell of unfinished theatre building shortly before demolition, 1991 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Dirk Volkmann)
     
    Die freigelegten Fundamente des alten Stadtschlosses, 2009 - Excavated foundations of the old City Palace, 2009 (© Archäologie Manufaktur GmbH,
    © Maik Kubale)
    Die freigelegten Fundamente des alten Stadtschlosses, 2009 - Excavated foundations of the old City Palace, 2009 (© Archäologie Manufaktur GmbH, Foto: Maik Kubale)
    Baustelle Landtag Brandenburg, im Hintergrund das weitgehend entkernte heutige Bildungsforum Potsdam und die Baustelle des Potsdam Museums – Forum für Kunst und Geschichte im Alten Rathaus, 2011 - Construction site of the Brandenburg Landtag parliament building, in the background: the almost gutted building of today’s Education Forum Potsdam and the construction site of the Potsdam Museum – Forum for Art and History in the Old Town Hall, 2011 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Baustelle Landtag Brandenburg, im Hintergrund das weitgehend entkernte heutige Bildungsforum Potsdam und die Baustelle des Potsdam Museums – Forum für Kunst und Geschichte im Alten Rathaus, 2011 - Construction site of the Brandenburg Landtag parliament building, in the background: the almost gutted building of today’s Education Forum Potsdam and the construction site of the Potsdam Museum – Forum for Art and History in the Old Town Hall, 2011 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Die Anlehnung an die historische Knobelsdorff-Fassade konnte nur durch das bürgerschaftliche Engagement vieler Befürworter und eine Großspende des Unternehmers Hasso Plattner realisiert werden, 2013 - The façade according to Knobelsdorff’s historical design could only be executed thanks to the civic commitment of many supporters and a large donation of entrepreneur Hasso Plattner, 2013 (© Landeshauptstadt Potsdam,
    © Barbara Plate)
    Die Anlehnung an die historische Knobelsdorff-Fassade konnte nur durch das bürgerschaftliche Engagement vieler Befürworter und eine Großspende des Unternehmers Hasso Plattner realisiert werden, 2013 - The façade according to Knobelsdorff’s historical design could only be executed thanks to the civic commitment of many supporters and a large donation of entrepreneur Hasso Plattner, 2013 (© Landeshauptstadt Potsdam, Foto: Barbara Plate)
    Blick zum Obelisk auf dem Alten Markt, 2017 - View of the obelisk on Alter Markt, 2017 (©
    © Mathias Marx)
    Blick zum Obelisk auf dem Alten Markt, 2017 - View of the obelisk on Alter Markt, 2017 (© Foto: Mathias Marx)

    Von der Brache zur Stadtmitte

    Das Anfang der 2000er Jahre errichtete Fortuna-Portal war der erste sichtbare Schritt zum Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses, das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und dessen Ruine 1959/60 gesprengt wurde. Jahrzehntelang klaffte mitten im Stadtzentrum eine riesige Lücke. Mit einem Theaterneubau, dessen Grundstein am 1. September 1989 gelegt wurde, sollte bis zur 1000-Jahr-Feier 1993 die Zentrumsplanung aus den 1960er Jahren für den Alten Markt abgeschlossen werden.

    Nach der Friedlichen Revolution 1989 beschloss die im Mai 1990 frei gewählte Potsdamer Stadtverordnetenversammlung richtungsweisend die Wiederannäherung der Stadtmitte an das historisch gewachsene Stadtbild. Doch auch nach dem dafür notwendigen Abriss des Theaterrohbaus blieb der Alte Markt viele Jahre verwaist. Für den Wiederaufbau des Stadtschlosses fehlten noch ein Nutzungskonzept sowie die Finanzierung.

    In dieser Zeit begann die Diskussion über ein neues Parlamentsgebäude des Brandenburger Landtags als Ersatz für den maroden „Kreml“ auf dem Brauhausberg. Verschiedene Standorte waren im Gespräch. Klarheit brachten erst der Landtagsbeschluss für ein neues Gebäude auf dem historischen Grundriss des Stadtschlosses im Mai 2005 und die Befragung der Potsdamer Bürgerschaft im Dezember 2006: Von mehr als 56.000 Einwohnerinnen und Einwohnern votierten 42,8 Prozent für einen Parlamentssitz am Alten Markt. Nach vier Jahren Bauzeit wurde das Gebäude weitgehend in historischem Gewand am Ursprungsort neu errichtet und im Januar 2014 eröffnet. Mit den Gebäuden an der Alten Fahrt und den neuen Innenstadtquartieren ist der Alte Markt wieder die Potsdamer Stadtmitte.

     

    From Fallow Ground to City Centre

    Built in the early 2000s, Fortuna Gate was the first visible step towards rebuilding the Potsdam City Palace, which had been severely damaged during World War II; its ruins were razed in 1959/60. For decades, there was a large empty space in the middle of the city centre. With a new theatre building, which had its foundation stone ceremony on 1 September 1989, the plans for the city centre from the 1960s were supposed to have been completed for Alter Markt by the 1000th anniversary in 1993.

    After the Peaceful Revolution of 1989, the Potsdam City Council, which was freely elected in May 1990, decided to set a path of rapprochement regarding the city centre’s historical layout. But even after the necessary demolition of the theatre building shell, Alter Markt remained deserted for many years. The reconstruction of the City Palace still needed a utilization concept and funding.

    In this period, a debate began about a new building for the Brandenburg parliament as a replacement for the dilapidated “Kremlin” on Brauhausberg Hill. Various locations were under discussion. Clarity to the situation only came with a resolution of the state parliament regarding a new building on the historic site of the City Palace in May 2005 and a survey of Potsdam’s citizens in December 2006: Of over 56,000 inhabitants, 42.8% voted for Alter Markt. After four years of construction, the building was largely rebuilt according to the historical designs at its original location and was inaugurated in January 2014. With the buildings on the Alte Fahrt waterfront and the new urban quarters, Alter Markt is once again Potsdam's city centre.

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