Pressemitteilung Nr. 241 vom 04.05.2021 „Menschen mit Behinderung müssen zahlreiche Hürden überwinden“

Behindertenbeauftragte der Landeshauptstadt Potsdam zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai
Auf dem Bild ist Tina Denninger zu sehen.
© Landeshauptstadt Potsdam / R. Schnabel
Beauftragte für Menschen mit Behinderung Dr. Tina Denninger (© Landeshauptstadt Potsdam / R. Schnabel)

Am 5. Mai findet der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt. Aus diesem Anlass macht Dr. Tina Denninger, die Beauftragte für Menschen mit Behinderung der Landeshauptstadt Potsdam, deutlich, dass auch 29 Jahre nach dem erstmaligen Ausrufen des Tages die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft noch keine Selbstverständlichkeit ist.

„Menschen mit Behinderung müssen zahlreiche Hürden überwinden, denen Menschen ohne Behinderung nicht im Weg stehen, die sie gar nicht kennen oder nicht wahrnehmen“, so Dr. Tina Denninger. Der Europäische Protesttag soll auf diesen Missstand aufmerksam machen. „In meinen Augen sollte jeder Tag ein Tag sein, an dem wir uns für die Gleichstellung und Teilhabe von Menschen mit Behinderung einsetzen“, sagt die Beauftragte für Menschen mit Behinderung.

„Die Morde an vier Menschen mit Behinderung am 28. April 2021 in einer Einrichtung in Potsdam und die Reaktionen der Medien zeigen, wie wenig die Lebensumstände von Menschen mit Behinderung bekannt sind, wie stark Menschen mit Behinderung noch immer in Parallelgesellschaften gedrängt sind und wie wenig sichtbar und hörbar sie werden“, so Denninger weiter. „Um dies zu verändern, muss sich an verschiedenen Stellschrauben etwas ändern.“

Nach Auffassung der Beauftragten müssen sich Strukturen verändern, rechtliche Grundlagen zur Gleichberechtigung geschaffen, vor allem aber auch durchgesetzt werden. Denn Menschen mit Behinderung brauchen dieselben Chancen und Möglichkeiten in punkto Arbeit, Wohnen und allen anderen Lebensbereichen, wie Menschen ohne Behinderung. Die Landeshauptstadt Potsdam hat sich mit dem Inkrafttreten und der Umsetzung des Lokalen Teilhabeplans 2.0 selbst verpflichtet, an den entsprechenden Strukturen zu arbeiten und konkret etwas an der Lebenssituation von Menschen mit Behinderung zu verändern.

Wichtig ist der Beauftragten auch, dass Menschen mit Behinderung mehr gesehen, gehört und beteiligt werden. „Nur die Beteiligung der Experten und Expertinnen selbst kann zu guten Veränderungsprozessen führen. Die Unterstützung des Beirats für Menschen mit Behinderung sowie die Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in die Gremienarbeit ist eine wichtige Säule der Beteiligung“, sagt Dr. Tina Denninger.

Entscheidend für gleichberechtigte Teilhabe sind nicht zuletzt gute, niedrigschwellige und barrierefreie Informationen. Nur wer gut über Rahmenbedingungen, Rechte und Möglichkeiten informiert ist, kann diese auch wahrnehmen. Um in Zukunft möglichst viele Informationen barrierefrei bereitzustellen, arbeitet die Landeshauptstadt Potsdam an der Barrierefreiheit ihrer Websites. Demnächst wird dazu ein eigener Auftritt in leichter Sprache gelauncht. Um Informationen zur Barrierefreiheit bereitzustellen und die Bürgerinnen und Bürger in Potsdam für dieses Thema zu sensibilisieren, beteiligt sich die Landeshauptstadt Potsdam an der Aktion „Map my Nachbarschaft“ der rollstuhlgerechten Web-App wheelmap. Mit Unterstützung der Beauftragten sollen Schulen und andere Einrichtungen sowie alle Potsdamerinnen und Potsdamer die Möglichkeit haben, ihre Nachbarschaft auf Rollstuhlgerechtigkeit zu überprüfen und ihre gesammelten Daten auf der interaktiven Karte einzutragen. So wird es Rollstuhlnutzern und Rollstuhlnutzerinnen erleichtert, ihren Alltag zu planen. „Es ist noch ein langer Weg zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, aber wir gehen den Weg zielstrebig Schritt für Schritt“, so die Beauftragte.  

Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung findet jährlich am 5. Mai statt. 1992 wurde der Aktionstag von den Interessenvertretungen Selbstbestimmt Leben Deutschland (ISL) ins Leben gerufen. Der Tag wurde auf den 5. Mai gelegt, da an diesem Tag auch der Europatag des Europarates stattfindet und damit gezeigt werden soll, dass alle Menschen europaweit gleichgestellt sein sollen.