Amtshaus Fahrland

„Das Amtshaus, ein relativ moderner Bau, auf dessen Entstehung wir zurückkommen, wirkt so nüchtern wie möglich. Die Stelle, auf der es steht, ist aber alter historischer Boden. Hier ging die Grenzscheide, hier stand das feste Schloß »Vorland«, ein Name, der sich erst um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts in Fahrland umwandelte. Um ebendiese Zeit, nachdem »Schloß Vorland« bis dahin landesherrliche Vogtei gewesen war, saßen hier die Stechows, die damals in verschiedenen Zweigen blühten und im Havellande reich begütert waren. Sie besaßen zunächst Stechow selbst, dann Satzkorn, Dyrotz, Groß Glienicke, Hainholz und Fahrland. Hier in Fahrland hatten sie drei Rittergüter. […] Kurfürst Friedrich III. ließ das alte Schloß abtragen und dafür »ein neues Schloß oder Lusthaus von zwei Etagen mit sieben Logamenten«, welches zugleich als Amtshaus dienen sollte, erbauen. Bei Herstellung desselben wurde die alte Kirche auf dem Kirchberg als Steinbruch benutzt, und die schönen Gewölbe und Spitzbogen fielen, um als »Amtshaus im Kasernenstil« wieder aufzustehn.“ (Theodor Fontane)

Das Amtshaus, welches Theodor Fontane bei seinem Besuch 1869 in Fahrland vorgefunden hatte, existiert nicht mehr. Heute steht auf dessen Fundamenten ein Kindergarten. Doch an dieser Stelle befand sich seit dem 12. Jahrhundert die Burg Vorland, aus deren Namen sich der Ortsname Fahrland ableitet. Seit dem frühen 15. Jahrhundert residierte hier das alteingesessene Adelsgeschlecht von Stechow, denen zahlreiche Dörfer in der Mark Brandenburg gehörten. Die Familie verkaufte 1693 ihren Fahrländer Besitz für 50.000 Reichstaler an Kurfürst Friedrich III. (1657-1713), dem späteren König Friedrich I. Dieser ließ die alte Burg abtragen und einen als „Lusthaus“ bezeichneten und gleichzeitig als Amtshaus dienenden nüchternen Bau mit zwei Etagen errichten.

Im Zuge der preußischen Kreisreform 1872 wurde das königlich-preußische Domänenamt Fahrland aufgelöst und die Amtsverwaltung nach Potsdam verlagert. Das Gebäude diente fortan als Wohnhaus für den Gutspächter. Der bauliche Zustand des Wohnhauses war desolat, so dass es 1929 abgerissen und durch den heutigen massiven zweistöckigen Bau ersetzt wurde, in dem die Familie des Domänenpächters weiterhin wohnte. Die Wohnnutzung endete in den 1930er Jahren, als das Domänengut wegen des Kasernenbaus am Krampnitzsee aufgelöst wurde. Nach 1945 beherbergte das Gebäude Flüchtlinge, ab Anfang der 1950er Jahre war im Obergeschoss eine Grundschule und im Erdgeschoss ein Kindergarten untergebracht. Letzterer befindet sich noch heute in dem 1998/99 umfassend sanierten Gebäude.

Adresse

KITA Fahrländer Landmäuse
Marquardter Str.
Ausbau 1
14476 Potsdam
Deutschland

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